Nachdem er sich vom Bedürfnis nach Charterfolgen und Preisverleihungen befreit hat, findet Kenny nun Bedeutsamkeit in einfachen Gesten, wie z. B. Briefen von Hörern, die seine Musik berührt hat.
“Ich möchte einfach nur ein Werk schaffen, das meine Interessen widerspiegelt und wünsche mir, dass meine Musik die Menschen berührt", so Kenny.
, der letzte Neuzugang zu Kennys Werk, ist eine Sammlung von 11 neuen Songs, die im März dieses Jahres bei Capitol Records Nashville, dem ehemaligen Stammlabel des Musikers, erschienen ist.“Ich fühle mich geehrt und finde es äußerst spannend, dass mich Mike Dungan (der Präsident und Unternehmensleiter von Capitol Records Nashville) buchstäblich aus heiterem Himmel anrief", erzählt Kenny. “Er sagte "Du bist so ein wichtiger Teil unserer Geschichte, dass wir Dich auch gerne als Teil unser Zukunft betrachten würden´".
Kennys Geschichte bei Capitol begann 1975, als er bei dem Label United Artists unter Vertrag ging, das sich später zu Liberty Records und danach zu Capitol umformierte. Auskünften des Labels zufolge, gab es einen Abschnitt in Kennys Karriere bei Capitol, in der er während eines Zeitraums von 26 Wochen monatlich mehr als 1 Million Alben verkaufte. Während dieser Zeit der Hits am laufenden Band, schnellte jede Single, die Kenny veröffentlichte an die Spitze der Charts, einschließlich “Lady", “She Believes in Me", “Coward of the Country", “Don't Fall in Love with a Dreamer" und “Through the Years".
Bevor er 2006 zu Capitol zurückkehrte, um Water & Bridges aufzunehmen, hatte Kenny Platten auf seinem eigenen Independent Label Dreamcatcher Entertainment veröffentlicht, die ihn 1999 mit “The Greatest", gefolgt von der Nummer-Eins-Single “Buy Me a Rose", an die Spitze der Charts zurückführten.
Kenny schreibt seinen langwährenden Erfolg im Musikgeschäft seiner Fähigkeit zu, stets mit den innovativen Produzenten zusammenzuarbeiten, wie Lionel Richie, der “Through the Years" und “Lady" produzierte und Barry Gibb, der Produzent von “Islands in the Stream".
“Ich habe so gesungen, wie ich immer singe, habe mich aber mit einem anderen Sound umhüllt", erklärt Rogers.
Dungan wendete das gleiche Prinzip an, als er Kenny mit dem erfolgreichen Country-Music-Produzenten Dann Huff (Faith Hill, Keith Urban) zusammenbrachte.
Das Ergebnis ist ein Album, dessen Musik “wirklich organisch" klingt, meint Kenny.
“Bei Dann klingt alles immer ein wenig kantig. Er ist ein echter Rock 'n' Roller. Was die Arbeit mit ihm interessant macht, ist, dass er Livemusiker anstatt von Studiomusikern verwendet, weil die einfach dynamischer spielen. Das hört man dem neuen Album auch an. Es war wirklich ein großartiges Erlebnis", schwärmt Kenny. Huff brachte Kenny auch dazu, gesangliches Neuland zu beschreiten. “Dann lockte mich beim Singen aus der Reserve", erzählt Kenny und fügt hinzu, dass der Produzent ihn ermutigte, sein Texte zu verändern.
“Bei einigen Songs wurden die Texte um den Takt herum geschrieben und entsprachen nicht Kennys gewohnter Gesangsweise", erklärt Huff, und fügt hinzu, dass Kenny die Songs Zeile für Zeile analysierte, um sie richtig hinzubekommen
“Das ist frustrierend, wenn man gewöhnt ist, Dinge schnell zu erledigen, weil man schon so lange im Geschäft ist, wie Kenny", gesteht Huff. “Kenny hat wirklich eine hervorragende Arbeitsmoral. Das zwingt einen, die natürlichen Instinkte zu ignorieren, und als Ergebnis kommt dann etwas ganz besonders heraus".
Obwohl Huff Kenny dazu brachte, mit neuen Gesangsstilen zu experimentieren, war es das Ziel des Produzenten seine typische Stimme zu erhalten. “Ich wollte, dass er ganz nach sich selbst klingt. Für mich ging es bei der Platte in erster Linie um den Inhalt", sagt Huff. Deshalb, brachte Huff einige Songs mit, die andere Künstler wegen des kontroversen Inhalts abgelehnt hatten. “Ich hatte das Gefühl, dass Kennys legendärer Status ihm ermöglichen würde, einige dieser Songs zu singen", so Huff.
“Water & Bridges", ein Song über die langfristigen Auswirkungen von in der Jugend getroffenen Entscheidungen, in diesem Fall die Entscheidung eines jungen Paars zur Abtreibung, gehörte nicht nur zu den Songs, die Kenny aufgenommen hatte, sondern er wählte ihn auch als Titelstück aus.
""Water & Bridges" ist der Eckstein. Er gibt den Ton für den Rest der Musik an", sagt Kenny. Es war Huffs erklärtes Ziel, Kenny von allem überflüssigen Beiwerk zu befreien. “Als ich das Projekt annahm, hatte ich die Vorstellung, Kenny Rogers in ein Paar alte Jeans und ein Holzfällerhemd zu stecken und ihn ohne die Armani-Anzüge, für die er bekannt ist, loszuschicken, sagt Huff. “Nicht bei allen Songs, aber bei manchen. Auf "Someone Somewhere Tonight´ und "Water & Bridges´ gelang es uns, diese Stimmung zu erzeugen. Das hatte ich mir gewünscht. Vor allem bei diesen beiden Songs ist mein Traum in Erfüllung gegangen.
An dem Album wirkten auch ein Reihe von Gastsängern mit, so singt Don Henley auf “Calling Me" ein Duett mit Kenny und die Country-Nachwuchssängerin Sara Buxton hat einen Cameo-Gastauftritt auf “Someone Somewhere Tonight".
Obwohl Kennys Stimme unverkennbar ist, ist der Musiker der Auffassung, dass seine größte Stärke in seiner Fähigkeit liegt, großartige Songs auszuwählen und sein Publikum zu unterhalten.
“Ich hatte immer das Gefühl, bei der Songauswahl ein Gespür für Hits zu haben und meine größte Bestätigung erhalte ich durch Bühnenauftritte".
Obwohl er es liebt, auf Tournee zu gehen, sind Kennys Bühnenauftritte immer rarer gesät. Europäische Fans hatten diesen Sommer die Gelegenheit, Kenny im Rahmen einer sechstägigen Englandtournee und dem International Country Music Festival in Irland live zu erleben.
Es war Kennys eigene Wahl, weniger Zeit unterwegs zu verbringen. Zuhause erlebt der Vater von zweijährigen Zwillingen und anderen Kindern aus früheren Ehen die größte Freude. Die Babys haben meine Karriere verändert, meint Kenny.
“Wann immer sich eine Gelegenheit bot, machte ich mich auf die Reise, aber dies gehört zu den Dingen, die sich in meinem Leben verändert haben", erzählt er. “Es gibt nur weniges, das die Lücke, die die Musik hinterlässt füllen kann, aber die beiden Jungs schaffen es. Es ist schwerer nicht bei ihnen zu sein".