Aus einem einzigen Grund: Ellen Burstyn, die damals die Mutter des Besessenen Linda Blair spielte, ist seit 1973 erstmals wieder mit von der Partie. Selbstverständlich übernahm sie aber diesmal nicht mehr Mutterrolle. Die ging an Jennifer Nettles. Die Country-Sängerin war auch schon in dem Drama "Harriet - Der Weg in die Freiheit" dabei. In "Der Exorzist: Bekenntnis" erlebt man sie erstmals in einer tragenden Rolle.
Zwei Mädchen, ein Dämon und verzweifelte Eltern
Durch ein schweres Erdbeben hat Victor Fielding (Leslie Odom Jr.) seine schwangere Frau verloren. Das Kind konnte wie durch ein Wunder gerettet werden. 12 Jahre sind seitdem vergangen. Victor versucht alles, für Angela (Lidya Jewett) ein guter Vater zu sein. Er lässt auch einiges durchgehen, doch als seine Tochter nach der Schule nicht nach Hause kommt, alarmiert er die Polizei. Auch ihre beste Freundin Katherine (Olivia Marcum) ist verschwunden.
Zusammen mit deren Eltern Miranda (Jennifer Nettles) und Tony (Norbert Leo Butz) macht sich Victor selbst auf die Suche. Erst nach drei Tagen werden die Mädchen völlig verstört im Wald aufgegriffen. Im Krankenhaus ruhig gestellt, verändern sich zuerst ihre Körper, dann ihre Augen, und plötzlich sind auch ihre Stimmen verstellt. Victor, Tony und Miranda wollen es zuerst nicht glauben, aber ihre Kinder stehen unter dem Bann einer bösen Macht. Die Eltern sind verzweifelt und suchen Hilfe bei der Frau, die so etwas vor langer Zeit selbst er- und überlebt hat: Chris MacNeil (Ellen Burstyn).
"Der Exorzist: Bekenntnis" - Auf Teufel komm raus
Natürlich wird wieder die Katholische Kirche dazu gerufen und das volle Programm eines Exorzisten wird durchgezogen werden. Das letzte Drittel des Films beschäftigt sich nur damit und wirkt mitunter fast schon wie eine Propagandamaßnahme für den Vatikan, der Exorzismus immer noch eine gängige Praxis hält, um Menschen, Tiere und sogar Dinge von Dämonen zu befreien. Dass dabei schon Unschuldige zu Tode gekommen sind, ist das eigentlich Gruselige daran. Auch 1973 verfolgte William Friedkin eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Exorzismus und schaffte gerade damit diese angsteinflössende Stimmung, alles für wahre Münze zu nehmen. Das Horror-Kino wurde damals revolutioniert.
Inzwischen sind Filme über religiöse Teufelsaustreibungen keine Seltenheit mehr. Sie alle funktionieren nach den gleichen Genre-Regeln, die Friedkin damals aufstellte. Auch "Der Exorzist: Bekenntnis" macht da keine Ausnahme. Regisseur David Gordon Green fällt also auch nichts Neues ein und ruht sich wie schon bei seiner Reaktivierung von "Halloween" mit drei Teilen einzig darauf aus, dass er nun die 'Originalmarke' weiterführt. Um sich dieses Label aufzudrücken, ist es auch so wichtig, nochmals einen Star aus der alten Besetzung mit ins Boot zu holen. War es bei "Halloween" die damals als "Scream-Queen" betitelte Jamie Lee Curtis, ist es nun Charakterdarstellerin Ellen Burstyn, die für "Der Exorzist" sogar für den Oscar nominiert war, ihn dann aber erst 1975 für "Alice lebt ihr not mehr" an der Seite von Country-Legende Kris Kristofferson bekam.
Schauspielerische Herausforderung für Jennifer Nettles
Auch wenn Jennifer Nettles' Rolle der Miranda in "Der Exorzist: Bekenntnis" durchaus vergleichbar ist mit der von Ellen Burstyn im Originalfilm, hat die Mutterrolle hier weniger Gewicht. Die Hauptfiguren sind eindeutig die von Leslie Odom Jr. ("Glass Onion: A Knives Out Mystery"), der ebenfalls Sänger ("Hamilton") auftritt, und Lidya Jewett ("Hidden Figures") als Vater und Tochter. Nettles hat ihren größten Augenblick, wenn ihre Filmtochter beim Gottesdienst blutverschmiert und apathisch zum Altar schreitet. Sofort springt sie von der Kirchenbank auf, um ihr Kind retten zu wollen. Danach ist sie fast geneigt aufzugeben, findet aber neue Kraft durch die Gemeinschaft mit anderen, die alle gewillt sind, den beiden Teenagern den Teufel auszutreiben.
Schauspielerisch muss die zweifache Grammy-Gewinnerin also einiges leisten, um die emotionale Berg- und Talfahrt zu meistern. Aber das gelingt ihr hervorragend, und sie fügt sich dabei gekonnt in das Ensemble ein.
Noch steht nicht fest, ob Jennifer Nettles auch in der Fortsetzung dabei sein wird, die 2025 ins Kino kommen soll. Insgesamt plant David Gordon Green wie schon bei "Halloween" drei Teile. Ergiebig wird das Ganze wahrscheinlich nicht.
Schon seine "Halloween"-Relaunch enttäuschte und auch bei seiner neuen Trilogie von "Der Exorzist" zeichnet sich ab, dass mehr auf Effekthascherei als auf subtile Nuancen wie im Originalfilm gesetzt wird. Trotz neuester Film- und Computertechnik hat das die gleiche Wirkung hat schon vor 50 Jahren. Nur dass das Publikum von heute inzwischen sehr viel abgebrühter ist.
Fazit: Im Kino ist Exorzismus ein alter Hut. Daran wird auch die Wiederbelebung des Horrorklassikers "Der Exorzist" von 1973 nicht viel ändern. Zumal die gleiche Höllenkunst zum Einsatz kommt wie schon hundertfach gesehen. Netter Bonbon ist aber die Mitwirkung von Jennifer Nettles.
Regie | Darsteller | Rolle | ||||
David Gordon Green | Leslie Odom Jr. | ... | Victor Fielding | |||
Ellen Burstyn | ... | Chris McNeil | ||||
Ann Dowd | ... | Ann | ||||
Raphael Sbarge | ... | Pastor | ||||
Jennifer Nettles | ... | Miranda | ||||
Olivia Marcum | ... | Katherine | ||||
Lidya Jewett | Angela | |||||