Unfassbar ist auch sein neues Album "Ashes & Fire". Unfassbar gut! Nachdem er sein letztes Bandprojekt mit den Cardinals im letzten Jahr ad acta gelegt hat, stilecht mit dem Solo-Album "Orion", präsentiert er jetzt sein neues Werk. Ein vielschichtiges, komplexes, tiefgehendes, teilweise sehr aufwändiges, immer aber auf höchstem Niveau befindliches Album. Elf Tracks bietet er an. Alle natürlich aus eigener Feder. Das knappe Dutzend Songs hat ein alter Hase im Rockbusiness in Szene gesetzt: Mister Glyn Johns. Brite, 69 Jahre alt und eine Vita, die sie wie ein Rocklexikon liest. So zählen zu den Klienten des Produzenten und Toningenieurs Kaliber wie die Rolling Stones, The Who, die Beatles, die Steve Miller Band, Led Zeppelin, Eric Clapton und die Eagles. Wow, und jetzt also Ryan Adams...
Der Grand Signeur der Tonregler hat Adams eindeutig gut getan. Denn im Gegensatz zu manch anderer seiner Alben klingt dieses Album vom ersten bis zum letzten Takt wie aus einem Guss. Mit dabei behilflich sind erstklassige Sideman. Gitarrist und Bassist Gus Seyffert, Drummer Jeremy Stacey, Pedal-Steel-Großmeister Greg Leisz, Organist Benmont Tench sowie die schöne und singende Pianistin Norah Jones. Große Namen,doch sie ordnen sich alle bedingungslos unter. Weniger Ryan Adams weiter gereifter Stimme, als den puren Schönheit der Songs.
Obwohl Ryan Adams seit Beginn seiner Karriere Mitte der 90er Jahre regelmäßig für Jubelkritiken sorgt, setzt er mit "Ashes & Fire" ein neues Glanzlicht in seiner Laufbahn. Sein Songwriting besitzt jetzt gleichermaßen Tiefe, Ästhetik und- das hat er sich früher selten getraut- mehrheitsfähige Eingängigkeit. Das kann, wie im Falle von "Chains of Love" im echten Pop enden. Großer Pop. Und trotz eines Streichquartetts ohne auf Eindruck schindendes Arrangement auskommend. Das ist: echte Größe. Ein guter Song braucht eben keine meterdicken Soundteppiche.
Dass ihm mit Glyn Johns ein Mann zur Seite steht, der vor allem in den 60ern und 70ern verwurzelt ist, hört man. So klingen nicht wenige seiner neuen Songs wie alte Neil Young-Glanztaten. Der Opener "Dirty Rain" zählt dazu, aber auch- oder vor allem- das wunderbar relaxte "Save Me". Entspannt sind aber ohnehin die meisten seiner neuen Song-Babies. Vor allem, wenn Greg Leisz herrlich einfühlsam die Pedal Steel bedient und es dabei meist in Country-Gefilde geht. Bestes Beispiel, und vielleicht sogar bester Song: "Come Home". Eine Ballade mit maximalem Gänsehautfaktor.
Wenn er ab und zu mehr Dynamik und rockiger Akzente anschlägt, tut das nicht nur der Abwechslung gut. Er hat diese Gangart natürlich auch perfekt drauf. Songs wie der Titeltrack oder das an eine Mixtur aus Young, Dylan und Grateful Dead erinnernde "Invisible Riverside" beweisen es.
Fazit: Ryan Adams am Zenit seiner Songschreiber-Kunst- perfekt in Szene gesetzt von Produzenten-Legende Glyn Johns.
Label: Pax Americana / Capitol (Sony) | VÖ: 7. Oktober 2011 |
Titelliste
01 | Dirty Rain | 07 | Invisible Riverside |
02 | Ashes & Fire | 08 | Save Me |
03 | Come Home | 09 | Kindness |
04 | Rocks | 10 | Lucky Now |
05 | Do I Wait | 11 | I Love You But I Don't Know What to Say |
06 | Chains of Love |