Es scheint fast unvermeidlich, dass solch harte Arbeit früher oder später Früchte trägt, und genauso kam es für Blackberry Smoke. Mit ihren fulminanten Liveshows und zwei gelungenen Studioalben schaffte sich die Band nach und nach ein treues Gefolge, und der nächste große Schritt ließ nicht lange auf sich warten. Sowohl die Southern Rock Giganten Lynyrd Skynyrd als auch die Texas Blues Legenden ZZ Top nahmen Blackberry Smoke als Vorband mit auf Tour. Doch damit nicht genug, denn auch in der Country-Szene konnten sich die Jungs aus dem Peach State einen Namen machen, als sie 2011 im Vorprogramm der Zac Brown Band auf den großen Bühnen spielen durften.
Die Begegnung mit Zac Brown, der ebenfalls aus Georgia stammt, sollte sich als wahrer Segen herausstellen. Brown war von Blackberry Smoke so angetan, dass er sie kurzerhand bei seinem Plattenlabel Southern Ground unter Vertrag nahm. Schnell ging es ins Tonstudio und das dritte Album der Band, mit dem ungewöhnlichen Namen "The Whippoorwill" (Die Schwarzkehl-Nachtschwalbe), erschien in den USA im August 2012. Bis auf Platz acht der Country Charts kämpfte sich die Scheibe vor, und nun gibt es das gute Stück mit etwas Verspätung auch hierzulande zu kaufen.
"The Whippoorwill" mit drei Bonustracks in Europa
Was kann man von "The Whippoorwill" erwarten? Kurze Antwort: So einiges! Dank dreier Bonus Tracks ist die EU-Version der CD 15 Songs stark, und langweilig wird es dabei nicht. Blackberry Smoke überzeugen mit einem eigenwilligen Sound, der Einflüsse aus Rock, Country und Folk mit einer unverkennbaren Eigennote vereint.
Los geht’s mit dem Opener "Six Ways to Sunday", einer rockigen Midtempo Nummer, die durch ein gefälliges Riff und einen eingängigen Refrain besticht. Kein Reißer, aber durchaus ein netter Auftakt.
Direkt im Anschluss folgt mit "Pretty Little Lie" eine Perle des Albums. Die Melodie will einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen und die kratzige Stimme von Sänger Charlie Starr passt absolut perfekt.
Nach dem griffigen "Everybody Knows She’s Mine" setzen Blackberry Smoke dann mit "One Horse Town" ein weiteres Highlight. Mitreißend und emotional besingt Starr das Leben in einer von Amerikas unzähligen Kleinstädten. Natürlich horcht der Countryfan hier sofort auf, nur zu vetraut ist diese Thematik. Allerdings hat der sarkastisch beißende Text nur äußerst wenig mit den pathos-überladenen Botschaften anderer Künstler gemein (man denke da nur an Montgomery Gentrys "My Town"). Auch musikalisch ist "One Horse Town" dank eines stimmungsvollen Klangteppichs eine wirklich starke Nummer.
So geht es mit "Ain’t Much Left of Me" nahtlos weiter. Der Song war nach "Pretty Little Lie" die zweite Singleauskopplung in den USA, und man versteht schnell warum. Frisch, markant, einfach klasse.
Auch bei den verbleibenden Tracks verstehen es Blackberry Smoke, Monotonie weitestgehend zu vermeiden. Echte Rockbretter wie etwa "Leave a Scar" oder das grandiose "Shaking Hands with the Holy Ghost" finden ihren Gegenpart in sanften und groovigen Klängen, wobei besonders "Up the Road" hervorsticht.
Den Schlusspunkt der CD setzen Live Versionen von "Pretty Little Lie" und "Six Ways to Sunday", die eindrucksvoll unter Beweis stellen, warum sich Blackberry Smoke auf der Bühne am Wohlsten fühlen. Wer sich von den Live Qualitäten der Jungs selbst überzeugen will, kann dies bereits Mitte März tun, wenn die Band Halt in Hamburg, Berlin, Köln und München macht.
Fazit: Blackberry Smoke legen mit "The Whooperwill" ein wirklich gelungenes Album ab. Zwar zündet nicht jedes Lied gleichermaßen, aber im Großen und Ganzen macht die Scheibe wirklich Spaß.