Ganze 18 Songs ist die Party Version (der Name ist Programm!) des Silberlings stark, und mit "Ready Set Roll" macht auch gleich das Aushängestück den Anfang. Von seiner Veröffentlichung an schieden sich die Geister an dem Song. Zugegeben, mit seinem von einer Computerstimme gesprochenen Intro, dem dröhnenden Bass und der mehr gerappten als gesungenen Strophe stößt "Ready Set Roll" wirklich hart an die Grenzen des Genres. Aber diese Provokation ist durchaus gewollt, wie Rice in Interviews zu verstehen gab, und der Erfolg gibt ihm Recht. Nicht zuletzt dank seines unglaublich markanten Refrains brennt sich der Song fast schon unwiderruflich in den Gehörgängen fest.
Unkonventionell geht es auch mit "Do It Like This" weiter. Schwerfällig, sumpfig und ein wenig dreckig zieht sich der Song dahin, aber der letzte Funke will nicht so recht überspringen. Da ist "Beach Town" schon von einem ganz anderen Kaliber und bedient sich am klassischen Erfolgsmuster: Eine melodiöse, fast schon poppige Strophe mündet in einen mitreißenden Refrain - fertig! Spätestens seit Luke Bryan und Co. ist das ja nichts Neues mehr, aber Altbewährtes soll man ja bekanntlich auch nicht ändern. Somit ist es auch nicht überraschend, dass noch diverse weitere Lieder dieser Machart folgen. "MMM Girl" ist gleich so ein Beispiel, dass trotz eher geringer lyrischer Kreativität mitreißt und gute Laune hervorruft. Diese Feel-Good-Atmosphäre ist es auch, die Rice auszeichnet. Auch bei "Beer With the Boys" kommt einem eigentlich nur eins in den Sinn: Fenster runter, Anlage aufdrehen und bei frischem Fahrtwind die Seele baumeln lassen.
Wer nun aber glaubt, Rice könne nur oberflächliche Party-Musik machen, wird bei "Carolina Can" eines Besseren belehrt. Der Titel ist eine Hommage an seinen verstorbenen Vater und an seine Wurzeln in North Carolina. "Wenn ich einmal meinen Weg verliere, erinnert mich Carolina daran, wer ich bin", lautet die sinngemäße Botschaft des Songs, dem man die Emotionen förmlich anmerkt. Ein starker Moment des Albums und ein willkommener Tempowechsel nach dem eher stürmischen Anfang. Solch nachdenkliche Augenblicke bleiben im Folgenden allerdings eher die Ausnahme, und schon mit "We‘re Goin‘ Out" kehrt Rice auf den Pfad der Leichtigkeit zurück - frei nach dem Motto "Hoch die Tassen"! Mehr gefällig? "Party Up" oder "Best Beers of Our Lives" dürften den Durst stillen. Fernab der schnell etwas ausgelutschten Alkoholthematik ist "Look At My Truck" defintiv ein Highlight – eine Liebeserklärung an das bevorzugte Fortbewegungsmittel eines jeden Country Boys und Girls. Wer schon einmal so ein Biest auf vier Rädern gefahren oder besessen hat, wird sich mit diesem Lied voll und ganz identifizieren können. Auch "How She Rolls" ist zweifelsohne ein Anspieltipp. Eine Nummer mit ordentlich Pfeffer, die von vorne bis hinten Spaß macht. Ganz zum Schluss treibt Rice dann aber mit "Ride" seine bewusst provokative Auslotung der Grenzen des Genres noch einmal auf die Spitze. Die nervige Nummer klingt dann doch schon arg gewollt und fernab des gewohnten Terrains.
Fazit: Chase Rice bedient mit "Ignite the Night" gekonnt den Markt, der unlängst Bro-Country getauft wurde. Lieder mit Tiefgang sind eher Mangelware, stattdessen werden alle Klischees im Überfluss bedient (Party, Alkohol, Frauen). Wer sich daran nicht stört, wird an dem Album viel Freude haben.
Label: Dack Janiels (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 19. August 2014 |
Titelliste
01 | Ready Set Roll | 09 | Look At My Truck |
02 | Ready Set Roll | 10 | U Turn |
03 | Ready Set Roll | 11 | 50 Shades of Crazy |
04 | Ready Set Roll | 12 | What's Your Name |
05 | Beer With the Boys | 13 | How She Rolls |
06 | Carolina Can | 14 | Jack Daniels & Jesus |
07 | We Goin' Out | 15 | Whoa |
08 | Gonna Wanna Tonight |