Lori McKenna - Lorraine

CD Cover: Lori McKenna - Lorraine
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
Userwertung

Lori McKenna muss man nicht unbedingt kennen. Nicht weil sie schlechte Musik machen würde - ganz im Gegenteil. Aber sie ist eher eine der vielen, vielen Musiker/innen, die es trotz großen Talents einfach nicht ins Rampenlicht und/oder in die Charts schaffen. Warum das so ist? Schwer zu sagen. Vielleicht besitzt die 41jährige, aus Massachusetts stammende fünffache Mutter einfach zu wenig Glamour und Star-Appeal. Vielleicht hat sie zu wenige Allüren, weist ihr Leben zu wenig publicityträchtige Skandale auf, gibt sie sich zu wenig geheimnisvoll. Was auch immer. Jedenfalls tauchte von ihren bisher erschienenen fünf Alben lediglich ihre letzte, 2007 erschienene CD "Unglamorous" - der Titel sagt wohl alles - in den Charts auf: Platz 19 in den Country-, Platz 109 in den Billboard Hot 200-Charts.

Dass die dunkelhaarige Künstlerin durchaus das Zeug zu größeren Erfolgen mitbringt, belegen ihre Erfolge als Songwriterin: Keine Geringere als Faith Hill coverte bereits vier Titel aus ihrer Feder. Darunter auch den Titeltrack ihres 2005 erschienenen Albums "Fireflies". Selbst Hills Gatte Tim McGraw bediente sich aus ihrem Song-Fundus ("I'm Workin'"), ebenso Mandy Moore und Sara Evans. Referenzen, die klar machen, dass Lori McKenna als Songautorin ein absolutes Schwergewicht ist. Und als Interpretin?

Ebenfalls. Das belegt jedenfalls ihr neues, von Barry Dean produziertes Album "Lorraine". In den 13, mit Unterstützung diverser Co-Autoren ausnahmslos selbst geschriebenen Titel zeichnet die Singer/Songwriterin ein romantisches, verträumtes, größtenteils akustisches Bild der amerikanischen Gegenwart. Intelligente, hintergründige Lieder. Leise, auch mal zurückhaltend, manchmal auch etwas gegen den Strich gebürstet und kess setzt die grandiose Songwriterin auf die klassisch-traditionellen Tugenden der amerikanischen Folk-Musik.

Alle ihre Songs umweht etwas Geheimnisvolles, etwas Sphärisches, mitunter auch Esoterisches. Schon der Opener "The Luxury Of Knowing" macht neugierig. Da sie es gemeinsam mit ihrem Produzenten trefflich versteht, mit wenig instrumentalen Aufwand ein Maximum an Wirkung zu erzielen, kann man die CD immer wieder hören - um immer wieder neue Nuancen und Details zu entdecken. Doch selbst wer nur oberflächlich das gemeinsam mit Musikern wie Pat McLaughlin (Mandoline), Pat McGrath (Gitarre), Jimmy Lee Sloas (Bass) und Will Denton (Drums) eingespielte Werk hört, kann sich wohl kaum dem zerbrechlichen Zauber der Songs entziehen.

Weder bei Klavier-Balladen wie "If He Tried", noch den klassisch inspirierten, mit einem Cello veredelten Werken wie "Ladders & Parachutes" und schon gar nicht bei den im Bluegrass geerdeten Liedern wie dem Titeltrack. Manchmal zeigt sich die sensible Künstlerin auch von ihrer kratzbürstigen Seite – in dem leise beginnenden, später erstaunlich rockig werdenen "You Get A Love Song" zum Beispiel. Oder in dem in romantische Harmonien getauchten "Buy This Town". Um nicht in zu brav-süße Gefilde abzudriften, steuert sie sexy Vocals bei. Also doch: sie hat Star-Appeal. Und ein Album vorgelegt, das endlich mal weit oben in den Charts landen sollte.

Fazit: Folk vom Allerfeinsten – geistreich, sinnlich, hintergründig und von zeitloser Schönheit. Nicht entgehen lassen!

Label: Signature (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 25. Januar 2011

  • Titelliste


01 The Luxury of Knowing 08 All I Ever Do
02 The Most 09 That's How You Know
03 If He Tried 10 Sweet Disposition
04 Lorraine 11 American Revolver
05 You Get a Love Song 12 Ladders and Parachutes
06 Rocket Science 13 Still Down Here
07 Buy This Town




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