Stolze 22 Lieder umfasst die Setlist, die Blackberry Smoke zum Besten geben. Für Fans bleiben da wirklich keine Wünsche offen, gibt es doch die Perlen aus jeder Schaffensphase der Band auf die Ohren. Den Auftakt macht "Shakin' Hands with the Holy Ghost", eines der vielen herausragenden Stücke auf "The Whippoorwill". Begleitet vom Beifall des Publikums setzen die ersten Töne des dreckigen Gitarrenriffs ein bevor Bass, Schlagzeug und schließlich auch Starrs knurrige Stimme hinzukommen.
Der Sound ist glasklar und hervorragend abgemischt, doch selbst die beste Klangqualität würde nicht helfen, wenn die Band ihr Handwerk nicht verstehen würde. Aber Blackberry Smoke, soviel steht bereits nach dem ersten Refrain fest, sind absolute Meister ihres Fachs. Es sitzt jeder Akkord, und Starrs Stimme ist live fast noch ein bisschen besser und authentischer als auf CD. Da ist es auch absolut verzeihlich, dass zwischen den Stücken gar nicht groß erzählt wird. Nahtlos folgen "Sanctified Woman" (vom Album "Little Piece of Dixie") und "Testify” (zu finden auf "Bad Luck Ain't No Crime"). Bei so viel geballter Rock-Power bleibt einem kaum Zeit zum Durchatmen, und der gut gelaunte Starr fasst die Botschaft des Abends vor "Six Ways to Sunday" äußerst treffend zusammen: "Don't be shy, we came to boogie tonight, baby". Ein Mann, ein Wort. Gnadenlos setzt die Band ihre Rock-Odyssee fort und spult ein wahres Hit-Feuerwerk ab.
Die Highlights auf "Leave a Scar: Live in North Carolina"
Zu den Highlights zählen das großartige "Pretty Little Lies" und "Up In Smoke", bei dem das Publikum im Refrain seine Stimmgewaltigkeit unter Beweis stellen darf. Erst nach über einer halben Stunde werden die Verstärker ein klein wenig runter gedreht und die Stimmung gedrosselt, um das hymnische "The Whippoorwill" zum Besten zu geben. Auch diese gemäßigten Töne liegen Blackberry Smoke ganz hervorragend, aber mit dem im Anschluss folgenden "Son of Bourbon" spannt die Band gekonnt den Bogen zurück zur Gute-Laune-Stimmung, sehr zum Gefallen der johlenden Meute. So endet die erste CD, doch wer glaubt, die Jungs aus dem Peach State hätten ihr Pulver schon verschossen, befindet sich gehörig auf dem Holzweg.
Auch auf der zweiten Scheibe werden die Gehörgänge teils umschmeichelt, teils gehörig durchgepustet. Vom unverschämt eingängigen "One Horse Town" bis hin zum vollen Brett "Ain't Much Left of Me", bei dem sich die Band in einen wahren Rausch spielt, geben die fünf zotteligen Männer wirklich restlos alles. Auch das fetzige "Leave a Scar" darf angesichts des Titels des Live-Albums natürlich nicht fehlen. Zum Abschluss gibt es dann nach mehr als 100 intensiven und unterhaltsamen Minuten "Shake Your Magnolia" auf die Ohren. " We love you”, ruft Starr der jubelnden Menge zu, nachdem die letzten Klänge erloschen sind. Das dürfte nach diesem Auftritt auf Gegenseitigkeit beruhen.
Fazit: Mit "Leave a Scar: Live in North Carolina" untermauern Blackberry Smoke ihren Ruf als exzellente Live-Band. Für Southern Rock Enthusiasten und Freunde schmutziger Gitarrenklänge ein echtes Highlight.