Dass "Still the One: Live from Vegas" eine lohnende Investition ist, wird einem bereits nach wenigen Sekunden klar. Denn es ist etwas Großes im Gange. Nebelschwaden ziehen durch das Colloseum des berühmt-berüchtigten Cesar Palace. Auf einer überdimensionalen Leinwand läuft ein Video, das Shania Twain auf einem Pferd zeigt. Dann sitzt die Sängerin plötzlich auf einem Motorrad, und aus der Animation wird Wirklichkeit. Auf einem von Stahlseilen gehaltenen Chopper fliegt Shania aus luftiger Höhe auf die Bühne. Jetzt steht auch der Letzte im Saal, und als die ersten Klänge von "I'm Gonna Getcha Good!" erklingen, gibt es kein Halten mehr.
Stimmlich ist Twain immer noch eine Bombe, da gibt es von Anfang nicht den geringsten Zweifel. Routiniert und mit einer gehörigen Portion Elan und Freude führt die 49-jährige durchs Programm, und richtet nach dem dritten Song "Don't Be Stupid" das Wort erstmals an die Zuschauer. Artig bedankt sie sich für die Unterstützung nach mehr als 10 Jahren Abwesenheit und gibt zu, dass die Rückkehr auf die Bühne gar nicht so leicht ist. Merkt man ihr gar nicht an.
Nach "Up" ergießt sich erstmals ein Konfettiregen über die vorderen Reihen, und Shania verschwindet von der Bühne, während eine erneute Videoeinspielung gezeigt wird. Eine aufwendige Western-Kulisse fährt nun auf die Bühne, und Twain reitet stilecht auf einem Pferd ein. Auch das Outfit hat sie mittlerweile gewechselt, und das nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, ob die ebenfalls erschienene Live-CD, die Gunther Matejka für CountryMusicNews.de besprochen hat, ohne all diese visuellen Showeffekte das volle Konzerterlebnis vermitteln kann. Denn das, was dem Betrachter hier geboten wird, ist wirklich Unterhaltung pur. Die unaufgeregte Kameraführung, die viele unterschiedliche Blickwinkel anbietet, tut da ihr Übriges.
Im Cowgirl-Outfit eröffnet Twain nun den Country-lastigen Teil des Abends. "I Ain't No Quitter" macht den Anfang und sorgt vor allem durch eine feurige Tanzeinlage für Unterhaltung. In der folgenden Ansage grüßt die Entertainerin alle Country-Fans im Saal und verleiht ihrer eigenen Verbundenheit zum Genre Ausdruck. Als die Kulisse sich öffnet und ein waschechter Wild West Saloon zum Vorschein kommt, sorgen die unverkennbaren Töne von "Any Man of Mine" für absolute Ekstase. Jetzt ist wirklich der Teufel los, sowohl auf der Bühne als auch auf den Rängen. Beeindruckend, wie die fünffache Grammy®-Award-Gewinnerin mit ihren fünf Tänzern zwischen der 13-köpfigen Band (!) übers Parkett fegt.
Es folgt eine weitere mit Videos überbrückte Umbaupause, nach der Shania im Leoparden-Outfit zunächst den Charterfolg "That Don't Impress Me Much" zum Besten gibt. Anschließend gibt sie sich bei "Honey, I'm Home" volksnah und nimmt ein Bad in der Menge. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Star zum Anfassen. Nach einem weiteren Kulissenwechsel (jetzt weiß man auch, woher die hohen Ticketpreise kamen) hält Twain einen rührenden Monolog über ihre Mutter, die ihr größter Fan war, ihren Erfolg aber nicht mehr miterleben durfte. Mit "Carrie Anne" widmet Shania Twain ihr auch den nächsten Song, bevor sie sich samt Band und dreier glücklicher Fans aus dem Publikum um ein gigantisches künstliches Lagerfeuer setzt, das Teil einer monströsen Wildnis-Kulisse ist. Nun werden in Pfadfinder-Manier einige akustische Lieder geträllert, wobei "Today Is Your Day" sicherlich das Highlight darstellt.
Daraufhin wird - erraten! - mal wieder umgebaut. Nach einem von Streichern herrlich inszenierten Video kommt Shania erneut auf einem Pferd auf die Bühne geritten. In weißer Abendrobe singt sie, teilweise auf dem Rücken des Schimmels, "You're Still the One", und gibt mit ihrem vierbeinigen Co-Star eine hervorragende Figur ab. Während Twain von der Bühne verschwindet, entfacht die Band einen heftigen Rockorkan, der in den wohlbekannten Klängen von "Man! I Feel Like a Woman" mündet. Die Protagonistin ist mittlerweile wieder da (in neuem Outfit versteht sich), und beendet mit ihrem Megahit ein fulminantes Konzerterlebnis. Erneut regnet es Konfetti, und der Superstar bedankt sich bei den Fans für einen tollen Abend. Gleichfalls, Shania. Gleichfalls.
Fazit: Mit "Still the One" dokumentiert Shania Twain eindrucksvoll ihre aufwändige Las Vegas-Show, die fast schon mehr Musical als bloßes Konzert ist. Auge und Ohr fühlen sich gleichermaßen unterhalten, und mit Hinblick auf das anstehende neue Album des Megastars lässt sich festhalten, dass sie von ihrer Klasse augenscheinlich nichts eingebüßt hat. Man darf gespannt sein.
Sound: Dolby Digital 2.0/DSS 5.1/DTS 5.1; Bild:16:9/NTSC; Ländercode: 0 Laufzeit: ca. 153 Minuten Label: Eagle Rock (Edel) |
VÖ: 6. März 2015 |
Titelliste
01 | Opening | 14 | (If You're Not In It For Love) I'm Outta Here |
02 | I'm Gonna Getcha Good! | 15 | Shania Memories |
03 | You Win My Love | 16 | Carrie Anne |
04 | Don't Be Stupid (You Know I Love You) | 17 | Come on Over |
05 | Up! | 18 | Love Gets Me Every Time |
06 | The Good, the Bad and the Sexy | 19 | Rock This Country! |
07 | I Ain't No Quitter | 20 | Today is Your Day |
08 | No One Needs to Know | 21 | Black Horse, White Horse |
09 | Whose Bed Have Your Boots Been Under? | 22 | You're Still The One |
10 | Any Man of Mine | 23 | From This Moment On |
11 | Shania Style | 24 | Red Storm |
12 | That Don't Impress Me Much | 25 | Man! I Feel Like a Woman |
13 | Honey, I'm Home | 26 | Rock This Country! (Abspann) |