The BossHoss würden sich gerne die Bühne mit Willie Nelson teilen
Am selben Abend sollte die Show von keinem geringeren als US-Star Kiefer Sutherland eröffnet werden. Wir wollten von The BossHoss wissen, wen sie sich, hätten sie die freie Wahl, noch so als Partner auf der Bühne oder im Studio wünschen würden. Die Lieblingskandidaten der alten "Country-Haudegen" seien leider alle schon tot, so Sascha Vollmer. Doch hätten sie in den letzten 20 Jahren ja Gelegenheit gehabt, mit tollen Leuten zu arbeiten, beispielsweise mit Blues-Legende Seasick Steve (dieser war auch Opener bei ihrer "Black is Beautiful"-Deutschland-Tournee 2019). Willie Nelson wäre noch ein Wunsch, darauf hätte er Lust. Doch auch im Allgemeinen aus der Rock-Ecke mit Josh Homme von Queens of The Stone Age oder Dave Grohl von den Foo Fighters. Insgesamt sei man gespannt, was noch kommt, denn "man habe ja erst Halbzeit".
Noch große Pläne im Gepäck
Naja, rechnen wir mal - 20 Jahre auf der Bühne und davon kennen wir jetzt The BossHoss auch schon einige Zeit - heißt also, wir bewegen uns gemeinsam auf ein gesetzteres Alter zu. Doch hier winken die beiden Musiker gleich mal direkt ab. Eine Deadline? Ne, darüber habe man nie gesprochen, keine Grenze festgelegt. Sie seien seit all der Zeit mit großer Freude unterwegs, dies sei der Motor, der sie antreibe und "den Karren weiter rollen" lasse. Würdig sei es so lange, dass man merke, die Jungs in der Band haben Spaß und würden nicht fürs Geld spielen. Bei solchen, die noch im hohen Alter mit Leidenschaft touren und es eigentlich finanziell nicht nötig haben, da sei es schön, dies zu sehen. Sie beide seien ja noch "junge Hüpfer", man sehe noch lange kein Ende kommen.
Genauso wenig habe man sich je darüber Gedanken gemacht oder schon gar nicht miteinander über das Thema gesprochen, was aus dem Projekt The BossHoss werden würde, sollte je einer der Frontmänner, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr auftreten können. Unvorstellbar für die beiden zum jetzigen Zeitpunkt, beruhigend für die Fans also. In diesem Moment ist auch die Verbundenheit der beiden zu ihrer Band, "nicht irgendeiner Band", wie Sascha Vollmer betont, spürbar. Sie alle seien Freunde und Familie. Man sei seit 20 Jahren gemeinsam "on the road", es wäre auch ein schlimmer Gedanke, wenn einer aussteigen wolle, doch bisher laufe alles sehr gut und man mache daher keine Notfallpläne.
The BossHoss' Verbundenheit zu Country Music
Nachdem The BossHoss ja nun klar und deutlich zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind und sich auch wieder der Country Music annähern, war eine der Fragen, in wie weit sie sich auch mit der aktuellen Entwicklung dort, auch dem Geschehen in Nashville beschäftigen. Alec Völkel antwortet darauf recht deutlich, man habe von den Anfängen an verdeutlicht "wir spielen den Country, so wie wir ihn wollen", ihr eigener Sound sei etwas ganz anderes als der typische American Country. Eigentlich werden sie davon recht wenig beeinflusst. Wobei man natürlich auch ab und zu gewisse Wellen mitbekäme, nehme die auch wahr, jedoch würde man sich nicht am Nashville-Markt orientieren.
Sascha Vollmer ergänzt, man sei eher bei Americana einzuordnen, Old School, dies sei die Art Country, die sie mehr anspreche. Man hätte sich sicher nicht 20 Jahre auf dem Markt gehalten, hätte man sich nur auf ein Genre konzentriert und sich ständig wiederholt. Die Entwicklung über die Jahre, auch mal Pop, modernen Sound und country-untypische Elemente mit reinzunehmen, habe sie aus ihrer Sicht am Markt frisch gehalten. "Don't Gimme That" nennt er als Beispiel, der nie ein Country-Song gewesen sei, jedoch einer ihrer bekanntesten. "Die Mischung macht's", was dem einen natürlich mehr, dem anderen weniger gefalle. Dass sich 2025 die Veröffentlichung ihres ersten Albums zum 20. mal jährt, sei für sie der Anlass gewesen, mal zurück zu gehen und "die eigenen Anfänge zu feiern".
Grund zur Freude für die Fans zum 20-jährigen Bandjubiläum
Die Fans dürfen sich also freuen, auf was da kommt? "Unbedingt", bestätigen beide. Der nächste Plan sei, dies eröffnete Alec Völkel, ein Cover-Album aufzunehmen. Sie hätten einfach Spaß daran, Songs zu interpretieren und daraus einen BossHoss-Track zu machen. Lange Jahre habe man dies wenig gepflegt, jetzt habe man gesagt "machen wir es einfach nochmal, let's do it again”. Die Begeisterung, wenn beide Sänger davon berichten, ist glaubhaft und schier ansteckend.
Und wen wolle man im Grunde mit der Musik erreichen, in welchem Alter sehe man die Haupt-Fan-Base? War die Idee mit "Blonde Chaya” vielleicht auch die, jüngere zu erreichen? So schnell und mit einem Song gehe dies nicht, antwortet Alec Völkel.
Sascha Vollmer meint, es gebe bei den Konzerten in den verschiedenen Städten auch deutliche Unterschiede. Manchmal sei das Publikum durchaus jünger. Ob der jeweilige Wochentag oder die Location auch Einfluss haben, sei Spekulation. Doch insgesamt gebe es eine große Bandbreite. Sie selbst hätten mit Anfang 30 begonnen und viele Fans seien mit ihnen mitgealtert. Dafür brächten einige davon inzwischen sogar ihre Kinder mit, was das Durchschnittsalter wieder sinken ließe. Auch Social Media hätten hier einen großen Einfluss, seit "Blonde Chaya” habe ihr TikTok-Channel enorm zugenommen, wobei es eine längerfristige Sache sei, dass dieses Publikum auch auf Konzerte käme. Das ginge nicht sofort, es müsse eben gepflegt werden.
Beim anschließenden Gig im Innenhof des Wasserschlosses, zu dem uns The BossHoss noch viel Spaß wünschten, durften wir uns davon überzeugen, dass wirklich alles, was wir von ihnen kennen und was sie im Interview geäußert hatten, authentisch und echt ist. Diese unglaubliche Begeisterung daran, auf die Bühne zu gehen, der Musik Ausdruck zu geben und den Menschen eine gute Zeit zu geben, ist gewaltig. Wir schauen mit Spannung in die Zukunft und die nächsten hoffentlich 20 Jahre The BossHoss.