"Dark Waters" ist Ergebnis einer Zäsur
Anstatt aufwändiger Studio-Aufnahmen, tourte der Zweier in den letzten Jahren landauf-landab und erspielte sich nicht nur eine zunehmend größere Fangemeinde. Mit der Live-Routine und dem harten Tour-Alltag wuchs das Duo auch künstlerisch und kreativ. Bester Beleg: das jetzt erschienene Album "Dark Waters". Erneut eine Wendemarke, wie die beiden sagen. Nicht nur, weil sie das Werk auf ihrem neu gegründeten Label Greenbird Records veröffentlichen, sondern auch, weil sie, wie sie behaupten, "alte Zöpfe abschnitten" um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: auf handgemachte Musik mit Herz und Seele.
Einen Vorgeschmack auf das Album gab die gemächliche, ganz und gar im schnörkellosen Americana verankerte Single "One Day in June". Schon nach den ersten Klängen, nach den ersten glockenklar von Sarah Nücken gesungenen Textzeilen war er wieder da, der einzigartige Zauber der Marke Mrs Greenbird. Einzigartig ist das vor allem, weil man derartig authentische Folk- und Americana-Klänge nicht von einem aus Köln stammenden Duo erwarten würde. Mehr noch: Dieser Sound muss sich selbst vor den amerikanischen Genre-Größen und Legenden nicht verstecken.
Mrs Greenbird erfüllen internationale Ansprüche
Mrs Greenbird gelingt auf "Dark Waters" sogar noch mehr. Durch außergewöhnlich geschickte Harmonieverbindungen und dem sparsam dosierten Einsatz moderner Studio-Technik gelingt Mrs Greenbird der perfekte Spagat zwischen Tradition und Moderne, zwischen, Folk-Country-Americana und Pop. Am augenscheinlichsten funktioniert die Symbiose bei "Morals", ein absolut modernes Traditional, das dazu einige Kernfragen des menschlichen Daseins verhandelt. Man merkt: Einfach machen es sich die zwei nicht - und das ist auch gut so. Schließlich gehört noch zu jedem großen Wurf auch eine gehörige Portion Risikobereitschaft.
Zum großen künstlerischen Wurf avanciert zum Beispiel der Titeltrack. Zu einem sparsamen, auf Gitarre und Sounds basierendem Arrangement, lässt Sarah Nücken ihre Engelstimme erklingen und in höchste Sphären steigen. Dass der ruhig im Sechs-Achtel-Metrum dahinwanderte Titel ein heikles Umwelt-Thema anspricht, verstärkt den Reiz des Songs zusätzlich und schärft das Profil von Mrs Greenbird gegenüber amerikanischen Kollegen und Kolleginnen. Bei den meisten Titeln übernimmt Sarah Nücken die Lead-Vocals. Dass aber auch Steffen Brückner vor dem Mikro eine gute Figur abgibt, beweist er in dem romantisch-ruhigen "Midnight Rose".
Vielleicht hat man es ja schon immer vermutet, dass die beiden ganz gerne in einer anderen Zeit groß geworden wären. In der Hippie- und Beat-Zeit, zum Beispiel. So ganz falsch scheint man mit dieser Vermutung nicht zu liegen, wie "1963", die Ode an den musikalischen Aufbruch verdeutlicht. Beat machen die beiden aber auch hier nicht. Sie bleiben - wie beim Rest des Albums "Dark Waters" - konsequent bei Folk, Americana, Country und etwas Pop. Bei ihrem ureigenen Sound.
Fazit: Sie backen jetzt kleinere Brötchen, dafür aber umso leckerere. Mit "Dark Waters" legen Mrs Greenbird die Meisterprüfung im Americana-Fach ab. Mit Auszeichnung!
Label: Greenbird (edel) | VÖ: 12. April 2019 |
01 | Long Time No See |
02 | Morals |
03 | Dark Waters |
04 | One Day in June |
05 | Careless Heart |
06 | Midnight Rose |
07 | The Simple Things |
08 | Like a Song in My Head |
09 | 1965 |
10 | Tides are Turning |
11 | Learn How to Love You |