"Ich liebte, dass es dokumentieren würde, wie unsere Songs sich entwickelt haben", erklärte sie. "Dadurch, dass wir Songs wie 'Where Would You Be' und 'A Broken Wing' schon so viele Jahre spielen, wurden diese reicher und gefühlvoller. Aber ich hielt es außerdem für wichtig, weil die Leute, die noch nicht auf einem meiner Konzerte waren, oft eine etwas falsche Vorstellung davon haben könnten, wie diese ablaufen. Sie sehen mich im Fernsehen, wie ich auf einer Stelle stehe und ein Lied singe. Ich wollte den Leuten da draußen schon immer zeigen, dass wir eine wirklich energiegeladene Show bieten. Wir haben einen großen Produktionsetat. Es ist eine größere Show, als die Leute annehmen."
Die Anfänge von Live in Concert, das im Oktober 2008 bei RCA Records in Nashville als CD mit acht Songs und einer Bonus-DVD mit zwanzig Stücken erschien, gehen zurück auf PBS, der McBride als die erste Country-Sängerin aufgenommen hatte, die in der Reihe "Great Performances" ("Großartige Auftritte") des Senders vorgestellt wurde. (Mikhail Baryshnikov, Leonard Bernstein, Luciano Pavarotti und James Taylor gehören zu den vielen Künstlern, die im Verlauf der 36jährige Geschichte dieser Sendung dort auftraten. Die Folge mit McBride wurde im März ausgestrahlt. Viele lokale PBS-Sendestationen boten die Konzert-DVD und ihr Album "Waking Up Laughing" als Treuegeschenk an.)
"Es gab zwei Dinge, die uns wichtig waren", erklärte John McBride, Martina Ehemann, langjähriger Techniker und Tonabmischer. "Das eine war die Akustik des Raumes und das andere, wie laut das Publikum für gewöhnlich war. Wir spielen manchmal an Orten, die, glaube ich, dafür entworfen wurden, in der Weise widerzuhallen, wie sie es tun, weil das toll ist für Basketball - man will den Heimspielvorteil haben. Aber was die Musik angeht, ist das tödlich. Wenn man die Türen des LKWs zumacht, hört man immer noch den letzten Ton des Lieds im Raum herumwabern. Aber die Akustik in diesem bestimmten Veranstaltungsort passt gut zu uns und das Publikum war immer großartig."
Um die Aufnahme vorzubereiten, fand am Vorabend eine Generalprobe statt. Etwa 300 Fans wurden in der Halle empfangen, größtenteils, um der Crew zu ermöglichen, mit ihren HD-Kameras an Nahaufnahmen vom Publikum zu tüfteln und mit der Mikrofonaufstellung in der viel größeren Menge der tatsächlich stattfindenden, ausverkauften Show zu experimentieren.
"Für mich ist es genau das, worum es bei Live-Konzerten geht", bekräftigt die viermalige Gewinnerin des CMA Female Vocalist of the Year (Sängerin des Jahres). "Manchmal glaube ich, dass das Publikum gar nicht weiß, wie wichtig es für die Show ist - nicht, dass es für meine Unterhaltung verantwortlich wäre, aber es macht wirklich etwas aus. Wenn ich da raus komme und das Publikum hat Spaß und ist aufgeregt, hebt es die Show einfach auf eine höhere Stufe. Es liegt genau so viel an ihnen wie an mir."
McBride stützt diese Überzeugung nicht nur auf ihre Zeit im Scheinwerferlicht, sondern auch auf ihre Jugend, als sie Konzerte in Kansas besuchte. "Ich kann mich daran erinnern 'Night Ranger' gesehen zu haben, als ich noch ein Kind war", sagte sie lachend. "Ich war so aufgeregt. Es war eine anderthalbstündige Fahrt nach Wichita, Kansas, weil ich weit außerhalb wohnte. Die ganze Fahrt über hörte ich ihre Musik. Ich hatte mein Night Ranger-T-Shirt an. Und am Ende der Show sagten sie: 'Wir lieben euch, Wichita! Ihr rockt, Leute!' Und ich dachte: 'Die lieben uns! Wow! Wir rocken!' Rückblickend erkenne ich, das war das erste Mal, an dem mir klar wurde, dass es wichtig ist, was du auf der Bühne sagst und tust."
Diese Verständigung herzustellen, stellt eine große Herausforderung dar, das fängt mit der Aufstellung der Songliste an. Normalerweise eröffnet McBride mit einem starken, schnellen Stück. Aber bei dieser Tour, wie auf der DVD zu sehen ist, entschied sie sich, mit "Anyway" zu beginnen, das den Vorteil eines kraftvollen Refrains bietet, der den "Kabuki Drop" ergänzt, den plötzlichen Fall des Vorhangs in der Kulisse, um auf dramatische Weise die Band zu enthüllen.
Vom Mischpult aus legte John größten Wert auf die Interaktion des Publikums mit dem, was auf der Bühne vor sich ging. Er positionierte vier Paar Stereomikrophone im ganzen Raum, darunter eines etwa sechs Meter vor der Bühne innerhalb der Menge und ein anderes sechs Meter dahinter, jedes zeitverzögert, sodass die Musik, die sie hörten, nicht gegenphasig zu dem war, was die Bühnenmikrofone aufnahmen.
Obwohl Studiomikrofone klangliche Nuancen besser erfassen, leisteten die Bühnenmikrofone, die für "Live in Concert" verwendet wurden, glanzvolle Arbeit. Einige Künstler würden vielleicht sagen zu glanzvoll, zum Beispiel als McBrides Stimme bei der Zeile "Tonight I need a friend" leicht kratzt, während ihrer Darbietung des Stücks "Help Me Make it Through the Night". Im Studio würde man vielleicht ein sanftes Timbre auf diesen Ton legen - aber in diesem Moment, während eines Höhepunktes im Lieds, fühlt es sich echt und richtig an.
"Das Wichtigste ist es, das Gefühl zu bewahren, zu jeder Zeit", insistiert sie. "Es soll nicht perfekt sein. Ich möchte die Authentizität des Live-Erlebnisses bewahren. Ich will damit nicht sagen, dass ich auf der Platte nichts bearbeitet habe; ich habe ein paar Momente aus der Generalprobe verwendet und sie in die Live-Show hineingeschnitten, vielleicht, weil ich zu diesen Zeitpunkten des Konzerts nicht so gut hören konnte. Aber ich habe nichts noch einmal eingesungen, denn das würde dem Zweck eines Live-Albums zuwiderlaufen."
McBride konzentriert sich jetzt auf ihr nächstes Projekt, ein Studio-Album, bisher noch ohne Titel, das sie mit Dann Huff koproduziert. Sie hat außerdem mit ihrer Sommertour losgelegt, die am 11. Juli 2008 in Detroit begann und bis zum Herbst dauert. "Das ist das erste Mal, dass ich Headliner für eine Stadientour war, und wir sind sehr aufgeregt, mit Brian O´Connel und Live Nation zusammenzuarbeiten."
"Live in Concert" hat bei McBride einen besonderen Eindruck hinterlassen, in Bezug darauf, dass sie ihren Fans etwas Einzigartiges geboten hat. "Obwohl wir nur ein Konzert gefilmt haben, fühle ich mich so, als würde ich Früchte von sechzehn Jahren harter Arbeit, Aufregung und Bühnenerfahrung betrachten, wenn ich es mir ansehe," sagte sie. "Es ist toll, ein Souvenir von dem zu haben, wenn man so will, wofür wir so hart gearbeitet haben und es mit meinen Fans teilen zu können. Es ist genauso aufregend und ich freue mich darauf, meine neue Musik auf der Tour zu spielen und daran zu arbeiten, wie weit wir mit der Tour gehen können, vom musikalischen und vom Standpunkt der Produktion her. Mein Ziel ist, die Leute dazu zu bringen, dass sie immer und immer wieder zurückkommen wollen, um diese Erfahrung mit mir zu teilen."
McBride gibt deutlich eben diese Aufregung weiter; es ist offenkundig auf "Live in Concert" bei ihrem Auftritt zu den Eröffnungsklängen von "Anyway" und den Beifallsstürmen des Publikums zu ihrer Begrüßung. "Ich habe jedes Mal dieses Gefühl von Erregung und Spannung, wie das Publikum reagieren wird", sagte sie. "Es gibt nichts besseres, als dieses Gefühl, wenn ich aus diesem Lift von unterhalb der Bühne steige: Die Leute sehen dich und da ist dieses Geräusch und du denkst: Wow! - hab ich ein Glück.'"