"Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada" spielt Dwight Yoakam an der Seite von Tommy Lee Jones
In dem texanischen Kaff in Cibolo County an der US-Mexiko-Grenze möchte man nicht tot über den Maschendrahtzaun hängen, geschweige denn begraben sein. Das ist jedoch nicht der Grund, warum in Tommy Lee Jones' fulminatem Regiedebüt eine Leiche auf Reisen geht und gleich dreimal beigesetzt wird. Der lakonische Neo-Western, in dem Jones neben Barry Pepper und Dwight Yoakam auch eine der Hauptrollen spielt, handelt von sozialer Ungerechtigkeit, Mord und Rache. Der Tod eines illegalen mexikanischen Einwanderers führt zu einem äußerst eigenwilligen Fall von Selbstjustiz.
Eine Leiche auf Reisen
Tommy Lee Jones spielt Pete Perkins, einen Rancher, dessen Hilfsarbeiter Melquiades Estrada (Julio Cesar Cedillo) erschossen und in der Wüste verscharrt wurde. Perkins, der sich im Laufe der Zeit mit dem illegalen Einwanderer angefreundet hatte, drängt den zuständigen Sheriff Belmont (Dwight Yoakam) zur Aufklärung. Doch warum sollte er Ermittlungen aufnehmen? Ein Illegaler weniger ist ein Problem weniger. So läuft es in dem tristen Grenzort. Estradas Leiche wird nach widerwillig durchgeführter Obduktion in einem schmucklosen Grab verbuddelt. Fertig! Dabei steht der Täter bereits kurze Zeit später fest. Der neue Grenzpolizist Mike Norton (Barry Pepper) hat Estrada während einer Routinepatrouille in einem Panikanfall erschossen. Belmont und der Chef der Grenzpolizei sehen jedoch keinerlei Handlungsbedarf und vereinbaren Stillschweigen. Als Perkins jedoch erfährt, wer Estrada getötet hat, nimmt er das Gesetz in die eigene Hand. Er beschließt, Norton eine Lektion zu erteilen, die der sein Leben lang nicht vergessen wird. Aber viel wichtiger noch: Perkins will seinem Freund ein Versprechen erfüllen. Er entführt den Grenzer, zwingt ihn Estrada auszugraben und mit ihm und der Leiche über die Grenze nach Mexiko zu reiten, um den Getöteten in seinem Heimatort zu bestatten. Belmont und die Grenzpolizei nehmen die Verfolgung auf...
Entschlossen, gnadenlos, zielgerichtet: Tommy Lee Jones
Bereits bei den Filmfestspielen von Cannes 2005 gewann Tommy Lee Jones für sein Porträt des enschlossenen Ranchers den Darstellerpreis, das mexikanische Ausnahmetalent Guillermo Arriaga (Babel, Amores Perros, 21 Gramm) wurde für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Warum "Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada" erst nach mehr als zwei Jahren bei uns auf DVD erscheint (parallel läuft er in einigen wenigen Programmkinos), ist unverständlich, zeigt aber, dass es Filme, die nicht massenkompatibel sind und sich an ein anspruchsvolleres Publikum wenden, trotz großer Namen immer schwerer haben.
Dabei ist Tommy Lee Jones' groteskes, makabres Rache-Epos alles andere als geschraubtes Kunstkino. Das Drama könnte glatt von T.C. Boyle erdacht worden sein, so bravourös halten sich Realismus, surreale Momente, schwarzer Humor und Todernst die Waage. So selbstverständlich verpackt Tommy Lee Jones das amerikanische Dauerproblem der illegalen Einwanderer aus Mexiko in eine wuchtige Parabel um Menschenwürde. Was ihn als Perkins jedoch nicht daran hindert, mit Norton gnadenlos und brutal umzuspringen. Aber auch das spricht für den Film: Freunde werden Perkins und Norton trotz ihrer gemeinsamen Odyssee nicht, dazu ist "Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada" einfach zu wenig Hollywood. Wenn schon, dann weckt der Film Erinnerungen an Sam Peckinpahs "Bring' mir den Kopf von Alfredo Garcia" und John Sayles' "Lone Star" mit Kris Kristofferson.
Feist, lethargisch, impotent: Dwight Yoakam
Hier beweist Dwight Yoakam endlich mal wieder, dass er ein ausgezeichneter Schauspieler ist. Bisweilen in seiner Rollenauswahl nicht immer allzu zielsicher, trifft er diesmal als feister, lethargischer, impotenter Sheriff voll ins Schwarze. Er gibt zwar eine lächerliche Figur ab, verkommt aber niemals zur Karikatur. Genauso wenig übrigens wie Barry Pepper als stumpfer Grenzpolizist Mike. Musikfans dürfen sich außerdem über einen Kurzauftritt von Levon Helm (The Band) freuen: Helm spielt - tatsächlich erschütternd gealtert - einen blinden Greis, der in seinem Haus mitten in der Wüste auf den Tod wartet.
Fazit: Endlich erscheint Tommy Lee Jones' Regiedebüt auch bei uns! Mit dem preisgekrönten Neo-Western "Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada" beweist der Schauspieler, dass er auch hinter der Kamera zum Besten zählt, was Hollywood momentan zu bieten hat.