Doch auch der beste Produzent kann nur wenig ausrichten, wenn die Band keine Leistung bringt. Solche Sorgen sind bei Blackberry Smoke jedoch nicht angebracht, wie schon der Opener "Let Me Help You (Find the Door)" unter Beweis stellt. Ein saftiges Riff, ein treibender Bass und die markante Kratzbürste von Sänger Charlie Starr ergeben einen Southern-Rock-Eintopf vom Feinsten. Da könnte nicht nur die Rockerfraktion in Lederkutte schon bald Nackenstarre vom eifrigen Kopfnicken bekommen. Dass das langhaarige Quintett seine Wurzeln nicht nur im Rock 'n' Roll, sondern auch in der traditionellen Country Music hat, zeigt sich beim Titeltrack "Holding All the Roses". Verspielte Gitarrenklänge und Fiddle-Einsätze versprühen kurzzeitig so etwas wie Bluegrass-Romantik, finden jedoch in furiosen Rocksalven immer wieder ein mächtiges Pendant. Was in der Beschreibung vielleicht etwas rabiat und unkonventionell klingt, ergibt musikalisch gesehen einen wahren Leckerbissen. Gekonnt und zielsicher navigieren Blackberry Smoke zwischen den verschiedenen Stilrichtungen, und sorgen so für das Highlight des Albums.
Nach so einem Prachtstück kann der folgende Track eigentlich nur abfallen, und so ist es auch. "Living in the Song" ist nett anzuhören, aber großer Wiedererkennungswert ist nicht vorhanden. "Rock and Roll Again" ist da schon deutlich peppiger und erinnert von der Melodie her etwas an die simple, aber unverschämt eingängige Schule von Status Quo. Auch eine Rockballade geben Starr und seine vier Mitstreiter in Form von "Woman in the Moon" zum Besten. Solide ist das Stück ohne Frage, doch erneut möchte der Funke nicht gänzlich überspringen. Die Jungs aus Atlanta kriegen allerdings schnell die Kurve, denn es folgt mit dem gelungenen "Too High" ein erneuter Ausflug in Richtung Country, in dem Geige und Steel Guitar für besondere Akzente sorgen.
An diesem Punkt des Albums scheint eine Erhöhung der Gangart nötig, und genau das liefern Blackberry Smoke mit "Wish In One Hand" auch. Rustikal, erdig und eingängig zeigt die Nummer deutlich, wo die ganz große Stärke der Band liegt. So darf es gerne weitergehen, und nach dem seichten Interlude "Randolph County Farewell" wird das bissige und kraftvolle "Payback's a Bitch" dieser Forderung absolut gerecht. Etwas klassischer und schunkeliger wird es dann mit dem gemächlichen "Lay It All On Me", bei dem Piano und Slide Guitar nostalgische Gefühle hervorrufen. Etwas überraschend geht es dann auch bei "No Way Back to Eden" mit angezogener Handbremse weiter. Das ruhige und nachdenkliche Lied besticht durch einen eigenwilligen Groove und wird so zu einem weiteren Highlight kurz vor der Ziellinie.
Doch Blackberry Smoke wären nicht Blackberry Smoke, wenn sie nicht mit rauchenden Colts von dannen ziehen würden. So gibt es mit "Fire In The Hole" zum Abschluss noch einmal das volle Brett auf die Ohren. So muss es sein.
Fazit: Mit "Holding all the Roses" liefern Blackberry Smoke ein grundsolides Album mit einem alles überragenden Titelsong ab. Nicht ganz so hochkarätig und dynamisch wie der Vorgänger, aber Fans von ehrlichem Southern Rock kommen dennoch auf ihre Kosten.