"Shucked" ist der Broadway-Musical-Hit – mit Texten und Musik von Brandy Clark und Shane McAnally
Erzählt wird in dem mit Musik unterlegten Theaterstück die Geschichte der Stadt "Cob County", die sich ganz und gar der Mais-Produktion verschrieben hat. Deshalb geht es in den mal kurzen, mal etwas längeren Tracks immer wieder um "Corn" (Mais). Mais, als Nahrungsmittel, Mais als Tierfutter, Mais als Geldquelle und natürlich: Mais als Bestandteil für Hochprozentiges.
Für "Shucked" schrieben Brandy Clark und Shane McAnally die Songs
Die temperamentvolle Geschichte über die Mais-Süchtigen in Cob County zu sehen, macht in einem Broadway-Theater bestimmt richtig Laune. Auf Tonträger (oder Stream) dagegen fehlt ganz klar der optische Reiz der Inszenierung. Das gilt zumindest für Menschen (und da zählt sich der Autor dieser Zeilen dazu), die keine ausgeprägte Schwäche für Musical-Klänge haben. Wer sich dagegen an "Cats", "West Side Story" oder "The Sound of Music" nicht sattsehen und -hören kann, wird mit "Shucked" auf seine Kosten kommen. Denn wie bei den erwähnten Musicals, ist auch bei dem neuen Broadway-Country-Hit der Sound nach typischer Musical-Machart gestrickt: revueartig, mit vielen Wendungen und reichlich Wortbeiträgen.
Kaum eine Nummer, die als eigenständiger Song durchgehen würde. Am ehesten gilt das noch für die sehr schöne Ballade "Somebody Will". Andrew Durand zeigt in diesem verhalten beginnenden und gegen Ende wuchtig angelegten Track, dass er ein exzellenter Shouter ist - ohne natürlich seine Musical-Wurzeln bei der Phrasierung zu verleugnen.
Ein weiteres Highlight setzt das musikalisch packende, von Alex Newell ausgezeichnet gesungene "Independently Owned". Hier trifft jazziger Revue-Sound auf rustikale Folk-Momente, was einen spannenden Mix ergibt. Letzteres gilt auch für "Best Man Wins". Andrew Durand und Kevin Cahoon legen in diesem launigen Honky-Tonk-Blues eine temperamentvolle Performance hin.
Wer mit Frank Sinatra-typischen Klängen etwas anfangen kann, wird sich an "Bad" erfreuen, bei dem John Behlmann eine überzeugende Vorstellung liefert. Zu den weiteren Interpreten gehört Caroline Innerbichler. Sie übernimmt die Leadvocals in dem pathetischen "Walls" und dem dramatischen "Woman of the World".
Der Cast von "Shucked" ist gut - aber Brandy Clark und Shane McAnally sind besser
Dennoch, für die unumstrittenen Highlights der CD sorgen ausgerechnet die beiden Bonus-Tracks: Bei "Friends" (als Acoustic Worktape) und "Maybe Love" übernehmen die Song-Autoren, Brandy Clark und Shane McAnally, die Vocals. Und schwuppdiwupp, schon verströmen die Melodien und Harmonien ein authentisches, herzerwärmendes Country-Gefühl. Als Country-Freund würde man sich deshalb sofort wünschen, dass die beiden auch die anderen Tracks einsingen. Aber dann wäre es wohl kein Musical mehr…
Fazit: "Shucked" ist der aktuelle Broadway-Hit. Ein Country-Musical, für das Brandy Clark und Shane McAnally Texte und Musik geschrieben haben. In den Bonus-Tracks sind die beiden auch die Interpreten - und setzen damit sofort die Glanzpunkte des Albums.