No Country for Old Men

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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
Userwertung

Skurrile Typen
Er tötet gnadenlos und bleibt dabei so gelassen, als würde er sich eine Zigarette anzünden. Bevorzugt benutzt er eine Luftdruckkartusche. Die eignet sich hervorragend, um Türschlösser aus der Fassung und unliebsamen Personen das Gehirn aus dem Schädel zu blasen. Aber der Killer mit dem seltsamen Namen Anton Chigurh (Javier Bardem) hat auch seine Prinzipien: Ist ein Mord nicht zwingend notwendig, beispielsweise an einem Tankstellenbesitzer, der ihm einen Smalltalk aufdrängt, dann lässt er eine Münze über Leben oder Tod entscheiden. Mit seiner Föhnfrisur sieht Chigurh zwar so lächerlich aus wie Schlagerkomiker Dieter Thomas Kuhn. Dennoch läuft es einem bei seinem Anblick eiskalt den Rücken runter. Willkommen in der Welt der Coen-Brüder.

Schroffes Land
Bei ihren letzten Filmen beschlich einen das Gefühl, Joel und Ethan Coen haben ihren Biss verloren. Nach schrägen Meisterwerken wie "Fargo" (1996) und "The Big Lebowski" (1998) folgte zuletzt Belangloses wie der Ehekrimi "Ein (un)möglicher Härtefall" (2003) und das uninspiriert wirkende Remake von "Ladykillers" (2004). Umso furioser nun ihr Comeback: "No Country for Old Men", nach einem Roman des Pulitzerpreisträgers Cormac McCarthy ("All die schönen Pferde"), ist der bisherige Höhepunkt ihres Schaffens. Gespickt mit allen Zutaten, die man von einem Coen-Film erwartet: sarkastischer Humor, brachiale Gewalt und skurrile Typen, die sich in einem zutiefst amerikanischen, schroffen Umfeld das Leben schwer machen.

Brachiale Gewalt
Texas, 1980: Hobbyjäger Moss (Josh Brolin) entdeckt bei einem seiner Streifzüge in der Wüste die unappetitlichen Überreste eines schiefgegangenen Drogendeals - diverse, in der Sonne brutzelnde Leichen, aber auch einen Koffer voller Geld. Und einen Überlebenden, dem Moss allerdings nicht hilft. Er macht sich, im wahrsten Sinne des Wortes, mit der Kohle aus dem Staub. Von Gewissensbissen geplagt kehrt er jedoch noch einmal zurück. Ein schwerer Fehler! Kurz darauf rücken andere Beteiligte an, die sofort das Feuer eröffnen. Moss muss flüchten. Er driftet von Motel zu Motel, um sich in Sicherheit zu bringen. Als es ihm langsam dämmert, worauf er sich eingelassen hat, gibt es kein zurück mehr. Dabei ist Sheriff Bell (Tommy Lee Jones) das geringere Problem. Der steht kurz vor der Rente und hat es mit dem Fall nicht sonderlich eilig. Chigurh dagegen sitzt Moss schnell im Nacken. Wortkarg umschleichen sich die Beiden und hinterlassen eine blutige Spur quer durch Texas, der Bell hinterherzuckelt und das Ausmaß der Gewalt eher verwundert denn schockiert zur Kenntnis nimmt.

Groteske Komik
Bei aller Härte kommt es in dem wunderbar lakonischen Thriller jedoch auch immer wieder zu grotesk komischen Situationen. Etwa als Moss lädiert und nur mit Bademantel und Cowboyboots bekleidet von Mexiko zurück in die USA will. Da lässt ihn der skeptische Grenzer problemlos einreisen, aber erst als er erfährt, dass Moss in Vietnam gedient hat. Es sind Momente wie diese, die für eine gewisse Leichtigkeit sorgen. Trotzdem steht der Neo-Western den Coen'schen Gangsterfilmen "Blood Simple" (1984) und "Miller's Crossing" (1990) viel näher als ihren schwarzen Komödien wie "Fargo" (1996). Roger Deakins ("Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford", 2007), bevorzugter Kameramann der Coens, findet fesselnde Bilder, die den knochentrockenen Erzählstil des Thrillers, die karge Landschaft von Texas und die schroffen Hauptfiguren kongenial miteinander in Einklang bringen.

No Country
Doch etwas, das einen klassischen Coen-Film ausmacht, fehlt: Bislang spielte die Musik bei den Brüdern stets eine zentrale Rolle. Die eklektischen Soundtracks waren mindestens so ausgefeilt kompiliert wie die von Quentin Tarantino. "O Brother Where Art Thou?" (2000) avancierte sogar zum Megaseller und leitete in den USA ein Revival von Bluegrass ein. Doch in "No Country..." herrscht Stille. Die Stille vor dem Schuss. Keine Note bis zum Abspann - sieht man einmal von einer Mariachi-Band ab, die Moss in Mexiko ein Ständchen bringt, ihren sonnigen Song aber verstört unterbricht, als sie seine blutigen Klamotten wahrnimmt. No "Country" for Bleeding Men.

Fazit: Ein Mann flüchtet vor einem wahnsinnigen Killer und einem alternden Cop durch Texas. Die Coen-Brüder waren nie besser als hier. Ihr Westernthriller ist ein sarkastisches Meisterwerk, ein sofortiger Klassiker!

  • Regie und Schauspieler

  • Produktionsinfos

  • Starttermine

  • Links

 

Regie     Schauspieler   Rolle  
Ethan Coen & Joel Coen     Tommy Lee Jones ... Sheriff Ed Tom Bell  
      Javier Bardem ... Anton Chigurh  
      Josh Brolin ... Llewelyn Moss  
      Woody Harrelson ... Carson Wells  
      Kelly McDonald ... Carla Jean Moss  
      Tess Harper   Loretta Bell  

Studio:Paramount Vantage / Miramax Films (Universal Pictures International)

Land: USA, 2007

FSK:frei ab 16 Jahren

Laufzeit:117 Minuten

Kino:28. Februar 2008
DVD: 06. Oktober 2008
PPV:
Pay-TV:
Free-TV:

Buch: "No Country For Old Men" von Cormac McCarthy (Englisch)
Buch: "Kein Land für alte Männer" von Cormac McCarthy (Deutsch)

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