Und das ist er immer noch, wie sein aktuelles Album "Duets: Re-Working The Catalogue" beweist. Wie immer lässt sich Morrison auch hier nicht auf ein spezielles Genre einnorden. Mal Soul, mal Jazz, mal Folk, mal Country. Je nach Lust und Laune und Gesangspartner/in.
Zum Auftakt der von ihm und Stones-Soundschmied Don Was produzierten CD huldigt der Nordire seinen Soul-Wurzeln: "Some Peace of Mind" kredenzt er kratzbürtig mit dem Mitte 2014 verstorbenen Bobby Womack - eine letzte große Verneigung vor dem Soul-Giganten. Das anschließende "If I Ever Needed Someone" sang er mit der mittlerweile 75 Lenze zählenden Mavis Staples ein. Dass die legendäre Soul-, Gospel- und Rhythm And Blues-Sängerin nicht mehr die Jüngste ist, wird in ihrem brüchigen Vortrag zu jeder Note deutlich. Aber egal, Feeling und Intonation sind grandios. Gefälliger geht es aber mit dem lässig groovenden "Higher Than The World" weiter, bei dem er mit Jazz-Schmusekater George Benson gemeinsame Sache macht. Gesanglich ergänzen sich die beiden Legenden. An ihren Instrumenten setzen sie aber Kontrapunkte: Benson brilliert mit geölten Gitarrenläufen - Morrison dilettiert mit knarzigem Alt-Saxophon.
Lieblicher, aber auch zeitgemäßer und irgendwie überzeugender fällt das erste Duett mit einer jungen Künstlerin aus: mit der 27-Jährigen Soul-Blondine Joss Stone. "Wild Honey" setzt ein echtes Highlight der CD. Auch weil der verzweifelt werbende Morrison und die souverän distanzierte Stone ein so ungleiches Paar abgeben...
Es folgen eine schräge Revuenummer mit PJ Proby ("Whatever Happened to PJ Proby"), ein braver Gospel mit Clare Teal ("Carrying A Torch"), ein flotter Swing mit Jazz-Könner Gregory Porter ("The Eternal Kansas City") und eine düstere Blues-Ballade mit Ex-Simply-Red-Rotkehlchen Mick Hucknall ("Streets of Arklow"). Dann: Jazz mit Natalie Cole ("These Are The Days") und ein starkes, im New Orleans-Synkopen-Groove angelegtes Duett mit Blues-Legende Georgie Fame ("Get On With The Show").
Erst aber als er seine Tochter Shana zum Zwiegesang bittet, schlägt er ruhigere, akustischer Töne an: "Rough God Goes Riding" heißt der wunderbare Folk-Song, bei dem die zwei Morrisons ein prächtiges Team abgeben. Auch wenn der Track gegen Ende an Fahrt aufnimmt und das Arrangement dichter und dichter wird, schimmert hier erstmals Van Morrisons Talent für Country und Folk durch. Noch deutlicher kommt dies beim Paarlauf mit einem anderen Kauz von der britischen Insel zum Vorschein: Beim Duett mit Ex-Dire-Straits-Chef Mark Knopfler und der unverblümten Heimat-Hymne "Irish Heartbeat". Ein schöner, ruhiger Song, mit Knopflers unverkennbarer Leadgitarre. Bevor Van Morrison gemeinsam mit Taj Mahal und dem Titel "How Can A Poor Boy" einen finalen Blues anstimmt, gibt er noch kräftig Gas: im Team mit Sonnyboy Michael Bublé und dem Morrison-Klassiker "Real Real Gone".
Fazit: Im Doppel läuft Van Morrison stets zur Glanzform auf. So auch hier. Leider hat er dieses Mal auf Gäste aus Nashville verzichtet - und das Album mehr im Jazz und Soul angelegt.
Label: Exile / RCA (Sony) | VÖ: 20. März 2015 |
Titelliste
01 | Some Peace of Mind (mit Bobby Womack) | 09 | These Are The Days (mit Natalie Cole) |
02 | If I Ever Needed Someone (mit Mavis Staples) | 10 | Get On With The Show (mit Georgie Fame) |
03 | Higher Than The World (mit George Benson) | 11 | Rough God Goes Riding (mit Shana Morrison) |
04 | Wild Honey (mit Joss Stone) | 12 | Fire In The Belly (mit Steve Winwood) |
05 | Whatever Happened to P.J. Proby (mit P.J. Proby) | 13 | Born to Sing (mit Chris Farlowe) |
06 | Carrying A Torch (mit Clare Teale) | 14 | Irish Heartbeat (mit Mark Knopfler) |
07 | The Eternal Kansas City (mit Gregory Porter) | 15 | Real Real Gone (mit Michael Bublé) |
08 | Streets of Arklow (mit Mick Hucknall) | 16 | How Can A Poor Boy? (mit Taj Mahal) |