Aufgenommen wurde "Another Country" weder in Paris noch in Merritts Wahlheimat New York, sondern im sonnigen Los Angeles. Wie schon bei ihrem letzen Studio-Album "Tambourine" legte die in North Carolina aufgewachsene Gitarristin und Pianistin die Produktion in die Hände des renommierten Produzenten George Drakoulias (Black Crowes, Primal Scream, Tom Petty, Soul Asylum, u.a.). Als Special Guests sind diesmal die Gitarristen Charlie Sexton (Bob Dylan u.a.) und Doug Pettibone (Tracy Chapman, Mark Knopfler, u.a.) mit von der Partie. Das Ergebnis ist ein wunderbar leises Country-Folk-Album mit Pop- und Rock-Elementen, das nicht viel braucht, um zu überzeugen: Einfache Songs in sparsamen Arrangements, packende Melodien und eine zerbrechliche, glasklare Stimme. Merritts in Pastelltönen gehaltenes CD-Cover passt da wunderbar zu ihren verletzlichen und dennoch kraftvollen Stücken. Dass die junge Songwriterin ursprünglich lieber Romane schreiben wollte, kommt nun ihren Songs zugute. In ihnen erzählt die in Texas geborene Sängerin traurig schöne Geschichten über die Liebe und das Leben, über Verlust und die Suche nach sich selbst.
Schon der Opener "Something to Me" verzaubert mit ungekünstelter Sanftheit. Merritt singt über ihren Lieblingssong, den sie von ihrem Vater gelernt hat und man ahnt: Die zarte Sängerin mit der ausdrucksstarken Stimme hat die Gabe, selbst jede Nummer zum Lieblingslied werden zu lassen. Wie in ihrer ersten Singleauskopplung "Broken""sind Merritts Songs häufig voller Melancholie, die mit einem Klecks Optimismus zu einer harmonischen Mischung abgeschmeckt wurden. Über der unverschnörkelten Instrumentierung schwebt stets diese sanfte Stimme, von der die Stücke ganz klar getragen werden. Wie in dem Titelsong "Another Country", einer wunderschönen Gänsehaut-Ballade, bei der Merritts Gesang anfangs nur vom Piano begleitet wird. Das stellenweise von einer wehmütigen Mundharmonika unterlegte "Hopes Too High" und das soulige "Morning Is My Destination" kommen recht optimistisch daher, während das liebliche und tief melancholische "Keep You Happy" mit zarter, fast gehauchter Stimme und Streichern ziemlich dick aufträgt. Doch auch der Kitsch steht Ms Merritt durchaus gut und wird dank ihrer packender Gesangs-Melodien erträglich. Das wesentlich kraftvollere "I Know What I´m Looking For Now" sticht deutlich aus den bisherigen Songs hervor und läutet eine Reihe von Upbeat-Nummern ein. Noch beschwingter geht es mit dem souligen "Tell Me Something True" weiter. Nach dem rockigen "My Heart Is Free" wird es mit der traurig klagenden Ballade "Tender Branch" wieder deutlich ruhiger. Mit der in Französisch gesungenen Walzer-Ballade "Mille Tendresses" klingt das Album mit einer charmanten Hommage an Paris und das französische Chanson schließlich besonders zart aus.
Fazit: Ein leises Album mit reduzierten Arrangements, das mit zarten Melodien und ausdrucksstarker Stimme verzaubert. Einfach schön.
Label: Concord (Universal) | VÖ: 8. August 2008 |
Titelliste
Links
01 | Something to Me | 07 | I Know What I'm Looking for Now |
02 | Broken | 08 | Tell Me Something True |
03 | Another Country | 09 | My Heart Is Free |
04 | Hopes Too High | 10 | Tender Branch |
05 | Morning Is My Destination | 11 | Mille Tendresses |
06 | Keep You Happy |