Mit Unterstützung amerikanischer Session-Größen hebt Georg Altziebler auf "Dorado" seine Songs auf ein neues Level.
Im "Landers Brew" auf der Golden Slipper Lane scheint die Zeit still zu stehen. Die Bar inmitten der kalifornischen Wüste ist eingerichtet mit einer runden Theke, alten Ledersesseln und einem windschiefen Billardtisch. Die durstigen Gäste sind meist männlich und nehmen weite Wege auf sich, um hier bei ein paar "Rolling Rocks" oder "Bass Pale Ales" dem Alltag zu entfliehen. Georg Altziebler ist seit einiger Zeit Stammgast hier. Der Österreicher lebt mit seiner Frau und musikalischen Partnerin Heike Binder-Altziebler jeweils ein halbes Jahr in der alten Heimat Graz und das andere im sogenannten "High Desert", der Gegend um Joshua Tree.
Der Son Of The Velvet Rat-Mastermind schätzt die kreative Szene, die sich in den Randbezirken der Wüste gesammelt hat - Künstler und Musiker, die von hier den Sprung nach Kalifornien planen. Auch Georg Altziebler arbeitet hier am ganz großen Wurf und hat sich schnell einen Namen gemacht. Einmal pro Woche spielt er auf der kleinen Bühne im "Landers Brew", um neue Songs zu testen und die Performance zu perfektionieren. Vor allem sein Talent für ausgefallene Arrangements und seine poetischen Texte haben ihm Gehör verschafft.
Dorado mit Superstar-Flair
Dass der selbsternannte Wandervogel das neue Lebensumfeld aufgesogen und in seine Musik integriert hat, kann man nun auf "Dorado" hören. Das Album, das unter der Regie von Joe Henry im Stampede Origin-Studio in Culver City, Kalifornien, eingespielt wurde, hat einen deutlich amerikanischen Einschlag. Das liegt nicht zuletzt auch an seiner neuen Band voller amerikanischer Hochkaräter, zu der unter anderem der Schlagzeuger Jay Bellerose gehört, der schon für Willie Nelson, Madeleine Peyroux oder Regina Spector getrommelt hat. Auch Bassist David Plitch (Robben Ford, Ana Moura), Pianist Patrick Warren (Bonnie Raitt, Bob Dylan, Tom Waits, Bruce Springsteen) und Gitarrist Adam Levy (u.a. Norah Jones) bringen Superstar-Flair mit.
Dorado ist ein konsistentes Werk
Die insgesamt zehn neuen Songs bekommen so deutlich mehr internationales Format als noch in der Vergangenheit, verraten aber nie ihre Herkunft. "Mit Carry On" startet das Album ruhig und verhalten. Über einen kargen Beat ertönt Georg Altzieblers gewohnt inbrünstig und fragil gehauchter Gesang.
Zu den Highlights dieser Platte zählen das wundervoll melodische "Blood Red Shoes", der von Percussion dominierte und tief bewegende "Shadow Song" sowie die Storytelling-Perle "Starlite Motel".
Auffällig ist, wie konsistent die Stücke sind, wie gut sie in Reihenfolge gebracht wurden und so als Gesamtwerk funktionieren.
Ebenfalls auffällig: Während der gesamten Spielzeit ist die Handschrift von Joe Henry unverkennbar, dessen große Gabe es ist, die Atmosphäre eines Songs gleichberechtigt neben den Sound zu positionieren.
Fazit: Georg Altziebler hat sich selbst in die Wüste geschickt, um sich näher zu kommen. "Dorado" ist nicht einfach nur ein weiteres fantastisches Album von Son Of The Velvet Rat, sondern ein Quantensprung, die nächste Stufe auf dem Weg auf die ganz große Bühne.
Label: Fluff & Gravy / Mint 400 (Burnside / The Orchard) | VÖ: 17. Februar 2017 |
01 | Carry On |
02 | Cooper Hill |
03 | Blood Red Shoes |
04 | Love's the Devil's Foe |
05 | Shadow Dance |
06 | Surfer Joe |
07 | Starlite Motel |
08 | Sweet Angela |
09 | Tiger Honey |
10 | Franklin Avenue |