Die beiden DVDs zeigen die Shows von diversen Musikgrößen bei ihren Auftritten am 12. und 13. April 2013 im Madison Square Garden in New York. Wer bei der vierten Ausgabe des Crossroads Guitar Festivals nicht dabei sein konnte, bekommt mit den beiden Silberlingen mindestens adäquate Entschädigung.
Schon der Einstieg in die DVDs macht klar, dass Clapton & Co. - die Organisatoren dieses Benefiz-Gitarrenfestivals - mehr als bloß gelungene Live-Mitschnitte bieten wollen: überraschende New York-Perspektiven, tolle Bildästhetik, ruhige Schnitte und Übergänge legen die visuelle Meßlatte gleich mal ganz hoch. Wie bei einem guten Thriller bleibt man dran, will wissen, wie es weitergeht. Mit: Clapton. Natürlich ist es der stilübergreifende Gitarrengott höchstselbst, der für den Opener sorgt: "Tears In Heaven", in einer mit Reggae-Touch aufgeladenen Version. Der Meister bleibt gleich für mehrere Songs auf der Bühne. Bei "Spider Jiving" begrüßt er seinen langjährigen Tourmusiker Andy Fairweather Low, bei seinem ohnehin ganz auf Country gebürsteten Klassiker "Lay Down Sally" bittet er Vince Gill zum musikalischen Tete-a-Tete. Was soll man sagen? So schön kann (Countrty)Musik sein.
Und so schön kann man sie mit der Kamera festhalten. Immer wieder fängt das Objektiv die Gesichter der Protagonisten ein: Musiker, die ganz und gar in ihrer Kunst aufgehen, die, wie es so schön heißt, "beseelt Musik machen". Es wird deutlich, dass jeder Bühnengast seinen Auftritt genießt. Mehr noch: jeder der Anwesenden Größen, Legenden und Geheimtipps fühlt sich offenbar zutiefst geehrt, von Clapton für diese Show eingeladen worden zu sein. Diese Dankbarkeit zahlen sie dem britischen Musiker mit einfach grandiosen Live-Performances zurück. Ob "Blues Brother" Steve Cropper, Country-Blueser Keb' Mo, Blues-Barde Robert Cray oder der vielleicht beste Slide-Gitarrist der Welt, Sonny Landreth.
Alle Highlights aufzählen würde den Rahmen sprengen. Doch so manchen Auftritt muss man hervorheben: Zum Beispiel die sich in grandioser Spielfreude präsentierende Allman Brothers Band bei ihrem Meilenstein "Whipping Post". Oder die Band gemeinsam mit Clapton bei dessen zeitlos schönem Herz-Schmerz-Rührstück "Why Does Love Got to Be So Sad". Großartig zeigen sich auch Blues-Virtuose Jimmie Vaughan und die energiegeladene Tex-Mex-Combo Los Lobos.
So manches Glanzlicht setzen auch Country-Stars. Der erwähnte Vince Gill zum Beispiel. Seine super-dynamische Interpretation des Rodney Crowell-Klassikers "I Ain’t Living Long Like This" gehört zu den stärksten Darbietungen der DVD. Im Anschluss an den Track gesellt sich zu Vince Gill und Albert Lee noch Country-Sunnyboy Keith Urban. Gemeinsam machen sie sich an den Rolling-Stones-Feger "Tumbling Dice". Klar, da bleibt kein Auge trocken.
Das gilt ohne Einschränkung auch für ein ganz besonderes Trio - für Gregg Allman, Warren Haynes und Derek Trucks. Die drei von der Allman Brothers Band servieren mit größtenteils akustischen Instrumenten die Allman-Eigenkomposition "Midnight Rider" und - als emotionalem Höhepunkt des Mitschnitts - Neil Youngs prophetisches "The Needle And The Damagae Done".
Für das große Finale sorgt standesgemäß Clapton mit den Cream-Evergreens "Crossroads" und "Sunshine of Your Love". Als Draufgabe kommen dann nochmals alle Akteure bei "High Time We Went" auf die Bühne. Da wäre man gerne dabei gewesen ...
Fazit: Grandiose Musiker machen grandiose Musik - von der Kamera grandios eingefangen. Besser geht’s nicht.