Nur wenige Wochen nach dem Release von "Moondance", das dem ehemaligen Them-Frontmann endlich auch den kommerziellen Durchbruch gebracht hatte, begab sich Morrison im März 1970 wieder ins Studio. Laut seinem Biograph Johnny Rogan hatte Morrison ein A-capella-Album im Kopf, das er nur mit dem eigens zusammengestellten "Street Choir" und Gitarrenbegleitung einspielen wollte. Doch als die Ehefrauen der Mitglieder seiner Tourband in den Chor eintraten, ruinierten sie das Ganze - das war jedenfalls Morrisons Überzeugung.
Also wurden die wichtigsten Musiker von "Moondance" erneut ins Studio geladen, um von den vorherigen Alben übrig gebliebene Songs einzuspielen: John Platania an der Gitarre, John Klingberg am Bass und Jack Schroer am Saxophon. Dazu kam Morrisons Tour-Drummer Dahaud Shaar, der auch als Assistant Producer fungierte.
Trotz oder gerade wegen des Erfolgs von "Moondance" setzten sich Morrisons Unstimmigkeiten mit seinem Label. fort. "Virgo's Fool" sollte die Platte nach der Vorstellung des Sängers heißen, doch da sie rasch für die Weihnachtssaison 1970 fertiggestellt wurde, fiel dieser Titel unter den Tisch. Der Wunsch von Warner Brothers, Morrison möge mehr radiofreundliche Singles komponieren, führte immerhin dazu, dass er den grandios eingängigen Opener "Domino" komponierte. Der Song sollte mit einer Platzierung auf 9 in den US-Charts Morrisons erfolgreichste Single überhaupt werden.
Wie "Domino" wird das Ganze, von Morrison selbst produzierte, Album dominiert von relaxtem Rock und Soul, sogar an James Brown soll man sich orientiert haben. Die ersten fünf Songs sind grandios: auf "Domino", vermutlich ein Tribut an die New Orleans-Legende Fats Domino, folgt der liebliche Folksong "Crazy Face", aus dem nur das Saxophon-Solo des Leaders leicht dissonant herausragt. "Give Me a Kiss" ist ein pianolastiger Blues, "I've Been Working" und "Call Me Up in Dreamland" sind purer Blue-Eyed Soul mit Gospelchor und ekstatischen Bläsersoli. Ähnlich ist "If I ever needed Someone" angelegt, das wie etliche Songs hier schon 1968 als Demo existierte. Songs wie "I'll Be Your Lover, Too", "Blue Money" und "Sweet Jannie" fallen dagegen leicht ab und halten weniger einprägsame Melodien bereit.
Die Alternativversionen sind nur für Die-Hard-Fans interessant, Take 3 des zauberhaft mit Spieluhr instrumentierten "Gypsy Queen" wartet mit mehreren false starts und einer prominenteren E-Gitarre auf. Immerhin lässt sich überprüfen, dass die Bonusversion von "Give Me A Kiss" auch ohne Klavier, Bläser und Backing Vocals nichts an Intensität verloren hat.
Man müsse einen Platz für diese Songs in seinem Leben finden, schreibt Van Morrisons Frau Janet Planet in den Liner Notes. "This is the album that you must sing with, dance to." Mit Songs wie "Domino" lässt sich tatsächlich auch trefflich noch im Jahr 2015 tanzen.
Fazit: Auch wenn Van Morrison für "His Band and The Street Choir" ältere, bisher unveröffentlichte Songs vertonte und nicht ganz die Intensität der Vorgängeralben erreicht, ist dies eine feine Sammlung voller Blue-Eyed-Soul, Rock und Folk.
Label: Warner Bros / Rhino (Warner) | VÖ: 30. Oktober 2015 |
01 | Domino |
02 | Crazy Face |
03 | Give Me A Kiss |
04 | I've Been Working |
05 | Call Me Up In Dreamland |
06 | I'll Be Your Lover,Too |
07 | Blue Money |
08 | Virgo Clowns |
09 | Gypsy Queen |
10 | Sweet Jannie |
11 | If I Ever Needed Someone |
12 | Street Choir |
13 | Call Me Up In Dreamland (Take 10) |
14 | Give Me A Kiss (Take 3) |
15 | Gypsy Queen (Take 3) |
16 | I've Been Working (Alternate Version) |
17 | I'll Be Your Lover, Too (Alternate Version) |