Buddy and Julie Miller - Breakdown on 20th Avenue South

CD Cover: Buddy and Julie Miller - Breakdown on 20th Avenue South

Mit "Breakdown On 20th Avenue South" nimmt Buddy Miller nach längerer Pause mal wieder eine CD mit Ehefrau Julie auf.

Über Buddy Miller muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Der 1952 in Fairborn, Ohio, geborene Sänger, Gitarrist, Songschreiber und Produzent ist im Neo-Genre "Americana" ein Superstar. Eine Ikone, wie es Elvis für den Rock 'n' Roll und Johnny Cash im Country ist. Okay, vielleicht um einen Tick übertrieben. Fakt aber ist, dass der untersetzte, grauhaarige, optisch eher unscheinbare Mann so gut wie jedes Mal die wichtigsten Americana Music Awards abräumt und auch bei den im traditionellen Fach verliehenen Grammys immer ein Wörtchen mitspricht.

Nach seinem 2012 erschienen Duett-Album mit Jim Lauderdale ("Buddy & Jim") meldet sich Buddy Miller jetzt mit "Breakdown On 20th Avenue South" zurück - gemeinsam mit seiner Ehefrau Julie Miller.

Es geht bei "Breakdown On 20th Avenue South" um Vibes und ehrliche Songs

Es ist mehr als ein weiteres Album der Eheleute. Es ist auch eine Art Back-to-the-roots. Denn Mitte der 70er Jahre spielte Buddy Miller in der Band von Julie Griffin, der späteren Miss Miller. Sie war der Star, er der Sideman. Heute sind die Vorzeichen - geht es um Popularität - vertauscht. Doch um Dinge wie Bekanntheitsgrad oder gar Instagram-Follower dürften sich die Eheleute herzlich wenig scheren. Ihnen geht es um die Musik. Um die Vibes, um Authentizität und um ehrliche Songs. Das war schon bei ihrem 2001 erschienen Debüt-Album "Buddy & Julie Miller" so - für das es einen Americana Music Award gab - und das gilt auch für ihr aktuelles Album "Breakdown On 20th Avenue South".

Wie so oft, entstand auch "Breakdown On 20th Avenue South" eher zufällig. Zunächst war da nur ein Song: "I'm Gonna Make You Love Me", geschrieben von Julie, den Buddy als Demo-Version im Schlafzimmer ihres Hauses in Nashville produzierte. "Nach diesem Titel wollten wir mehr, wir wollten ein ganzes Album", sagt Buddy Miller über die Entstehungsgeschichte der CD und ergänzt, dass sich auf dem Familien-Album ausschließlich Songs aus der Feder von Julie Miller finden. "Sie schreibt ohne Umwege direkt aus ihrem Herzen", sagt er, "und sie wollte, dass die Songs genauso rau klingen, wie ihre Lyrics. Das umzusetzen, war mein Teil des Jobs." Rau - ja! Aber billig sollten die neuen Miller-Songs nicht klingen. Deshalb buchte das Künstler-Paar das unweit ihres Nashville-Domizils gelegene RCA Studio B - eine Tonschmiede mit musikhistorischen Referenzen.

Natürlich muss man jetzt nicht gleich "Breakdown On 20th Avenue South" in einen musikhistorischen Kontext stellen. Doch ein starkes Werk liefern die Millers allemal ab. Das deutet sich schon im Opener und Titeltrack an - ein knochentrockener Folk-Rocker mit strammen Gitarren-Riffs und einem träge dahinstampfenden Groove. Im Fokus des Tracks steht natürlich die Stimme von Julie Miller. Schon nach den ersten Tönen muss man unweigerlich an Stevie Nicks denken. Oder an Lucinda Williams. Von der einen entleiht sie sich die lolitahafte Laszivität. Von der anderen diese spröde Schlauheit und einen Tiefgang, dem etwas Auflehnendes, Unverbesserliches und Stures anhaftet. "I was a Hippie Girl" raunt sie, und man glaubt ihr jedes Wort.

Buddy & Julie Miller - ein Künstlerpaar der Extraklasse

Noch mehr an Stevie Nicks und die 70er-Jahre-Ausgabe von Fleetwood Mac erinnern Miller & Miller bei dem fast fünfminütigen "I'm Gonna Make You Love Me", der Song, der das CD-Projekt erst ins Rollen brachte. Ein eingängiger, vielleicht sogar gefälliger Track, dem man in früheren Zeiten ohne Umschweife Hitpotential attestiert hätte. Trotzdem ein Titel, der für den Sound der Eheleute nicht so richtig repräsentativ ist. Denn ihr Trademark-Klang basiert auf Intimität, auf spartanischen, luftigen Arrangements, auf starke Texte und einem Minimum an Instrumentierung.

Auf Songs, wie "Unused Heart" zum Beispiel, das - im Großen und Ganzen - nur mit Gitarre und Gesang auskommt. In diesem Umfeld spielt Julie Miller ihr ganzes Potential als Sängerin aus: da ist sie mal sexy schnurrende Katze, mal zickige Diva. Ihre Stimme schwindelt sich gelegentlich durch die Harmonien, bricht manchmal harmonisch weg, um bei der nächsten Note wieder in der Spur zu sein. Das ist wohltuend unperfekt und genau deshalb spannend.

Dieses Ungeschliffene zeichnet die meisten Songs von "Breakdown On 20th Avenue South" aus. Auch wenn Buddy Miller in Titeln wie "Spittin' On Fire" und "Secret" die Lead-Vocals übernimmt und sogar dann, wenn die beiden mit "Storm of Kisses" ein betörend schönes Liebeslied zum Abschied anstimmen. Herz ja. Herzig aber ganz und gar nicht.

Fazit: Die Eheleute Buddy & Julie Miller laufen bei "Breakdown On 20th Avenue South" zu Höchstform auf und servieren ein perfektes Americana-Album.

Label: New West / PIAS (roughTrade) VÖ: 21. Juni 2019
01 Breakdown on 20th Avenue South
02 Feast of the Dead
03 Everything is Your Fault
04 Unused Heart
05 I'm Gonna Make You Love Me
06 'Till The Stardust Comes Apart
07 Underneath The Sky
08 Spittin' On Fire
09 Secret
10 War Child
11 Thoughts At 2am
12 Storm of Kisses
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