Diese hier präsentierte Song-Auswahl zeigt die letzte Country-Phase des Rock 'n' Roll-Königs ab 1970 - zum Spätherbst seiner Karriere also. Da hatte der Überflieger des Show-Biz schon so manches hinter sich: G.I.-Dienst, Hawaii, Las Vegas, eine gescheiterte Ehe, unzählige Groupies und Verehrerinnen und noch mehr Drogen und Pharmaka. Vielleicht - könnte man orakeln - hat sich der Jahrhundertsänger von den urwüchsigen, naturbelassenen und meist chronisch positiven und optimistischen Songs aus der Hit-Küche der Music Row eine späte Erdung erhofft. Eine Art Musik-Therapie. Ein Anker für den von viel zu viel Erfolg abgedrifteten Geist. Man weiß es nicht, verwundern würde es aber nicht. Fest steht jedenfalls, dass sich Elvis mit Haut und Haar in die Songs von Kris Kristofferson ("For The Good Times"), Lester Flatt/Earl Scruggs ("A Hundres Years From Now"), Eddie Rabbitt ("Kentucky Rain") oder Wayne Walker ("Are You Sincere") hineinlebt und -singt. Bisweilen gelingt ihm dabei die perfekte Symbiose aus Rock 'n' Roll-Feuer und Country-Feeling: Der Hüftschwung mit Stetson.
Seine ganze Klasse als Interpret spielt der 1977 viel zu früh verstorbene Megastar natürlich in den zahlreichen Balladen aus. Hier lebt und leidet er, wie kein anderer. Seine Interpretation von "Always On My Mind" kann sich sogar mit Willie Nelsons Fassung messen, "Tomorrow Never Comes" aus der Feder von Ernest Tubb hat Pathos und Klasse, Willies tieftrauriges und dabei so bitter wahres Meisterwerk "Funny How Time Slips Away" treibt selbst dem hartgesottendsten Zyniker Tränen in die Augen und - falls doch nicht - folgt gleich drauf Hank Williams Ode an die Einsamkeit: "I'm So Lonesome I Could Cry". Schnief, ist das schön...
Obwohl die Songs seinerzeit recht staubfrei ohne Fiddle und Pedal-Steel-Guitar, dafür aber meist umso mehr mit Pomp und deftigen Streicherarrangements in Szene gesetzt wurden, haucht ihnen Elvis dennoch das ursprüngliche Gefühl von Country & Western ein. Er hatte diese Musik, das steht auch nach dieser Zusammenstellung fest, absolut intus. So gibt er auch in weniger bekanntem Material wie "There's A Honky Tonk Angel", dem trockenen "Good Time Charlie's Got The Blues" oder dem zur eigenen Biografie perfekt passenden "Pieces Of My Life" stets überzeugende Vorstellungen ab. Im letzten Song, "I Can't Stop Loving You", schließt sich der Kreis von Memphis und Nashville, von Soul und Country. Wie sagte mal ein schlauer Mensch: Es gibt nur zwei Arten von Musik - gute und schlechte. Das hier ist gute. Sehr gute sogar ...
Fazit: Der King in Nashville. Hüftschwung mit Stetson. Pathetisch, nostalgisch, emotional, schön. Eine CD für die Ewigkeit.Label: RCA Viktor (Sony) | VÖ: 25. August 2006 |
Titelliste
Links
01 | For The Good Times | 11 | It Ain't No Big Thing (But It's Growing) |
02 | Take Good Care Of Her | 12 | Are You Sincere |
03 | She Wears My Ring | 13 | Release Me |
04 | Always On My Mind (New Sound Remastered) | 14 | Funny How Time Slips Away(2003 Sony Remaster) |
05 | Snowbird | 15 | I'm So Lonesome I Could Cry |
06 | Green, Green Grass Of Home | 16 | There's A Honky Tonk Angel (That Will Take Me Back In) |
07 | Tomorrow Never Comes | 17 | If I'm A Fool (For Loving You) |
08 | A Hundred Years From Now | 18 | Pieces of My Life |
09 | Kentucky Rain (2003 Sony Remaster) | 19 | Blue Eyes Crying In The Rain |
10 | Good Time Charlie's Got The Blues | 20 | I Can't Stop Loving You |