So viel zur Biografie - die jetzt mit dem neuen Album "Wagonmaster" fort geschrieben wird. Als genauso eifriger wie traditionsbewusster Sekretär steht Porter Wagoner dabei kein Geringerer als Marty Stuart zur Seite: als Produzent, Gitarrist, Songschreiber und, wie beim Titeltrack, auch als Sänger. Der Country-Veteran hätte keinen Besseren für diesen Job finden können. Denn obwohl Marty Stuart selbst auf eine recht lange und erfolgreiche Solo-Karriere zurück blicken kann, hat er nie den Respekt für die Legenden, das Gespür für die Roots und das Ohr für die leisen, ursprünglichen Töne verloren. Entsprechend rustikal fielen das von ihm entworfene Soundkostüm und die dazu einhergehenden Arrangements für "Wagonmaster" aus.
Während er zum Auftakt den großen "Wagonmaster2 noch selbst im flotten 2/4-Rhythmus ankündigt und damit auf dessen Zeit der großen TV-Shows verweist, hält sich Stuart ansonsten zumeist bescheiden im Hintergrund. Den roten Teppich für den großen Auftritt überlässt er ganz dem alten Mann der Countrymusik. Wer jetzt einen tapsigen Greis mit Krückstock befürchtet, wird sich angenehm enttäuscht fühlen. Trotz des am 12. August 2007 zu feiernden 80. Geburtstages macht Porter Wagoner immer noch eine solide, in manchen Songs hervorragende Figur. Klar verfügt seine Stimme nicht mehr die sonore Kraft, für die sie in den 60er und 70er Jahren berühmt war. Dafür aber gelingt es dem in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Routinier, all seine Lebenserfahrung, Wärme und - so ab und an blitzt sie auf - Weisheit in die Songs zu legen. Bei den herrlich nostalgischen Traditionals wie dem rührenden "Be A Little Quieter", der Stuart/Wagoner-Coproduktion "Eleven Cent Cotton" oder dem sowohl in seiner bluesig-eindringlichen Art, als auch in der Meldodieführung an frühe Kris Kristofferson-Songs erinnernden "The Agony of Waiting".
Pure Nostalgie hält auch "Committed to Parkview" parat. Und dazu eine herrliche Anekdote aus dem Schmuckkästchen der Countrymusik. Immerhin hat diesen Titel Johnny Cash Anfang der 80er Jahre extra für Porter Wagoner geschrieben - das Demo hat er seinem damaligen Gitarristen, Marty Stuart in die Hand gedrückt. Die Übergabe an Porter Wagoner hat Stuart vor einem Vierteljahrhundert zwar verpennt, er hat sich aber daran erinnert, als es an die Produktion von "Wagonmaster" ging - und die Aufnahme glatt wieder gefunden. Eine Art Wiederhören gibt es auch mit Dolly Parton. Mit "My Many Hurried Southern Trips" hat Porter Wagoner einen der vielen gemeinsam geschriebenen Songs herausgekramt. Ein Relikt aus grauer Vorzeit, das mühelos "the test of time" bestanden hat.
Fazit: Unterstützt von Marty Stuart läuft die graue Eminenz der Countrymusic noch einmal zur Höchstform auf. Ein nostalgischer Leckerbissen mit zeitlos schönen Songs.Label: Anti Records (SPV) | VÖ: 1. Juni 2007 |
Titelliste
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01 | Wagonmaster #1 (Marty Stuart) | 09 | The Agony of Waiting |
02 | Be a Little Quieter | 10 | Buck andThe Boys |
03 | Who Knows Right From Wrong | 11 | Fool Like me |
04 | Albert Erving | 12 | Late Love of Mine |
05 | A Place to Hang my Hat | 13 | Hotwired |
06 | Eleven Cent Cotton | 14 | Brother Harold Dee |
07 | My Many Hurried Southern Trips | 15 | Satan's River |
08 |
Committed to Parkview (mit Marty Stuart and his Superlatives) |
16 | Wagonmaster #2 |