Mit "Heels" folgt nun eine Serie, die im Wrestling-Milieu spielt und von zwei ungleichen Brüdern handelt, die sich im Ring begegnen. Für den in Kanada geborenen Alexander Ludwig bedeutete das, ein hartes Training auf sich nehmen zu müssen.
"Heels" heißt die neue Serie, in der Du einen Wrestler spielst. Was hat Dich daran gereizt?
Ich spiele Ace Spade, der es aus der kleinen Stadt herausschaffen will, um ein großer Wrestler zu werden. Aber tief in seinem herrscht ein phänomenales Durcheinander. Ace ist wie ein Kind, das versucht, aus dem dunklen Schatten seines Vaters zu treten. Er hat einen komplizierten, explosiven Charakter, und ehrlich gesagt, hat mich genau das daran gereizt.
Charakterzüge, die auch Dir nicht ganz fremd sind?
In mir herrschte auch mal ein totales Durcheinander. Ich habe meine Erfahrungen mit Drogen und Alkohol gemacht, die ich natürlich in meine Figur einbringe. Dahinter verbirgt sich das Gefühl der Unwürdigkeit und der Versuch, den Erwartungen aller anderen gerecht zu werden. Ace Spade versucht, sich selbst zu finden, um der Mann zu sein, der er sein möchte.
Was macht "Heels" für Dich so einzigartig?
Im Fernsehen gibt es so etwas nicht. Als ich das Drehbuch las, fiel mir auf, dass es im Kern ein Familiendrama ist. Es geht um Menschen mit alltäglichen Emotionen, um Menschen, die mehr wollen und in diese phänomenale Wrestler-Welt geworfen werden. Mich interessierte dabei nur eins: Sind die Leute von dieser Welt genauso fasziniert wie ich?" Bestimmt können sie eine Verbindung zu den Figuren herstellen, denn "Heels" wurde von genialen Autoren geschrieben. Selbst Leute, die noch nie was von Wrestling gehört haben, waren von "Heels" überwältigt.
Wie hast Du Dich körperlich auf die Rolle eines Wrestlers vorbereitet?
Es war zermürbend. Stephen Amell, der meinen Bruder spielt, ist ein noch größerer Wrestling-Fan als ich. Er ist damit aufgewachsen und geht selbst noch in den Ring. Ich habe immerhin schon mit professionellen Wrestlern wie Dwayne Johnson oder Edge Copeland vor der Kamera gestanden. Diese Typen nehmen tagein, tagaus in Kauf, ihre Körper zu missbrauchen. Ich habe größten Respekt vor dem, was sie tun und es ist die einzige Sportart, bei der es keine medizinische Hilfe gibt.
Wirklich?
Wenn sie sich verletzen, sind sie dafür selbst verantwortlich. Da kommt keine Firma, um sie zu retten, weil sie so gesehen unabhängige Auftragnehmer sind. Da ich als Ace ein Rockstar im Ring bin, war mir klar, darauf muss ich mich vorbereiten. Also trainierte ich mit einem Typen namens Chavo Guerrero, der aus einer sehr berühmt-berüchtigten Wrestling-Familie in Los Angeles stammt.
Eine richtige Ausbildung?
Wir haben monatelang trainiert, als dann Corona ausbrach, machten wir eine Pause, weil wir nicht wussten, was weiter passieren würde. Dann bekamen wir grünes Licht, gingen nach Atlanta, wo ein riesiges Fitnessstudio aufgebaut war, und arbeiteten mit Profis und Amateur-Ringern.
Glaubst Du, dass "Heels" auch international ein Erfolg werden könnte?
Ich habe das Gefühl, dass in der Serie alles über die Wrestler-Welt und ihren Mitwirkenden beantwortet wird. Wir thematisieren jede Kontroverse, und das nicht nur in Bezug auf Typen im Wrestling, sondern es geht auch um Rassismus, um die Gender-Frage, um Familie, Drogenmissbrauch und um das Geschichtenerzählen an sich. Da ist wirklich für jeden etwas dabei, und ich hoffe, dass es universell so angenommen wird.
Du selbst hast auch internationale Wurzeln…
Ja, soweit mir bekannt ist, stammte mein Großvater aus Danzig, die einst eine große deutsche Bevölkerungsdichte hatte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin Deutscher, Kanadier und Australier mütterlicherseits. Irgendwo muss auch noch etwas Skandinavisches sein, aber ich weiß nicht woher (lacht).
Glaubst Du, das Zeug für einen professionellen Wrestler zu haben?
Nein! Diese Typen sind ganz anders als ich. Wenn man mich fragen würde, ob ich es trotzdem tun würde, sage ich Ja, weil ich diese Gelegenheit nicht verpassen möchte, es auszuprobieren. Ich denke, es wäre eine lustige Erfahrung, aber nichts, es ein Leben lang zu tun. Das braucht eine bestimmte Art von Menschen, der sich diesem schmerzhaften Job hingeben würde.
Aber Du liebst andere Sportarten wie Skifahren und Fallschirmspringen…
Ich weiß, das klingt seltsam. Ich bin auch gerade dabei, meinen Pilotenschein zu machen, und Speed-Flying würde mich auch noch interessieren. Alles nicht ganz ungefährlich, aber ich liebe es, der schlimmste Albtraum eines Filmstudios zu sein (lacht).
Hast Du Dich denn während der Dreharbeiten zu "Heels" verletzt?
Ich hatte einige Verletzungen mit tagelangen immensen Schmerzen und einem Gefühl von Unbehagen, besonders als wir anfingen. Wenn man zum ersten Mal flach auf den Brettern landet oder gegen die Seile schlägt, ist es so, als ob dein Körper darauf nicht vorbereitet wäre, weil er auf Muskeln trifft, die bestimmte Punkte in deinem Körper anvisieren. Das Seil trifft dich an den seltsamsten Stellen und deine Muskeln sind nicht darauf vorbereitet. Also musst du deinen Körper ein bisschen abhärten, um nicht mehr so starke Schmerzen zu haben. Das Härtetraining hat wahrscheinlich geholfen, denn ernsthaft wurde ich nie verletzt.
"Heels" mit Alexander Ludwig ist auf der Streaming-Media-Plattform Starzplay zu sehen.