Die frisch geschiedene Claire (Jennifer Lopez) hat erst einmal genug von den Männern. Gemeinsam mit Sohn Kevin (Ian Nelson) lebt sie als alleinerziehende Mutter in einer ruhigen Villengegend und versucht, das Beste aus ihrem notgedrungenen Singledasein zu machen. Als eines Tages der gutaussehende Noah (Ryan Guzman) in die direkte Nachbarschaft von Claire zieht, ändert sich die Lage. Zunächst sind es nur kleine Gesten, mit denen Noah die Aufmerksamkeit der Mittvierzigerin auf sich zieht, doch nach und nach werden die Avancen immer deutlicher, bis das verführerische Spiel in eine gemeinsame Liebesnacht zwischen Claire und Noah mündet. Schon bald kommt die Mutter zur Besinnung und stempelt die Affekthandlung als Fehler ab. Doch Noah, der mittlerweile nicht nur Claires Nachbar sondern auch Schüler der passionierten Lehrerin ist, lässt sich nicht so einfach abservieren. Fortan verfolgt er die schöne Frau und plant einen gefährlichen Racheakt, doch trotz der Warnungen von ihrer besten Freundin Vicky (Kristin Chenoweth) begreift Claire erst viel zu spät, dass es hier längst nicht mehr um ihr trautes Familienglück, sondern um ihr eigenes Leben geht.
Da haben sich ja zwei gefunden! Weder Regisseur Rob Cohen ("Alex Cross"), noch Popsängerin und Teilzeitschauspielerin Jennifer Lopez ("Plan B für die Liebe") genießen in der Hollywood’schen Filmbranche den besten Ruf. Ganze neunmal wurde die Aktrice bereits für den Schmachpreis Goldene Himbeere nominiert, zwei der "Ehrungen" kann sie mittlerweile sogar ihr Eigen nennen. Cohen hingegen hielt sich in der Vergangenheit vornehmlich mit der Inszenierung drittklassiger Franchise-Ableger respektive TV-Projekten über Wasser. Mit der Verpflichtung von JLo soll Cohen nun endlich wieder ein großer Wurf gelingen, doch erwartungsgemäß ist der skurrile Mix aus Verführungsthriller und Familiendrama alles andere als ein sehenswerter Genrebeitrag. Nicht nur, dass der Castingcoup mit der Toyboy-Befürworterin Jennifer Lopez bei einem Film über eine Mittvierzigerin, die sich von einem wesentlich jüngeren Mann verführen lässt, das Szenario gerade zu ad absurdum führt, auch die pure Ernsthaftigkeit, mit welcher die Macher das Geschehen auf die Leinwand bringen, bricht dem Low-Budget-Movie das Genick. Trotz allem gilt: Bei aller Skurrilität ist das Skript von Debütantin Barbara Curry derart abwechslungsreich, dass zum dauerhaften Aufregen über diverse Logiklöcher, naive Entscheidungen seitens der Hauptfiguren und das Wiederkäuen der ewig gleichen Klischees kaum Zeit bleibt.
Von den Schauspielern verlangt das Skript nicht allzu viel. Allen voran Jennifer Lopez und "Step Up"-Star Ryan Guzman dienen einzig und allein als Augenschmaus für das zahlende Publikum. In einer Nebenrolle gibt es ein Wiedersehen mit Country-Sängerin Kristin Chenoweth in der Rolle von Claires Arbeitskollegin und bester Freundin Vicky, die in ihrer Funktion ihren Dienst erweist, der jedoch nicht wesentlich mehr Charakterzüge zugestanden werden, als den Hauptfiguren. Alles an "The Boy Next Door" wirkt auf befremdliche Weise ausstaffiert, was sich insbesondere in der vielerorts zur Highlight-Szene auserkorenen Sex-Szenerie wiederspiegelt. Nach mehrmaligen Nachdrehs, die das erotische Aufeinandertreffen immer wieder noch ausschweifender gestalten sollten, wirken die Softerotik-Szenen fast wie ein bemüht provokativer Fremdkörper; und das, obwohl sie für die ohnehin dünne Handlung doch eigentlich von großer Wichtigkeit sind. Hat der Film diesen - mit Verlaub - Höhepunkt erst einmal erreicht, folgt das Skript den üblichen Versatzstücken eines Films der Marke "Eine verhängnisvolle Affäre" und hält weiterhin keinerlei Überraschungen bereit.
Für das Entwerfen dramaturgisch notwendiger Zwischentöne nimmt sich das Skript derweil keine Zeit. Auf eine Aktion folgt eine Reaktion, bis das Szenario schließlich in ein haarsträubendes Finale gipfelt. Das ist alles effektiv und rauscht in seiner dynamischen Erzählweise wie ein Kurzfilm am Publikum vorbei. Mit einer sehr geringen Erwartungshaltung erlaubt es einem "The Boy Next Door" also tatsächlich, einen gewissen Spaß an der Geschichte zu haben. Doch ein Liebhaber des Mediums Film wird sich schon rasch an einen anderen Ort wünschen – zumindest wir übernehmen an dieser Stelle keinerlei Haftung für verschenktes Ticketgeld und die aufgebrachte Zeit, die sich auch in wesentlich amüsanteren Filmstoff investieren lässt, als in dieses laue Thriller-Lüftchen.
Fazit: Aus cineastischer Sicht schrammt der schmalbudgetierte Verführungsthriller "The Boy Next Door" nur knapp am Status "Vollkatastrophe" vorbei. Doch dank seines schnörkellosen Drehbuchs kann sich der Film immerhin nicht vorwerfen, langweilig zu sein.