Mit ihrem aktuellen Werk "Dead Girl Walking" wollte sich Lorrie Morgan ein Denkmal setzen, was nicht gelingt
Lorrie Morgan ist ohne Zweifel eine der emotionalsten und auch gewissenhaftesten Künstlerinnen der modernen Country Music. Eine Frau, die weiß, was sie tut. Seit Beginn an ihrer Seite stand ihr zum Freund gewordener Produzent Richard Landis. Mit ihm hatte sie den Mut, in ihren Songs die komplette Spannweite auszudrücken, die das Leben bietet. Sie zeigte ihre zarte Persönlichkeit, ebenso wie ihre freche Seite - jedoch immer im klassischen Stil.
Schöpfen aus einer langen Karriere
Die Tochter von Country-Sänger George Morgan brachte ihre erste Single bereits mit 13 Jahren, im Jahr 1979, heraus. Es folgten die ersten Alben, die mit Platin ausgezeichnet wurden und schließlich unzählige Top-Hits gemeinsam mit Ehemann Keith Whitley. Ihr Leben auf Tournee verarbeitete Lorrie Morgan in ihren Songs und holte sich immer wieder gern Partner auf die Bühne oder ins Studio, unter anderem Johnny Mathis, Tammy Wynette oder Pam Tillis.
Trauer während der Produktion von "Dead Girl Walking"
2024 sollte ein besonderes Jahr für Lorrie Morgan werden, in welchem sie das 40. Jubiläum ihrer Mitgliedschaft in der Country Music Hallo of Fame feiern und ihr aktuelles Album "Dead Girl Walking" veröffentlichen sollte. Doch ein trauriges Ereignis trübte diese freudigen Vorhaben.
Zunächst jedoch ging sie, wie geplant wieder mit Richard Landis ins Studio, um die Aufnahmen zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch war dieser bereits krank und sein Zustand verschlechterte sich drastisch, als etwa die Hälfte des Albums fertig gestellt war.
Lorrie Morgan entschied sich, das Projekt zu stoppen und auf eine Genesung zu warten, die auch vorübergehend tatsächlich eintrat, so dass sie mit der Produktion fortfahren konnten. Doch schließlich verstarb Richard Landis noch während der gemeinsamen Arbeit an "Dead Girl Walking", was für das gesamte Team und vor allem für Lorrie Morgan ein trauriger Schlag war, den sie erst einmal verarbeiten musste.
Die Bedeutung hinter dem Album
Nun mag man in Summe das aktuelle Geschehnis mit den Lebensereignissen von Lorrie Morgan vereinen, all ihre Erfahrungen, die sie in ihrer Musik zum Ausdruck bringen möchte. Doch wünscht man sich dabei jedoch auch einfach Hörbares. Songs dürfen auch mal traurig sein, sentimental, sie dürfen den Hörer sogar zum Weinen bringen. Doch bitte, gern lassen wir uns auch inspirieren von Weisheit und motivieren, dass man gestärkt aus Tiefschlägen hervor geht.
Einzig "Days Like These" ist ein Song auf dem Album, der mit seinem Steel Guitar-Intro ansatzweise nach Country Music klingt, ein wenig an die 70er Jahre und eben gute vergangene Zeiten.
Auch "Me And Tequila" macht noch Freude. Doch ansonsten kommt Lorrie Morgan, wenn wahrscheinlich die Absicht dahinter eine andere war, durchweg weinerlich und depressiv daher. Der experimentelle Sound findet keine Ebene und am Ende versucht sich die Sängerin noch am Sam Cooke-Klassiker aus 1957 "You Send Me", der hier auch einfach nicht passt.
Alles in allem klingt "Dead Girl Walking" wie ein missglückter Versuch, sich abheben und andere Wege gehen zu wollen, was Lorrie Morgan gar nicht nötig hat. Sie war und ist eine großartige Künstlerin und darf mit all ihren Ecken und Kanten reifen. Doch scheint sie damit selbst ihren Weg gerade erst herauszufinden. Vielleicht bleibt Lorrie Morgan musikalisch ja am Ball und wir dürfen uns in nicht allzu langer Zeit nochmal auf ein Werk von ihr freuen, welches dann wieder weniger unruhig sein wird.
Fazit: Von einer starken Frau wie Lorrie Morgan hätte man sich gerade an dieser Stelle ihrer Karriere ein ebensolches Album gewünscht. Sie hat es vorgezogen bei "Dead Girl Walking" musikalisch zu experimentieren, was eben eher daneben ging.