Der 1984 in Dayton, Ohio, geborene Künstler gehört seit 2006 zu den gefragtesten amerikanischen Schauspielern. Zuletzt überzeugte der blonde, smarte Kerl, der gleichzeitig subtil und zupackend wirken kann, in der modernen Western-Serie "Yellowstone". Hier spielt er den Kayce Dutton, den Filmsohn von Kevin Costner - womit wir bei einem weiteren Multitalent wären. Denn genau wie Costner, der sich in den letzten Jahren neben der Schauspielerei zu einem achtbaren Country-Sänger entwickelt hat, beweist auch Luke Grimes musikalische Qualitäten.
Luke Grimes: Hollywoodstar und melancholischer Country-Sänger
Und was für welche! "Pain Pills or Pews" ist für den Mimen offenbar nicht nur ein kleiner Ausflug in die Welt der Noten und Töne; nicht nur eine Spielerei zum Zeitvertreib oder Experiment. Nein, die acht Songs der EP weisen Grimes als nachdenklichen Geschichtenerzähler aus, der mit einer rauen, für seine jungen Jahre erstaunlich wettergegerbten Stimme herrliche Country-Melancholie verbreitet. Mehr noch: Er brilliert in sechs Song-Eigengewächsen auch als hervorragender Songschreiber, der mit wenigen Harmoniewendungen und tiefgehenden Textzeilen große Emotionen zu wecken vermag. Alles Songs, die in ihrer reduzierten Abgeklärtheit so ganz und gar nicht nach einem Country-Rookie klingen, sondern schon eher nach einem alten Haudegen der Marke Kris Kristofferson.
Wie sehr Luke Grimes mit der Country-Welt verbunden ist, belegt gleich der Opener "No Horse to Ride": ein ruhiger, nachdenklicher Country-Folk-Song mit hingetupften Besen-Grooves, Akustikgitarre und melancholischer Pedal Steel. Ein samtweiches Klang-Outfit, das einen wunderbar spannenden Kontrast zu der etwas kratzig-rauen Stimme von Grimes ergibt.
Im nächsten Track "Hold On" nimmt er diesen Faden auf - und spinnt daraus einen grandios melancholischen Country-Song. Hier zeigt es sich ein weiteres Mal, dass echte Emotionen nicht von einem pathetischen Arrangement abhängig sind. Es braucht, das zeigt der Song, auch keine Geigen und keine Keyboard-Teppiche, um tiefes Gefühl zu transportieren. Im Zweifel reichen: eine Westerngitarre, eine Pedal Steel und ein Minimum an Rhythmik. Den Track hat - eine von zwei Fremdkompositionen - Foy Vance geschrieben. Für Grimes, das sagte er in einem Interview, ist Vance "ein Riesentalent und ein echter Wahrheitsverkünder", ein Sänger, der ihn in den letzten Jahren mit am meisten beeindruckt habe. Mag alles stimmen. Andererseits, und das belegt die Qualität seiner eigenen Songs, lässt sich beim besten Willen kein nennenswerter Unterschied zu seinen Kompositionen ausmachen.
"Pain Pills or Pews": bärenstarke EP des singenden Schauspielers
Die anschließende Country-Ballade "Ghost of Who We Were" unterstreicht diese Einschätzung mit schwermütiger Melancholie. Ein Gefühlszustand, der auch auf "Where It's Blue" zutrifft. Die zweite, von Colton Venner geschriebene Fremdkomposition fügt sich nahtlos in das Setting von "Pain Pills or Pews" ein, was auch für die restlichen vier Tracks gilt: In "Burn" zieht der singende Hollywood-Star etwas die Zügel an, in "Playing on the Tracks" überzeugt er als lakonischer Storyteller im Stile von J.J. Cale, in dem autobiografischen "Oh Ohio" vermengt er erneut Elemente von Country und Folk zu einer herrlichen Ballade und im finalen "Ain't Dead Yet" schwingt er sich tatsächlich noch zu einem, sagen wir mal, Country-Rock auf. Doch auch wenn der Rhythmus mal etwas forscher angelegt ist und eine Slide-Gitarre für Southern-Rock-Vibes sorgt, bleibt Luke Grimes was er ist: ein Mann der leisen Töne.
Fazit: Luke Grimes überzeugt in dem Western-Serien-Epos "Yellowstone" - und jetzt nicht minder als feinfühliger Country-Sänger: Seine von Dave Cobb subtil produzierte EP "Pain Pills or Pews" setzt acht Song-Glanzlichter. Starke Performance!