Mary Gauthier - Between Daylight And Dark

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Redaktionswertung Bewertung: 4 Sterne = gut
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Dass Mary Gauthier ein melancholischer Mensch ist, begründet sich mitunter durch ihre sehr bewegte Biographie. Ihre frühen Jugendjahre verbrachte sie hauptsächlich als Ausreißerin "on the road". Bereits mit 15 brach sie die High School ab und brannte mit dem Wagen ihrer Eltern durch. Grund war späteren Aussagen zufolge die Suche nach Menschen, denen sie sich zugehörig fühlen konnte. Versuche ihrer Eltern sie zurückzuholen, fruchteten nicht. Die spätere Songwriterin, die erst mit 34 Jahren ihre Karriere begann, lebte die folgenden Jahre vorwiegend bei Freunden, in billigen Absteigen oder auf der Straße. Hinzu kamen Probleme mit Drogen und Alkohol: Ihren 16. Geburtstag verbrachte sie in einer Entziehungsklinik, ihren 18. in einer Gefängniszelle.

Abstand von dieser selbstzerstörerischen Lebensweise nahm die Künstlerin Schritt für Schritt. Sie begann ein Philosophiestudium, eröffnete ein Restaurant. Die Reflexion ihrer Erfahrungen und Beobachtungen führte in den folgenden Jahren zu einer immer stärkeren Beschäftigung mit dem Schreiben von Songs. 1997 schließlich wagte Mary Gauthier den Wechsel zu einer professionellen Musiker-Karriere.

Musikalisch demonstriert sie eine starke Verbundenheit zur Country-Musik des amerikanischen Südens. Obwohl ihre rauchige Stimme zu einem Markenzeichen geworden ist, sind die Songs auf ihrem fünften Album "Between Daylight and Dark" wie schon auf den Vorgängeralben in erster Linie von ihren Texten geprägt. So sieht sie sich auch selbst eher als klassische Songwriterin, denn als typische Folk- oder Country-Sängerin: "Ich benutze meine Songs so wie Schriftsteller ihre Romane oder Kurzgeschichten benutzen. Eigentlich bin ich eine Schriftstellerin, die singt." Und dies beweist sie auch mit ihren sehr poetischen und berührenden Texten. Sie beschäftigt sich in ihrem neuen Album mit der dunklen Seite des Lebens. Die Themen sind Zerbrochenheit, Selbstfindung, unerbittlicher Kampf, Trennung, Abschied und Schmerz. Alle diese Themen kommen in "Can't Find The Way" zusammen. Der Song erinnert an Bob Dylan's "I Shall Be Released", nur mit weniger Hoffnung und mehr Frustration. Die US-Ausgabe der Musikzeitschrift "Rolling Stone" bezeichnete ihre Musik als "Country noir" und verglich sie enthusiastisch mit Country-Songwritern wie Townes Van Zandt, Steve Earle und Lucinda Williams.

Wie bereits in ihren letzten Alben ist ihre Musik in erster Linie von der akustischen Gitarre und ihrer Stimme getragen. Kult- und Multitalent Joe Henry (arbeitete unter anderem mit Madonna, mit deren Schwester er auch verheiratet ist) steuert als Produzent überdies atmosphärische Einschläge bei - beispielsweise durch eine tiefe Basstrommel, eine schräge E-Gitarre oder durch intelligente harmonische Winkelzüge. Trotzdem bleibt es ganz Gauthiers Show. Unterstützt wird sie von den Musikern Jay Bellerose (Drums und Percussion), Greg Leisz (Gitarre), Weissenborn (Dobro und Mandoline), David Pitch (Bass) und Patrick Warren (Piano).

Das ganze Album ist dunkel und berührt. Man möchte weinen, träumen und genießen. Allerdings kann die durchgehend melancholische Stimmung dazu führen, dass man alle Songs als relativ ähnlich klingend empfindet.

Fazit: Eine schöne und bewegende Musik in düsterer Grundstimmung, getragen durch poetische Texte und eine herausragende Stimme.

Label: Lost Highway (Universal) VÖ: 18. September 2007

  • Titelliste

  • Links

01 Snakebit 06 Please
02 Can't Find The Way 07 Same Road
03 Between The Daylight And The Dark 08 I Ain't Leaving
04 Last Of The Hobo Kings 09 Soft Place To Land
05 Before You Leave 10 Thanksgiving

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