Der so typisch amerikanisch aussehende Countryschuppen steht also in Holland, in der Stadt Klaaswaal. Na gut, warum auch nicht? Doch eine Szene im Backstage-Bereich macht den Autoren dieser Zeilen etwas stutzig: Keine Kommunikation findet unter Watsons Begleitmusikern statt. Still und ehrfurchtsvoll lehnen sie - ziemlich eingeschüchtert - an der Wand, lauschen dem Geklimper und den Worten des Bandleaders und fiebern vermutlich dem nahenden Auftritt entgegen. So verhält sich keine Band aus USA auf Europatour. Vielleicht sind die Watson-Mitstreiter Gene Kurtz (Bass), Don Don Pawlak (Pedal Steel Guitar), Don Raby (Fiddle) und Herb Belofski (Drums) ja die europäischen Mietmusiker für die kleine Tour durch den alten Kontinent? Kann sein, ist ja legitim.
Und ganz ehrlich: Wer nur die gleichzeitig erscheinende CD kennt, würde - rein musikalisch - wohl kaum auf diese Vermutung kommen. Doch die Kamera ist gnadenlos. Sie fängt die angestrengten Gesichter ein, denen allen - außer natürlich Watson - kein einziges Lächeln während der Show über die Lippen kommt. Kein Wort zu einem der Mitmusiker. Keine Bühnenchoreografie, sondern volle Konzentration von der ersten bis zur letzten Minute.
Dale Watson ist natürlich auch konzentriert. Doch er ist gleichzeitig auch erstaunlich locker und lässig. Ein souveräner Entertainer, ein cooler Bühnen-Profi. So weist er seine wackeren Musikanten den Weg durch das insgesamt 28 Titel umfassende Repertoire dieses Abends. Darunter finden sich Klassiker und Raritäten wie "Heaahh!!", "Whiskey of God", "Made In Japan", "Wine Wine Wine", das skurrile "Yellow Mama", "I See Your Face", "A Real Country Song (Mr. DJ)" oder die Suff- und Liebesballade "Tequila And Teardrops".
Dale Watson wird im Verlauf der Show seinem Image, einer der letzten aufrechten Vertreter der traditionellen Countrymusic zu sein, absolut gerecht. Ohne Faxen und überflüssiger Show setzt er kompromisslos auf die Kraft seiner Songs und seines seelenvollen Baritons. Ein Haudegen, einer, dem man es abnimmt, wenn er von Weltschmerz, von Liebesleid oder vom Hangover nach einer durchzechten Nacht singt. Er ist auch einer, der mit der Kamera spielt, der sie magisch anzieht. Kein Wunder, dass der aus Birmingham, Alabama geborene und in einem Kaff in Texas aufgewachsene Sänger und Songschreiber schon in mehreren kleinen Filmen mitwirkte.
Fazit: Ein solider Konzertmitschnitt des Traditionalisten in einem holländischen Club. Keine Show, kein Firlefanz - dafür jede Menge rustikaler Honky-Tonk-Songs. Soundqualität und Bildregie sind tadellos, Extras gibt es, außer den Songtiteln, keine. Leider gibt es zur DVD auch kein Booklet. (Laufzeit circa 90 Minuten)
Label: Rounder Europe (in-akustik) | VÖ: 18.August2006 |
Titelliste
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01 | Welcome to Newland | 15 | Exit 109 |
02 | Honkey Tonkers | 16 | I See Your Face |
03 | Making Up Time | 17 | Gone, Gone, Away, Pretty Girls Never Stay |
04 | You Pour Salt In The Wound | 18 | Tequila And Teardrops |
05 | Heaahh!! | 19 | I Take A Lot Of Pride In What I Am |
06 | I'm Wondering | 20 | Hair of The Dog |
07 | Luther | 21 | South Of Round Rock Texas |
08 | Whiskey or God | 22 | No Help Wanted |
09 | 38-21-34 | 23 | A Real Country Song (Mr. DJ) |
10 | Made in Japan | 24 | I Ain't Been Right |
11 | Wine Wine Wine | 25 | Way Down Texas Way |
12 | Yellow Mama | 26 | My Heart Is Yours |
13 | I Think Of You | 27 | Nashville Rash |
14 | Flat Tire | 28 | Reprise |