Mit neuen Songs beweist Brandy Clark viel Selbstbewusstsein
Mit "Soap Opera" legt Brandy Clark zum Start ihres zweiten Albums "Big Day in a Small Town" schon einmal einen feinen Auftakt vor. Während das Debüt "12 Stories" insgesamt noch den eher zurückhaltenden, klassischen Songwriter-Touch besaß, ist hier jede Menge Selbstbewusstsein zu verspüren. Der Opener klingt modern und die Stimme kraftvoll. Mit "Girl Next Door" haut Brandy Clark dann schon den ersten Knaller raus. Der rockige und ironische Titel klettert gerade die Airplay-Charts hinauf und ist somit ihr erster eigener Hit. Gewissen Anteil am Erfolg ist sicher der Produktion von Jay Joyce zuzusprechen, der sich ja nicht erst nach der Zusammenarbeit mit Eric Church als Experte für energiegeladene Hits erwiesen hat. Hier ist dem Produzenten ein weiterer gelungen.
Dass es aber auch ganz anders geht, beweist direkt im Anschluss das von Brandy Clark, Shane McAnnally und Luke Laird verfasste "Homecoming Queen". Eine ruhiges Porträt einer alternden Schönheitskönigin einer Kleinstadt und der Erkenntnis, das Ruhm aus Teenagertagen nicht immer zu einem sorgenfreien Leben beitragen. Eine schöne Country-Nummer.
Es ist die klare und ungeschönte Sicht der Realität, mit der Brandy Clark und Folk-Sängerin Lori McKenna bei "Three Kids No Husband" eine Single-Mutter an der Belastungsgrenze beschreiben. "She’s got three kids, no husband. So she’s a mom and a dad and a taxi driver. When the baby’s sick she’s an up-all-nighter. A hand, and a shoulder and a referee. A real life hero if you ask me. ’Cause those kids ain’t gonna raise themselves" (Sie hat drei Kinder, keinen Mann. So ist Sie eine Mutter und ein Vater und ein Taxifahrer. Wenn das Baby ist krank, ist Sie die ganze Nacht wach. Eine Hand und eine Schulter und ein Schiedsrichter. Eine Heldin des richtigen Lebens, wenn Sie mich fragen. Weil diese Kinder nicht von selbst erwachsen werden.) Eine berührende Zustandsbeschreibung, die an das ebenso bewegende "The Day She Got Divorced" erinnert, das Reba McEntire im Jahr 2010 auf ihrem Album "All The Woman I Am" veröffentlicht hat. Kein Zufall, dass auch dieser Song unter anderem aus der Feder von Brandy Clark stammt.
Wer danach etwas Aufmunterung benötigt, muss bei den Tracks wieder etwas zurück navigieren. Da findet sich dann "Broke", das die Sängerin in Europa schon beim C2C Festival 2015 vorgestellt hat. Die Studio-Version animiert dazu, den Lautstärkeregler ganz aufzudrehen und bei der knarzig-coolen Nummer einfach eine Menge Spaß zu haben. Das Album endet mit atmosphärischer Songwriter-Kost. "Since You’ve Gone to Heaven" beinhaltet dazu autobiographische Details, so das man davon ausgehen kann, dass der Titel an ihrem verstorbenen Vater gewidmet ist.
Fazit: Ansprechende Songwiter-Kost und ein paar echte Hits: Brandy Clark legt mit "Big Day in a Small Town" ein überaus unterhaltsames Album ab. Neben Kacey Musgraves und Maren Morris eine der verhältnismäßig neuen Sängerinnen, von denen man in Zukunft noch mehr hören möchte.
Label: Warner Bros. Nashville (Universal) | VÖ: 10. Juni 2016 |
01 | Soap Opera |
02 | Girl Next Door |
03 | Homecoming Queen |
04 | Broke |
05 | You Can Come Over |
06 | Love Can Go to Hell |
07 | Big Day in a Small Town |
08 | Three Kids No Husband |
09 | Daughter |
10 | Drinkin' Smokin' Cheatin' |
11 | Since You've Gone to Heaven |