Denn für das erste Studio-Album seit Ende 2015 hat sich der Multi-Instrumentalist eine ungewöhnliche Art der Promotion einfallen lassen. Seit langer Zeit hat Hunter Hayes Fans im Unklaren darüber gelassen, wann seine neue Musik veröffentlicht wird. Vermutet wurde ein Termin im Oktober. Einen Promo-Auftritt in der Today Show nutzte er jüngst, um das Datum zu verraten - und verkündete, dass "Wild Blue (Part I)" schon am übernächsten Tag erhältlich sein sollte. Die scheinbare Spontaneität der Neuerscheinung bringt für Händler keine Probleme mit sich, denn Platz in den CD-Regalen muss nicht geschaffen werden, erscheint die Musik lediglich bei den bekannten Download-Portalen. Der Sänger hat zudem in Interviews verraten, dass er eine Trilogie veröffentlichen möchte, zwei weitere Teile von "Wild Blue" sind also noch zu erwarten.
Hunter Hayes probiert auf "Wild Blue (Part I)" viel Neues aus
Im Vorfeld der Veröffentlichung von "Wild Blue (Part I)" ist zudem bekannt geworden, dass der aus Breaux Bridge, Louisiana stammende Musiker Anfang des Jahres viele bereits geschriebene Songs wieder in die Tonne gekloppt hat. Mit der Begründung, dass er keine Lust habe, ein weiteres konventionelles Album zu veröffentlichen, sondern mehr denn je sein ganz persönliches Ding durchzuziehen. Klingt spannend. Und tatsächlich hört sich "Wild Blue (Part I)" experimenteller und gewagter an als vorherige Produktionen.
Die aktuelle Single "Heartbreak" ist eine Melange aus bekannten und neuen Zutaten. Der Song, der schon fast dreißig Millionen mal gestreamt worden ist, bietet gewöhnungsbedürftige Sprechgesang-Einlagen, Pop-Beats, sowie Refrain-Gesänge á la Keith Urban, an den zudem das Gitarrenspiel erinnert. Originell klingt anders.
Geht es bei "Heartbreak" noch um eine leicht-bekömmliche Liebesgeschichte, ist der Hintergrund der gesamten Produktion ernster, verarbeitet der 27-Jährige darin doch die Trennung von seiner langjährigen Partnerin.
Ein Bild der seiner inneren Aufgewühltheit repräsentiert gleich der kraftvoll nach vorn rockende Opener "Madness". "Sirens, are the Sirens on the Streets or inside of me? Silence. It sounds like a Clock counting down and it's deafening." (Sirenen, sind die Sirenen auf der Straße oder in mir? Stille. Es klingt wie eine Uhr, die herunterzählt und es ist ohrenbetäubend). Eine Nummer, die sich in der Live-Version als echter Kracher entpuppen wird.
Vielseitige Klänge und eine dramatische Inszenierung
"Wild Blue" zeigt auf, wie verliebt der Sound-Perfektionist in seine Song-Arrangements ist. Da erklingen das von ihm selbst gespielte Klavier, Electro-Beats, satte Synthie-Klänge und kraftvolle Gitarren, die wie ein Unwetter aufziehen und dann wieder verschwinden. Eine dramatische Inszenierung fast wie in einem Hollywood-Blockbuster. Inhaltlich geht es um den Schmerz nach der Trennung, verbunden mit der trotzigen Botschaft, dass es keinen Sturm gibt, durch den man nicht fliegen kann.
Weniger hoffnungsvoll ist die Nachricht, die "Dear God" transportiert. So sucht der Sänger in seiner Verzweiflung die Schuld für das Liebesunglück offenbar nicht nur bei sich. “Dear God, Are you sure you don't mess up?” (Lieber Gott, bist du sicher, dass du nichts falsch machst?). Statt mit melancholischen Klängen belebt Hunter Hayes die Nummer mit Up-Beat-Pop, der mit leichtem Gitarrenrock kombiniert ist.
"One Good Reason" hat ebenfalls wenig mit der bisherigen Musik des Songschreibers zu tun. Hunter Hayes im Jahr 2019 steht mehr auf R&B und Pop, als auf Country. Dabei hätte dieser zu glatt durchproduzierten Nummer etwas mehr Biss nicht geschadet. Ein Problem, dass ebenso die seichte Ballade "Loving You" offenbart. Emotionaler und besser gelungen sind "My Song Too" und "Still" zwei weitere, sehr persönliche Balladen, die tiefe Einblicke in die Gefühlswelten des Sängers erlauben.
Aus einer völlig anderen Welt kommt dann zwischendurch noch "One Shot". Das rasante Trinklied über eine Nacht voller Ausschweifungen stammt schon von 2018 und hätte aufgrund der ausgelassenen Grundstimmung vielleicht besser auf eine andere Produktion gepasst. Andererseits lenkt der Song von den vielen Liedern über die (gescheiterte) Liebe ab.
Fazit: Hunter Hayes positioniert sich mit "Wild Blue (Part I)" neu. Der Sänger wagt sich bei vielen persönlichen Liedern außerhalb seiner bisherigen Komfortzone auf neues Terrain. Das Ergebnis bietet Licht und Schatten.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 16. August 2019 |
01 | Madness |
02 | Wild Blue |
03 | Heartbreak |
04 | One Good Reason |
05 | Dear God |
06 | Loving You |
07 | My Song Too |
08 | One Shot |
09 | Night and Day |
10 | Still |