Alex Hall - Side Effect of the Heart

CD Cover: Alex Hall - Side Effect of the Heart

Eine neue Stimme aus Nashville: Mit "Side Effects of the Heart" präsentiert Alex Hall sein CD-Debüt

Country ist in Amerika eben Volksmusik. Schon Knirpse hören den Sound und viele davon, wie wir wissen, werden von dem Country-Virus unheilbar infiziert. Um so einen Kandidaten handelt es sich offenbar auch bei Alex Hall. Auf einer kleinen Pferdefarm (Merke: Credibility!) in Gainesville, Georgia, aufgewachsen, hat ihm sein Großvater zunächst Elvis vorgespielt. Kein schlechter Start in die Welt der Musik.

Schließlich hatte der Mann aus Tupelo nicht nur den Rock 'n' Roll intus, sondern auch Country im Blut. Auf jeden Fall hat dieses Hörerlebnis einen starken Eindruck auf den kleinen Alex gemacht. So stark, dass er schon mit vier Jahren mit dem Gitarrenspiel begann. Der Rest ist schon fast typisch für diese Szene: Er lernte das Instrument ordentlich, spielte die ersten Auftritte, heimste die ersten Erfolge ein. Als High School-Schüler brachte er es, so steht's geschrieben, bereits auf 150 Auftritte im Jahr.

Alex Hall: Newcomer mit Faible für romantische Klänge und 90er Jahre Country

Sein Umzug nach Nashville war da nur noch logische Konsequenz. Aber auch bei ihm verlief der Start in die Karriere nur stockend. Immerhin brachte er es zum Opening Act von Tanya Tucker, Brandy Clark und Little Big Town. Richtig aufhorchen ließ der smarte Sänger vor allem aber durch seine erste EP. Sie wies Hall als glaubwürdigen Interpreten, guten Gitarristen und - für einen jungen Kerl fast ungewöhnlich - als Kenner der eher traditionelleren Country-Gangart aus. Nach diesem Appetizer serviert er jetzt sein erstes Full-Length-Album: "Side Effects of the Heart".

In einem Interview bekannte Alex Hall, dass er von diesem Debüt-Album sein "ganzes Leben lang geträumt" habe. "Es ist eine Reise durch meine Lebensgeschichte. Das Auf und Ab von Liebe und Verlust, Single-Dasein, Heirat und die Geburt meines ersten Kindes - all das habe ich in auf "Side Effects of the Heart" verarbeitet." Mit dem Titeltrack startet der Newcomer auch in das Album - und zeigt dabei, was er so draufhat. Ein im unteren Midtempo-Bereich angelegter Track, stilistisch irgendwo zwischen Country-Rock und -Pop angesiedelt. Die Drums sorgen für Druck, die schwelgerischen Melodien für positive Vibes. Überhaupt fällt auf: Alex Hall ist ein Mann der Melodien. So findet sich kein Song unter den zehn Tracks, der nicht - zumindest im Refrain - mit sonnigen Harmonien versehen ist.

Gelungenes Debüt: "Side Effects of the Heart"

Das gilt natürlich auch für den zweiten Song des Albums, für "Women and Horses". Hier präsentiert der Neuling mit Brandy Clark nicht nur eine tolle Duett-Stimme. Sie dürfte Alex Hall durch ihr hervorragendes künstlerisches Standing auch zu einem gewissen Image-Push verhelfen. Das kann jeder Neuling gut gebrauchen, natürlich auch Alex Hall. In dem Song über Frauen und Pferde (immerhin in dieser Reihenfolge) erweist sich der Georgia-Boy Brandy Clarks Gastauftritt allemal würdig. Gemeinsam intonieren sie eine herrliche Country-Ballade, sehr traditionell arrangiert, mit einer weinenden Pedal Steel und - das macht den Song besonders - einer harmonisch ausgeklügelten Bridge (man könnte auch sagen: C-Teil).

Mindestens so gelungen erweist sich das nachfolgende "Her to Here". Der ruhige Country-Folk-Song ist mit sonnendurchfluteten Harmonien, einem gefühlvollen Gitarrensolo und unüberhörbarem 1970er Jahre-Touch ausgestattet. Starke Performance, Respekt! In dieser musikalischen Umgebung geht es größtenteils weiter: Das akustisch angelegte, mit subtilem Besen-Groove unterlegte "I Know a Guy", die gemütliche Ballade "For the Love" und das finale, natürlich absolut authentische und sehr sparsam arrangierte "Dad Now", verschmelzen gelungen Vintage-Folk mit typischen 1990er-Jahre-Country-Elementen. Alex Hall erweist sich dabei als überzeugender Interpret, seiner leicht angerauten Stimme lauscht man während der zehn Tracks gerne.

Dazu scheint der Mann ein unverbesserlicher Romantiker zu sein. Das wird nicht nur in weiteren Balladen wie "Denim and Diamonds" deutlich, sondern auch, wenn es - wie bei "Easy on a Heart" - im flotten Offbeat mal partytauglich wird. Ein schöner, gute Laune machender Track, bei dem er sich aber reichlich unverblümt beim 1995er Vince Gill-Klassiker "Don't Let Our Love Start Slippin' Away" bediente. Geschenkt. Welcher Newcomer macht das nicht? Dass Alex Hall auch prächtig rocken kann, zeigt er schließlich in "I'm Coming Back". Ein dynamischer, Zuversicht ausstrahlender Track mit rasantem Gitarrensolo und wuchtigem Beat - und natürlich mit hübschen Melodien der Marke "Alex Hall".

Fazit: In den zehn Tracks von "Side Effects of the Heart" erweist sich Newcomer Alex Hall als stilsicherer Songwriter und Interpret - und als melodieverliebter Romantiker. Starkes Debüt!

Label: Monument (Sony) VÖ: 15. September 2023
Disk 1
01 Side Effects of the Heart
02 Women and Horses (mit Brandy Clark)
03 Her to Here
04 I Know a Guy
05 Denim and Diamonds
06 Radio Waves
07 For the Love
08 Easy on a Heart
09 I'm Coming Back
10 Dad Now
vgw
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