Die zehn Titel auf "Meet Glen Campbell" enthalten abenteuerliche Interpretationen von U2-Klassikern ebenso wie Cover genreverwandter Zeitgenossen wie Tom Petty und Jackson Browne. Die Idee zum Konzept stammt von Erfolgs-Produzent Julian Raymond (Rosanne Cash, Fastball, Shawn Mullins, Wallflowers), der sich auch für die Songauswahl verantwortlich zeigt. Manche mögen vielleicht Vergleiche mit Johnny Cashs gefeiertem Comeback in den 90er Jahren ziehen, als Produzent Rick Rubin die alternde Country-Legende mit Coversongs der Rockbands Nine Inch Nails und Soundgarden ("American-Recordings"-Reihe) einem jüngeren Publikum schmackhaft machte. Andere werden in "Meet Glen Campbell" dagegen eine logische Fortsetzung von Campbells früherer Arbeit sehen.
Special Guests wie Robin Zander (Cheap Tricks), Chris Chaney (Jane's Addiction), Roger Joseph Manning, Jr. und Jason Falkner (Jellyfish), sowie einige seiner Söhne und Töchter unterstützten Campbell auf seinem in nur drei Wochen in Los Angeles aufgenommenen Album. Das Ergebnis ist eine durchaus hörenswerte Platte, in der das typische Country-Idiol jedoch eher dezent zum Tragen kommt. Mit viel Selbstvertrauen fördert der einst vielgebuchte Studiomusiker das poppige oder rockige Kernstück jedes der gecoverten Songs zutage und macht sie sich auf seine ganz persönliche Art zu eigen.
Meet Glen Campbell bietet eine bunte Mischung
Schon der Opener "Sing" sorgt für Überraschung: Die Interpretation eines Songs der schottischen Indie-Pop-Band Travis. Erstaunlicherweise jedoch klingt Campbells Version, die nah am Original von 2001 bleibt, bemerkenswert stimmig. Mehr zum Alter und Musikgenre des "Rhinestone Cowboy" passen dennoch die Nummern "Walls" und "Angel Dream" von Tom Petty. Beide Campbell-Versionen sind deutlich beschwingter als ihr Original und büßen eben deswegen einiges an Tiefgang und Gänsehaut-Stimmung ein. Trotzdem sind seine Bearbeitungen eigenständige und nicht uncharmante Stücke. Abenteuerlich wird es wieder mit dem Cover des Foo-Fighters-Songs "Times Like These", das aus der Rock-Nummer einen mit Streichern überladenen Popsong macht. Nah an der Original-Version dagegen bleibt "These Days" von Folk-Legende Jackson Browne. Ruhig und sehr harmonisch bildet der Song eine willkommene Abwechslung zu den bisherigen Uptempo-Nummern. Auch die reduzierte Instrumentierung steht dem Stück besser als die sonst sehr opulenten Streicher-Einsätze.
Dass eben diese mancherorts aber durchaus ihre Berechtigung haben, zeigt zum Beispiel die Ballade "Sadly, Beautiful" der Alternative-Rock-Band The Replacements. Mit sphärischen Klängen unterlegt, gehört der Song zu den Highlights des Albums.
Mit "All I Want Is You" wagt sich Glen Campbell an einen wahren U2-Klassiker, während das weniger bekannte "Jesus" von Velvet Underground in der Campbell-Interpretation zum mehrstimmig gesungenen Gospel-Song wird. Rockig kommt dagegen der Song "Good Riddance" der amerikanischen Punk-Rock-Band Green Day daher. Mit dem etwas unmotiviert dahinplätschernden "Grow Old with Me" von der posthum erschienenen Lennon/Ono-Platte "Milk And Honey" findet das sonst durchaus gelungene Album allerdings einen etwas faden Ausklang.
Fazit: Ein Album voller Titel recht unterschiedlicher Songschreiberherkunft, die sich Glen Campbell gewohnt souverän zu eigen macht. Auf "Meet Glen Campbell" beweist der Country-Star nicht nur erneut sein musikalisches Können, sondern auch, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.