Produziert wurde "Mescalito" von Marc Ford, dem früheren Gitarristen der Black Crows, der es sich außerdem nicht nehmen ließ, auf zahlreichen Stücken des Albums selbst mitzuspielen. Er entdeckte Ryan Bingham und seine Band Dead Horses bei einem Konzert in Hollywood und war so hingerissen, dass er sie sofort mit ins Studio nahm.
Ryan Bingham wurde von Bob Dylan, Bob Wills und Marshall Tucker inspiriert
Trotz seinen jungen Jahren orientiert sich der talentierte Songwriter musikalisch vor allem an der älteren Generation. Als Inspiration nennt er zum Beispiel Folk-und Country-Legenden wie Bob Dylan, Bob Wills und Marshall Tucker. Und diese Einflüsse hört man seiner Musik auch an. Sie klingt nach klassischem, altem Country mit Swing- und Blues-Einflüssen. Ein gewisser wehmütiger Vagabunden-Spirit zieht sich durch alle Songs, die Geschichten über das Reisen, über Einsamkeit und Rastlosigkeit erzählen. Getragen von Binghams authentischer Stimme fühlen sich seine Songs an wie eine Fahrt durch die texanische Endlosigkeit.
Mescalito ist eine abenteuerlichen Reise durch das weite Land
Das gilt besonders für den Opener von "Mescalito", "Southside of Heaven". Dominiert von einer melodischen Mundharmonika und punktiert von einer zarten Mandoline, setzt er einen hohen Maßstab für das ganze Album.
Einige Songs wie "The Other Side" und "Take It Easy Mama" klingen rockig-modern, während "Bread & Water" mit Banjo und Slide Gitarre einen stampfenden Bluegrass-Rhythmus vorgibt. "Boracho Station" dagegen ist ein mexikanisches Mariachi-Lied, mit dem Bingham - zum Teil auf Spanisch - eine wunderbare Ode an seine Heimat an der mexikanischen Grenze gelungen ist.
Dazwischen wartet Bingham immer wieder mit klassischen Country-Hymnen wie "Don't Wait For Me" oder "Sunshine" auf, die mit Slide Gitarre und traurig-schönem Gesang Wehmut wecken.
"Ghost of Travelin' Jones" klingt wie ein alter Song, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde und handelt von den Geheinmissen der "Endless Road". Texas-Legende Terry Allen adelt den Titel mit seiner Leistung als Background-Sänger und Pianist. Auch in "Hard Times" und dem in Steve-Earle-Manier gehaltenen Arbeiter-Klagelied "Dollar A Day" werden Weisheiten über das Leben weitergegeben. "Long Way From Georgia" und "Ever Wonder Why" sind wieder zwei wunderbar elegische Gänsehaut-Songs.
Nach dem Country-Klassiker "Sunrise" sorgt das grandiose, äußerst stimmungsvolle wie intensive "For What It's Worth" für einen melancholischen Ausklang des gelungenen Albums. Das heißt: nicht ganz. Wer einige Minuten Geduld hat, wird mit einem Bonus-Track belohnt, der zunächst schräg beginnt, sich dann aber doch wieder in harmonische Melodien auflöst. Die ersten Töne greifen das Thema des ganzen Albums "Mescalito" auf: Das Tuten der Eisenbahn auf der endlosen und abenteuerlichen Reise durch das weite Land.
Fazit: "Mescalito" ist ein raues, authentisches Country-Album, das besonders von Binghams herrlich heiserer Stimme getragen wird. Die Einflüsse des Musik-Neulings vermischen sich nahtlos mit seinem eigenen Stil und kreieren so einen traditionellen Sound, der trotzdem frisch und jugendlich - und eben nach Ryan Bingham - klingt. Keine Kopie, sondern ein Original. Ein äußerst gelungenes dazu.
Label: Lost Highway (Universal) | VÖ: 2. Oktober 2007 |
01 | Southside Of Heaven |
02 | The Other Side |
03 | Bread & Water |
04 | Don't Wait For Me |
05 | Boracho Station |
06 | Sunshine |
07 | Ghost Of Travelin' Jones |
08 | Hard Times |
09 | Dollar A Day |
10 | Take It Easy Mama |
11 | Long Way From Georgia |
12 | Every Wonder Why |
13 | Sunrise |
14 | For What It's Worth/Best Of Me |