Im Jahr 2000 haben die Mitglieder der Steep Canyon Rangers (SCR) auf der Uni von North Carolina zusammengefunden. Schon bald veröffentlichte die Band von der Kritik wohlwollend aufgenommene Alben und spielte auf den wichtigen Genre-Festivals. Dennoch dauerte es bis 2009, bis die Steep Canyon Rangers größere Bekanntheit erlangten: durch die Zusammenarbeit mit Hollywood-Star, Comedian und Banjo-Ass Steve Martin. Der begnadete Tausendsassa fragte SCR, ob sie mit ihm - für einen Benefiz-Auftritt in Los Angeles ¬- gemeinsame Sache machen wollten. Sie wollten. Und es war nicht zu ihrem Nachteil.
Mit Steve Martin kam für die Steep Canyon Rangers der Erfolg
Doch: Erfolg kann auch satt machen. Deshalb haben sich Steep Canyon Rangers wohl jetzt dazu entschlossen, für das neue Album nicht mehr mit ihren angestammten Produzenten Larry Campbell und Jerry Douglas zusammen zu arbeiten, sondern mit der Americana-Ikone Joe Henry. Ein mutiger Schritt. Denn Henry ist nicht gerade für mainstream-taugliche Format-Klänge bekannt, sondern für sperrige, anspruchsvolle - immer aber hochkarätige Song- und Sound-Kost. Seine erste Maßnahme: Er bestand darauf, das Album live und ohne Overdubs aufzunehmen. Eine mutige Entscheidung, denn diese Recording-Methode verlangt den Musikern absolut alles an Disziplin und Inspiration ab. Erfgebnis: Experiment gelungen!
"Out In The Open": ein gelungenes Live-Recording-Experiment
Tatsächlich klingen die Steep Canyon Rangers auf "Out In The Open" näher an ihren Roots; mehr nach Live-Konzert und - musikalisch und zwischenmenschlich - noch näher zusammen. Stilistisch bietet die CD allerdings wenig Veränderung. Wie schon auf den Vorgänger-Alben präsentiert die Band um Woody Platt schönen, ausgewogenen Bluegrass und Folk. Unaufgeregt, souverän und musikalisch selbstverständlich auf allerhöchstem Niveau. Ähnlich wie Alison Krauss & Union Station bringt die Band - nicht nur im Opener "Farmer And Pharaohs" und in Titel wie "Love Harder" - Old-time-Music, Folk, Bluegrass und moderne Elemente auf einen gemeinsamen Nenner. Ab und an machen sie keine Zugeständnisse an das Heute um konsequent an den Wurzeln der Traditionen zu schürfen. Tracks wie "Shenandoah Valley" lassen deshalb an Roots-Veteranen wie The Stanley Brothers oder Ricky Skaggs denken.
Zum Sound-Outfit der Steep Mountain Rangers gehört auch der Folk. Mal á la Byrds (wie im Titeltrack), mal balladesk und gefühlvoll interpretiert (wie bei "When She Was Mine"). Ob so oder so, die größtenteils von Platt geschriebenen Songs zeichnen alle schön angelegte Melodien und Harmonien aus. Hier und da neigt aber auch der hemdärmelige Folky zum opulenten Pathos: Das rund fünfminütige "Best of Me" ist dafür das beste Beispiel.
Als einzige Cover-Version von "Out in the Open" hat es die Dylan-Komposition "Let Me Die In My Footsteps" in das Song-Dutzend geschafft. Eine gute Wahl. Die gleichermaßen kraftvolle wie emotionale Interpretation kann es jederzeit mit dem Dylan-Original aufnehmen.
Fazit: Auf "Out In The Open" bieten die Steep Canyon Rangers solide Wertarbeit auf höchstem Niveau. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.
Label: Ramseur (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 26. Januar 2018 |
01 | Farmers and Pharaohs |
02 | Let Me out of This Town |
03 | Out in the Open |
04 | Can't Get Home |
05 | Going Midwest |
06 | When She Was Mine |
07 | Love Harder |
08 | Shenandoah Valley |
09 | Best of Me |
10 | Roadside Anthems |
11 | Let Me Die in My Footsteps |
12 | The Speed We're Traveling |