In "Warum eigentlich...bringen wir den Chef nicht um?" feiert Dolly Parton ihr Film-Debüt.
Zehn Jahre nach Doris Days letztem Film und zehn vor "Thelma & Louise" entstand die Rachekomödie "9 to 5" (so der Originaltitel) - rückblickend wirk sie fast wie ein Bindeglied dieser beiden Gegenpole weiblichen Selbstverständnisses. Drei bodenständige Büroangestellte machen hier ihrem Chauvi-Boss das Leben zur Hölle. Die feministische Komödie mit Dolly Parton, Jane Fonda und Lily Tomlin kam zu einem Zeitpunkt, als von Frauenpower noch kaum die Rede war. Jetzt, 30 Jahre später, sind die Verhältnisse zwar völlig andere, aber die Farce funktioniert immer noch ganz gut.
Als Chef eines Unternehmens oder einer Abteilung ist man grundsätzlich der Arsch. Doch Franklin Hart, Jr. (Dabney Coleman) bemüht sich redlich, seinem Ruf als "sexistischer, egoistischer, lügender, scheinheiliger Widerling" mehr als gerecht zu werden. Kurz: Er könnte glatt Strombergs Vater sein. Jahrelang erträgt Violet Newstead (Lily Tomlin) ihren Boss nun schon. Trotz ihrer Qualifikationen übergeht er sie bei Beförderungen und degradiert sie zum Kaffeekochen. Kein Wunder, dass sie innerlich brodelt. Ganz im Gegensatz zur gutmütigen Sekretärin Doralee Rhodes (Dolly Parton). Doch ihre Laune schlägt schlagartig um, als Hart beim Diktat zudringlich wird und sie erfährt, dass die Abteilung sie sowieso für sein Flittchen hält. Doralee ist stinkwütend. Die tollpatschig schüchterne Judy Bernly (Jane Fonda) hätte sich keinen schlechteren ersten Arbeitstag aussuchen können. Während sie noch mit dem monströsen Kopierer kämpft, wird sie von Hart schon als völlig unfähig abgestempelt. Drei Frauen, ein Gedanke. Als sie sich miteinander anfreunden, dauert es nicht lange, und es ergibt sich endlich die Gelegenheit, ihrem verhassten Boss alles heimzuzahlen...
Schon die Vorspann-Collage aus morgendlichen Alltagsszenen, unterlegt mit Dolly Partons oscarnominiertem Klassiker "9 to 5", geben den lockeren Erzählton vor und verbreiten gute Laune. Mehr will der Film auch gar nicht. Natürlich, hier durchbrechen Frauen die Fesseln ihrer Diskriminierung. Aber Regisseur und Autor Colin Higgins, der auch das Drehbuch zu "Harold & Maude" schrieb, verpackte die feministische Botschaft in harmlos albernen Humor, der nie bösartig ist. Das heißt ja nicht, dass Hart. Jr. nicht anständig leiden müsste. Er hängt in SM-Ketten von der Decke seines eigenen Hauses, während die drei Racheengel im Büro für entspanntes Arbeitsklima sorgen.
Lily Tomlin, Jane Fonda und Dolly Parton - was für ein Gespann! Zwischen ihnen stimmt die Chemie und mit ihrem geballten komödiantischen Timing retten sie manch weniger gelungene Szene. Besonders albern: die Rache-Szenarien. Während die Drei den Joint kreisen lassen, gestehen sie sich gegenseitig ihre Mordphantasien. Judy jagt Hart Jr. als Großwildjägerin, Doralee als Cowgirl, und Violet darf den Boss in der gelungensten Episode als Schneewittchen inkl. Cartoon-Tierchen aus dem Bürofenster schmeißen. "Warum eigentlich...bringen wir den Chef nicht um?" bewegt sich auf Sitcom-Niveau und verfügt über genügend zündende Dialoge, witzige Nebenfiguren und Gags, dass es für einen verregneten Sonntagnachmittag allemal reicht. Manchmal wirkt er allerdings so überdreht, als litten sämtliche Beteiligten unter einem Koffein-Flash. Für Dolly Parton bedeutete "Warum eigentlich...bringen wir den Chef nicht um?" den Einstieg ins Filmgeschäft. Sie drehte bereits zwei Jahre später mit Burt Reynolds wieder unter der Regie von Colin Higgins die Musicalkomödie "Das schönste Freudenhaus in Texas".
Fazit: Doris Day meets Thelma & Louise - wenn das hochtoupierte Frauentrio in "Warum eigentlich...bringen wir den Chef nicht um?" zum Angriff auf ihren Boss bläst, werden schönste Rache-Phantasien war. Für frustrierte Büroangestellte sehr zu empfehlen.