Abstand von dieser selbstzerstörerischen Lebensweise nahm die Künstlerin Schritt für Schritt. Sie begann ein Philosophiestudium, eröffnete ein Restaurant. Die Reflexion ihrer Erfahrungen und Beobachtungen führte in den folgenden Jahren zu einer immer stärkeren Beschäftigung mit dem Schreiben von Songs. 1997 schließlich wagte Mary Gauthier den Wechsel zu einer professionellen Musiker-Karriere.
Musikalisch demonstriert sie eine starke Verbundenheit zur Country-Musik des amerikanischen Südens. Obwohl ihre rauchige Stimme zu einem Markenzeichen geworden ist, sind die Songs auf ihrem fünften Album "Between Daylight and Dark" wie schon auf den Vorgängeralben in erster Linie von ihren Texten geprägt. So sieht sie sich auch selbst eher als klassische Songwriterin, denn als typische Folk- oder Country-Sängerin: "Ich benutze meine Songs so wie Schriftsteller ihre Romane oder Kurzgeschichten benutzen. Eigentlich bin ich eine Schriftstellerin, die singt." Und dies beweist sie auch mit ihren sehr poetischen und berührenden Texten. Sie beschäftigt sich in ihrem neuen Album mit der dunklen Seite des Lebens. Die Themen sind Zerbrochenheit, Selbstfindung, unerbittlicher Kampf, Trennung, Abschied und Schmerz. Alle diese Themen kommen in "Can't Find The Way" zusammen. Der Song erinnert an Bob Dylan's "I Shall Be Released", nur mit weniger Hoffnung und mehr Frustration. Die US-Ausgabe der Musikzeitschrift "Rolling Stone" bezeichnete ihre Musik als "Country noir" und verglich sie enthusiastisch mit Country-Songwritern wie Townes Van Zandt, Steve Earle und Lucinda Williams.
Wie bereits in ihren letzten Alben ist ihre Musik in erster Linie von der akustischen Gitarre und ihrer Stimme getragen. Kult- und Multitalent Joe Henry (arbeitete unter anderem mit Madonna, mit deren Schwester er auch verheiratet ist) steuert als Produzent überdies atmosphärische Einschläge bei - beispielsweise durch eine tiefe Basstrommel, eine schräge E-Gitarre oder durch intelligente harmonische Winkelzüge. Trotzdem bleibt es ganz Gauthiers Show. Unterstützt wird sie von den Musikern Jay Bellerose (Drums und Percussion), Greg Leisz (Gitarre), Weissenborn (Dobro und Mandoline), David Pitch (Bass) und Patrick Warren (Piano).
Das ganze Album ist dunkel und berührt. Man möchte weinen, träumen und genießen. Allerdings kann die durchgehend melancholische Stimmung dazu führen, dass man alle Songs als relativ ähnlich klingend empfindet.
Fazit: Eine schöne und bewegende Musik in düsterer Grundstimmung, getragen durch poetische Texte und eine herausragende Stimme.
Label: Lost Highway (Universal) | VÖ: 18. September 2007 |
Titelliste
Links
01 | Snakebit | 06 | Please |
02 | Can't Find The Way | 07 | Same Road |
03 | Between The Daylight And The Dark | 08 | I Ain't Leaving |
04 | Last Of The Hobo Kings | 09 | Soft Place To Land |
05 | Before You Leave | 10 | Thanksgiving |