Der vernehmlich in Holzfällerhemden gekleidete Fünfer holt sich seine Inspirationen mitunter auch von Folkies wie Woody Guthrie und Hobos wie Seasick Steve. Das wird schon im Bandnamen deutlich, den sie sich aus einer Story von Beatnik-Kult-Autor Jack Kerouac entliehen haben. Mit ähnlich anarchischer Wucht wie Keruac seine Romane entwarf, legt die Band auch live los. Das lässt sich wunderbar mit der nun vorliegenden DVD bestaunen: "Live at The Orange Peel and Tennesse Theatre" heisst das von Lee Tucker produzierte Werk. Es zeigt die Band in ebendiesen zwei Locations – und dazu in fulminanter Spielfreude.
Obwohl die Band auf elektrisch verstärkte Instrumente verzichtet und mit klassischen Instrumenten (Fiddle, Kontrabass, Banjo, Akustikgitarre, Harp) auskommt, geht der Punk ab. Und wie. Selten ist Old-School und String-Band-Sound radikaler und schwungvoller auf die Bühne gebracht worden, als von dieser Ende der 1990er Jahre gegründeten Band. Deshalb sprechen OCMS, wie die Formation kurz von ihren Fans genannt wird, auch keine 80jährigen Veteranen an – wie ein Blick in das prall gefüllte Auditorium der beiden Konzerte belegt. Nein, es ist ein junges Publikum, das an dem phantasievollen und energiegeladenen Mix aus Folk, Bluegrass, Country und Rock 'n' Roll ihre helle Freude hat.
Das liegt zum einen an der überbordenden Live-Energie der Band. Zum anderen betreibt das Ensemble nicht langweilige Ahnenforschung. Anstatt bemüht in den Fußstapfen ihrer Vorbilder treten zu wollen, arrangieren sie die überlieferten Werte und Melodien zeitgemäß. Und erfreulich respektlos. Das Ergebnis ist Musik, wie auf dieser DVD zu bewundern.
Die Ende 2008 aufgezeichneten Konzerte servieren für alle OCMS-Novizen die Glanzlichter ihrer noch jungen Karriere. Dazu gehören "Hard to Love", "Down Home Girl", "Caroline", "Reuben's Train", "Shack #9" und "CC Rider" - nur um einige wenige zu nennen - durch die Bank stimmungsvoll, virtuos und mit grandiosem Gefühl für die Mitmusiker interpretiert.
Das 20 Songs-starke DVD-Konzerterlebnis profitiert aber auch durch eine angemessen ruhige Regie: kaum hektische Schnitte oder effekthascherische Zoomfahrten. Dafür umso mehr intime Bühnenbilder, Totalen und Aufnahmen vom frenetischen Publikum.
Fazit: Klasse Musik, sympathische Musiker, angenehm hektikfreie Regie – so stellt man sich eine Live-DVD vor. Die Neo-Folkies von Old Crow Medicine Show laufen bei den Mitschnitten von Ende 2008 zur Höchstform auf.
Label: Nettwerk (Soulfood) | VÖ: 10. September 2010 |
Titelliste
Links
01 | Hard to love | 12 | Humdinger |
02 | Down home girl | 13 | Next go 'round |
03 | Trials & troubles | 14 | Tennessee pusher |
04 | I hear them all | 15 | Sally anne |
05 | Wheeling breakdown | 16 | Wagon wheel |
06 | Raise a ruckus | 17 | Tell it to me |
07 | Caroline | 18 | Fall on my knees |
08 | Mary's kitchen | 19 | Tell it to me(reprise) |
09 | Alabama high-test | 20 | Cc rider |
10 | Reuben's train | 21 | Shack # 9 |
11 | Hard to tell |