Jana Kramer wird in den Staaten nach wie vor als Schauspielerin betrachtet. Vor allem als Alex Dupre in der Dramaserie "One Tree Hill" wurde sie einem größeren Publikum bekannt. Nach wenigen Staffeln gab sie die Rolle auf, um sich auf ihre Gesangskarriere zu konzentrieren. Ihr selbstbetiteltes Debüt-Album konnte sich dann auch gleich auf Platz fünf der US-Country Charts platzieren.
Ihr zweites Studio-Album hat die in Michigan geborene nach ihrem derzeitigen Alter betitelt - "Thirty One". Die Zahl 31 zeige Stärke, Selbstvertrauen und Anmut, diktierte sie etwas rätselhaft in die Notizbücher der Reporter, sie sei nun viel selbstsicherer als noch vor dem Release ihres Debüts. Ganz sicher verarbeitet Kramer auf "Thirty One" private Probleme, die hinter ihr liegen. Verlorene und aufgegebene Liebschaften sind das Hauptthema des Albums, lyrisch allerdings stets recht oberflächlich verpackt. Sie glaube noch an Eheringe und die Bibel, versucht die Sängerin uns in "Love" glaubhaft zu machen, und das, obwohl schon zwei Scheidungen hinter ihr liegen.
Das Album beginnt mit krachigen Rocksongs. Insbesondere "Boomerang" ist ein Hit, eine leicht verzerrte E-Gitarre wird mit Banjos angereichert, und steigert sich in einen perfekt mitsingbaren Country-Rock-Refrain. Das macht Laune und geht hervorragend ins Ohr. "I Got the Boy", der einzige wirkliche Country-Song des Albums, bietet mit schöner Pedal-Steel-Begleitung nur eine kurze balladeske Verschnaufpause, bevor die Southern-Rock-Gitarren in "Pop that Bottle" wieder loslegen. Der vielleicht gelungenste Song auf "Thirty One" ist auch einer der poppigsten. Auf "Bullet" singt Kramer zusammen mit Aerosmith-Frontmann und seit kurzem auch Country-Sänger Steven Tyler im Duett, ein Song, der mit trockenem Schlagzeug und einem mächtigen Blues-Riff tatsächlich beinahe ein Song der US-Hardrocker sein könnte. Schade, dass sie ihre Stimme im Refrain elektronisch modifiziert, das hätte der Song gar nicht gebraucht, um eingängig zu sein.
Eine ganze Busladung bekannter Songwriter hat Jana Kramer für die Komposition der elf Songs beschäftigt, darunter Mike Busbee, Jimmy Robbins und Jeffrey Steele. Immerhin sechs der Songs hat die Sängerin mitkomponiert, dennoch hätte sie sich vielleicht auf weniger Mitstreiter konzentrieren sollen. Denn die Musik auf "Thirty One" gerät gerade in der zweiten Albumhälfte etwas beliebig und ist von Produzent Scott Hendricks (Blake Shelton, Brooks & Dunn) klar auf Durchhörbarkeit und Radiotauglichkeit getrimmt.
Fazit: Viele viele Gitarren und eingängige Pop-Melodien, doch am Ende bleibt ein fader Nachgeschmack: Jana Kramers Songs haben zu wenig Substanz, um ein mehrmaliges Hören zu rechtfertigen.
Label: Elektra Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 9. Oktober 2015 |