Doch für alle diese erwähnten Legenden - und noch vielen weiteren - hat der Mann Songs geschrieben: Für Kris Kristofferson "Good Christian Soldier", für Elvis "You Asked Me" für Johnny Cash steuerte er "I'm Just An Old Lump Of Coal (But I'm Gonna Be A Diamond Some Day)" bei. Bobby Bare, sein erster Mentor in Nashville, nahm aus seiner Feder "Ride Me Down Easy" auf, Tom T. Hall interpretierte erfolgreich "Willie The Wandering Gypsy And Me" und die Allman Brothers Band landete mit dem Billy Joe Shaver-Song "Sweet Mama" einen respektablen Hit. Sein Talent für knochentrockene Texte und lakonische Wahrheiten und sein Gespür für zeitlose Melodien brachten dem unbekannten Star größten Respekt bei seinen Kollegen ein. Waylon Jennings nahm Anfang der 70er Jahre sogar ein Album, fast ausschließlich mit Shaver-Songs auf ("Honky Tonk Heroes") - ein Werk, das Jahre später Jennings, Willie Nelson, Kris Kristofferson und Billy Joe Shaver noch einmal gemeinsam einspielten.
Die meisten dieser erwähnten Titel präsentiert Shaver an diesem Sommerabend des Jahres 1984. Ohne großen Firlefanz und Klimbim. Nur er, Drummer Jimmy Lester, Bassist Kenny Hoelscher und sein Sohn Eddy an der Lead-Gitarre. Ein Line-Up ohne Pedal-Steel-Guitar, Banjo und Fiddle - eine Besetzung, die mehr nach Blues und Rock schmeckt, als nach traditionellem Country. Und der Eindruck täuscht keineswegs. So fällt der 15 Songs umfassende Streifzug durch sein Repertoire hemdsärmelig, trocken und betont blues-rockig aus. Mit dafür verantwortlich ist auch Eddy Shaver an der Fender Stratocaster.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der in der Silvesternacht 2000 verstorbene Musiker gerade mal 22 Jahre alt - aber bereits ein ausgemachter Fuchs am Instrument. Seine Soli kommen flüssig, fordernd und technisch erstaunlich versiert. Leider aber ist das Konzept der Show zu sehr auf das damalige Jung-Talent ausgerichtet und auch der höhenlastige Sound stellt Eddy Shaver zu oft und zu betont in den Mittelpunkt der Show. Nahezu jeder Song - ob "I Been To Georgia On A Fast Train", "Black Rose" oder "One Moving Part" - alle sind sie nach dem Muster: Strophe, Strophe, Solo, Strophe gestrickt. Da muss man schon ein echter Gitarren-Freak sein, um nicht so langsam gelangweilt zu sein. Unter den Besuchern des Austin City Limits waren offenbar davon zu wenige - sie ließen Shaver & Co. ohne eine Zugabe von der Bühne.
Fazit: 15 Billy Joe Shaver-Songs in spartanischer Besetzung und rock- und blues-orientiertem Sound-Kostüm. Zu viele Gitarrensoli, zu wenig Abwechslung.
Label: New West (Soulfood) | VÖ: 09.Juni 2006 |
Titelliste
01 | Ride Me Down Easy | 09 | Fit To Kill And Going Out In Style |
02 | I Been to Georgia On A Fast Train | 10 | One Moving Part |
03 | Willy The Wandering Gypsy And Me | 11 | Bottom Dollar |
04 | Black Rose | 12 | I'm Just An Old Chunk of Coal |
05 | Woman Is The Wonder Of The World | 13 | Oklahoma Wind |
06 | Live You Till The Cows Come Home | 14 | You Can't Beat Jesus Christ |
07 | Sweet Mama | 15 | Old Five And Dimers Like Me |
08 | Street Walkin' Woman |