Für "Bigger Hands" tat sich Anderson erneut mit Top-Produzent James Stroud (Tracy Lawrence, Carlene Carter, Daryle Singletary) zusammen, der bereits sein Album "Seminole Wind" produziert hatte. Und auch die Liste seiner Co-Musiker kann sich sehen lassen: Biff Watson (Martina McBride, George Strait, Shania Twain), Eddie Bayers (Vince Gill, Bob Seger), Brent Mason (Alan Jackson, Neil Diamond, David Gates) und Wes Hightower (Olivia Newton-John, Faith Hill, Carrie Underwood) sind unter anderen zu nennen.
Mit seinem Country Crossing Records-Debüt – einem Label im Verbund mit Strouds neu gegründeten Stroudavarious Records – frei vom Druck eines Major Labels, stellte Anderson eine abwechslungsreiche und in sich stimmige Titelsammlung zusammen – eine der persönlichsten und frischesten seit Jahren. Obwohl die von Anderson in Zusammenarbeit mit so namhaften Songwritern wie John Rich (Big & Rich) entstandenen Tracks ein breites Gefühlsspektrum abdecken, liegt seine Stärke doch in den sensiblen Balladen und sehnsüchtigen Honky Tonk Songs.
Der Opener, "How Can I Be So Thirsty", ist ein Blues-Rock, der einen quasi in einen Wackeldackel verwandelt – so sehr will der Kopf mitwippen. Der Trink-Song macht gute Laune und wird durch rhythmische Breaks aufgelockert. Der nächste Titel, "Better News", hat zwar einen ähnlich schnellen Drive wie der erste, ist aber insgesamt leiser. Mit dem einfühlsamen Gesang, der markanten einmaligen Stimme und einer wehleidigen Fiddle erinnert er fast schon an Johnny Cash. Langsam geht es dann auch mit "Hawaia in Hawaii" weiter, aber keinesfalls melancholisch. Die Honky Tonk-Ballade erinnert mit ihren Slide-Gitarren an Südsee-Träume und wirkt aufheiternd.
Ähnlich geht es auch mit den nächsten neun Songs weiter: langsamere Balladen wie "Missing Her Again" und "Fade Out" und rockigere Honky Tonk-Stimmungsmacher wie "Bar Room Country" und "What Used To Turn Me On" wechseln sich ab. Eine absolute Rock-Nummer ist mit "Shorty’s Long Gone" auch enthalten. Wenn die markante Country-Stimme nicht wäre, könnte man es – mit seinem fetten E-Gitarren Blues-Rock-Riff – fast für einen AC/DC-Hit halten. Ganz anders, im Gegensatz dazu, die Liebesballade "The Greatest Story Never Told": Die Instrumentierung beschränkt sich auf gezupfte akustische Gitarren mit Violin- und Klavier-"Kommentaren", so dass der gefühlvolle Gesang ganz im Mittelpunkt steht. Schöner könnte eine Liebesode an eine Frau nicht sein. Auch der Titeltrack ist ein insgeheimes Liebeslied – genau wie die erste Single-Auskopplung "Cold Coffee And Hot Beer". Wenn SIE nicht da ist, ist die Welt wie kalter Kaffee und warmes Bier. Diese Message wird untermalt von einer Fiddle, akustischen Gitarren-Akkorden im Off-Beat und einem Klavier mit Barpiano-Sound. Ein Video zum Lied ist in Arbeit – man darf sich darauf freuen.
Doch nicht nur die Liebe wird besungen. Der Chart-Stürmer "Shuttin’ Detroit Down" könnte textlich als moderner Arbeiter- und Protestsong durchgehen. Eine Hymne über das Ende der industriellen Wirtschaft – aber auch nur textlich. Musikalisch gehört die Mid-Tempo-Nummer zur Gute-Laune-Musik.
Fazit: Sind auch Produktion und Instrumentation modern, so ist John Andersons Lieder-Handwerk zeitlos-traditionell. Der Mann mit Hut liefert hier eine großartige, ausgewogene Zusammenstellung an Honky Tonk-Songs und -Balladen.
Label: Country Crossing (In Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 9. Juni 2009 |
Titelliste
Links
01 | How Can I Be So Thirsty | 07 | Bar Room Country |
02 | Better News | 08 | Missing Her Again |
03 | Hawaia In Hawaii | 09 | Shorty's Long Gone |
04 | The Greatest Story Never Told | 10 | What Used To Turn Me On |
05 | Shuttin' Detroit Down | 11 | Fade Out |
06 | Cold Coffee And Hot Beer | 12 | Bigger Hands |