Seit seinem 2003 erschienenen Debüt "Long Black Train" ist der aus South Carolina stammende Sänger und Songschreiber Josh Turner auf Erfolgskurs: Zwei Grammy-Nominierungen, Gold- und Platin-Segen und diverse Top-Hits ("Your Man") machen klar, dass er zur neuen Yuppie-Generation Nashvilles zu zählen ist. Und so ist die Erwartungshaltung an sein neues Album enorm. Das Schöne aber ist, dass er sich davon offenbar keinen Deut beeindrucken lässt. Lässig, souverän und unangestrengt legt er ein Dutzend neuer, stimmungsvoller, ziemlich traditionell gehaltener Songs vor, bei denen er zum großen Teil auch als Autor beteiligt war.
Wie tief der Südstaaten-Sunnyboy seine Stimme in den Keller drücken kann, belegt er gleich mal beim Intro des Openers und Titeltracks: Zehn Hertz tiefer, und nur noch junge Hunde wären in der Lage, sein Gebrumme zu vernehmen. Das beeindruckt. Zum Glück erkürt er dieses Stimm-Stilmittel dennoch nicht wie Brad Roberts, seinerzeit Sänger der Crash Test Dummies, zum tragenden Soundkonzept. Das hat Joshua Otis Turner, wie der Sänger laut ID heißt, auch gar nicht nötig. Statt effekthascherischer Tiefton-Prahlerei setzt er auf stimmige, nicht selten hübsch-simple Songs mit schönen Harmonien und solidem Songwriter-Handwerk.
Ganz klar, er befolgt das Sprichwort: Schuster, bleib bei deinen Leisten. So fällt sein musikalischer Aktionsradius auch eher eng aus. Dreh- und Angelpunkt bleibt dabei stets Country. Natürlich interpretiert er als junger Mann das Genre gelegentlich rockig ("Firecracker", "One Woman Man") und auch mal mehrheitstauglich poppig-soulig ("Nowhere Fast", gemeinsam mit Anthony Hamilton geschrieben und interpretiert). Die Bodenhaftung zu den Roots verliert der sympathische Traditionalist dennoch nie. Man lausche nur dem erstaunlich verhaltenen "The Longer The Waiting (The Sweeter The Kiss)" oder "Another Try", für das er keine Geringere als Trisha Yearwood als Duett-Partnerin gewinnen konnte.
Wie ernst es Josh Turner mit seiner Herkunft, seinen Traditionen und - letztendlich - seinem Patriotismus meint, wird in dem finalen "South Carolina Low Country" deutlich. In der Eigenkomposition huldigt er mit staatstragendem Bariton dem, besser: seinem, an Florida angrenzenden Staat und dessen tapferen Recken - Bürgerkriegskampf-Schweine wie Wade Hampton und The Swamp Fox. Freilich, harter Tobak. Doch in Amiland beileibe nichts Ungewöhnliches.
Fazit: Ein entspanntes, ganz auf die Roots der Country Music besinnendes Album des jungen Abräumers. Frank Rogers produzierte das leider kaum 50 Minuten lange Werk "Everything Is Fine" erfreulich unspektakulär.
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 30. Oktober 2007 |
Titelliste
Links
01 | Everything Is Fine | 07 | Nowhere Fast |
02 | Firecracker | 08 | The Longer The Waiting |
03 | Another Try (mit Trisha Yearwood) | 09 | One Woman Man |
04 | So Not My Baby | 10 | Soulmate |
05 | Trailerhood | 11 | The Way He Was Raised |
06 | Baby, I Go Crazy | 12 | South Carolina Low Country |