Kevin Costner im Interview mit CountryMusicNews.de über den Film "Horizon" und seine Liebe zur Musik
Am 22. August 2024 kommt "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" in die deutschen Kinos und das ist nur der erste Teil einer vierteiligen Wild-West-Saga, die Kevin Costner bis 2026 auf die Beine gestellt haben will. Der Western hatte ihn bisher Glück gebracht: In "Silvarado" spielte der Kalifornier 1985 seine erste größere Rolle, mit "Der mit dem Wolf tanzt" landete er 1991 nicht nur einen Kassenhit, sondern wurde obendrein mit sieben Oscars (unter anderem für als Bester Film und für die beste Regie) belohnt.
Zuletzt konnte Hollywoods letzter Cowboy mit der Serie "Yellowstone" punkten, die er aber wieder verließ, um sich mit "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" einen langgehegten Traum zu erfüllen. Der zweite Teil ist auch schon fertig und kommt bereits am 7. November 2024 ins Kino. Teil 3 und 4 stehen jedoch auf der Kippe, denn "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" wurde vom amerikanischen Publikum nicht gut angenommen. CountryMusicNews.de sprach mit Kevin Costner anlässlich der Deutschlandpremiere von "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" in Berlin.
Stimmt es, dass Sie bereits 1988 das erste Mal über "Horizon" nachdachten?
Ursprünglich wollte ich eine Geschichte über zwei befreundete Typen und einer wunderschönen Frau erzählen. Der eine dachte, er hätte sie zuerst gesehen, weshalb sie ihm gehören würde. Ich dachte, das könnte man in einem Western einbetten, doch dann weitete sich die Geschichte immer weiter aus und ich landete dort, wo vor mehr als 200 Jahren Europäer nach Amerika kamen, um sich das Land zu erobern und Städte zu bauen.
Als eine allumfassende Eroberungsgeschichte?
Damals war Amerika für viele Einwanderer der Garten Edens, ein Ort, an dem sie immer bleiben könnten, wenn sie den Atlantik überqueren könnten. Es war ein großartiges Versprechen für alle, die willig waren, hart zu arbeiten, einfallsreich, stark und unerbittlich zu sein. Dann gab es noch die Ureinwohner, die umherwanderten. Auch ihre Reise wollte ich erzählen. So fing ich an zu schreiben und Material für vier Filme kamen dabei heraus.
Warum müssen es vier Teile sein?
Ach, ich wollte nicht erst abwarten, ob ein erster Teil gut läuft, um dann auf die Schnelle Fortsetzungen nachzuschießen, die dann nichts mehr zu erzählen haben. Ich habe meine vier Filme schon im vorausgeschrieben. Alles passt zusammen. Nicht ich, sondern das Drehbuch ist der Star dieser Serie, denn es geht um authentische Charaktere, nicht um Marvel-Helden.
Nun war der erste Teil in den USA kein Erfolg. Stehen Sie jetzt unter Druck?
Das ist eine berechtigte Frage, aber über negative Kritik will ich mir eigentlich keine Sorgen machen. Gewiss ist das einfacher gesagt als getan. Deshalb tat es gut, als ich neulich in einem New Yorker Magazin las, dass "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" den ersten Platz aller bisher gestarteten Kinofilme einnahm. Das war genau das, was ich gebraucht hab, um mich wieder stark zu fühlen. Ich denke, die Leute brauchen eine gewisse Zeit, um einen Film für sich zu entdecken, und ich weiß das "Horizon" etwas werden kann, was man sich immer und immer wieder ansehen möchte.
Wie groß ist die Chance, dass Sie den dritten und vierten Teil noch zu Ende bringen können?
Acht Tage haben wir für den dritten Teil schon gedreht, genug, um daraus eine Montage zu schneiden, die dann am Ende des zweiten Teils zu sehen sein wird, genauso wie es hinter dem ersten Teil eine Montage mit Szenen aus dem zweiten Teil gibt. Man wollte mir die Montage für Teil 3 nicht gewähren, also setzte ich wieder eigenes Geld ein, um sie doch noch anfertigen zu können.
Also wird es weitergehen?
Im Frühjahr nächsten Jahres werde ich den dritten Teil fertigstellen, ich werde es auf jeden Fall versuchen. Es muss passieren, ich muss nur noch herausfinden, wie ich es mache. Am besten wäre es, Teil 3 und 4 gleichzeitig zu drehen. Jetzt braucht es ein bisschen Glück, aber wie gesagt, es ist alles da. Jetzt gibt es die ersten beiden Teile, aber die Geschichte endet nicht bei zwei, sondern bei vier.
Ihr Vater hatte deutsche Vorfahren. Haben Sie dadurch auch eine besondere Beziehung zu Deutschland entwickelt?
Mir war es wichtig, "Horizon: Eine amerikanische Saga - Kapitel 1" in Deutschland persönlich vorzustellen. Ich habe meinen Traum sozusagen nach Deutschland gebracht und ich habe alles dafür getan, damit er Wirklichkeit wurde. Eigentlich dachte ich, ich würde mein Leben lang mit den Händen arbeiten so wie es mein Vater getan hat und dessen Vater, der Bauer war. Aber ich dachte schon früh viel über das Leben nach. Wer will ich sein? Was sagt mir mein Herz? Ich habe Häuser gebaut, auf Fischerbotten gearbeitet, mein Studium selbst finanziert. Denn ich verfolgte immer einen Traum, um der zu werden, der ich heute bin.
Mussten Sie jetzt Ihre Band vernachlässigen, weil Sie all Ihre Kraft auf "Horizon" setzen?
Mit der Band würde ich so gern mal wiederkommen, um zu spielen. Sie hat aber drei Songs für den ersten Teil von "Horizon: Eine amerikanische Saga" beigesteuert, und der Komponist des Scores, John Debney, hat diese Melodien genommen und sie mit einem 92-köpfigen Orchester ausgeschmückt. Darüber war ich sehr glücklich.
Was bedeutet Musik in Ihrem Leben?
Musik hat mir mehr als einmal geholfen, zu heilen. Ich würde mir wünschen, Sie wären dabei gewesen, als die Musik zu "Horizon: Eine amerikanische Saga" entstand. Eingespielt wurde der Score vom Royal Scottish National Orchestra. Da für flog ich extra nach Schottland, um mitzuerleben, wie ein 92-köpfiges Orchester meinen Film begleitete. Das war wunderschön. Mir standen echt die Nackenhaare zu Berge. Ich weiß, wie wichtig Musik ist und ich habe dafür gesorgt, dass die Musik zu "Horizon: Eine amerikanische Saga" großartig ist. Soll ich Ihnen mal ein Geheimnis verraten?
Gern!
Als wir 1988 "Annies Männer" drehten, wollte ich den Film mit dem Song "Unchained Melody" beenden. Willie Nelson hatte eine sehr schöne Version daraus gemacht. Aber mein Regisseur, Ron Shelton, winkte ab und wählte ein anderes Lied aus. Im nächsten Jahr kam der Song dann in dem Film "Ghost - Nachricht von Sam" vor und wurde ein Riesenhit. Dann drehte ich "Bodyguard" und war mir sicher, dass Whitney Houston einen Song singen würde: "What Becomes of the Brokenhearted", aber es war bereits für einen anderen Film vergeben. Dafür fand ich "I Will Always Love You" von Dolly Parton und bestand darauf, dass der Song dabei sein muss. Aber "Unchained Melody" ist und bleibt für mich eines der großartigsten Songs, die Willie Nelson interpretiert hat. Wenn Sie ihn sich anhören, denken Sie vielleicht genauso.