Auf seiner Webseite wird Johnny Lee als "Country Legende" tituliert - sein größter Hit "Lookin' For Love" ist allerdings schon vor 36 Jahren erschienen und hielt sich damals drei Wochen an der Spitze der Billboard Country Singles. Der Titel fand sich außerdem auf dem Soundtrack zum Film "Urban Cowboy” mit John Travolta und Deborah Winger wieder, der damals einen neuen, temporären Boom der Country Music auslöste.
Johnny Lee - mehr als ein One Hit Wonder
Johnny Lee gelangen mit "One in a Million", "Bet Your Heart on Me", "The Yellow Rose" und "You Could Have Heard a Heartbreak" bis 1984 eine Reihe weiterer No.1-Erfolge. Von da an ging es bergab - letzte Charteinstiege mit gleich zwei Alben datieren von 1985. Doch - und das spricht für den stolzen Texaner - aufgegeben, Musik aufzunehmen und Konzerte zu spielen, hat Johnny Lee nie.
You Ain't Never Been to Texas - Real Country Music
Auf dem Cover der zwölf neuen Songs prangert die Warnung, dass es sich bei dem Inhalt um "Real Country Music" handelt - das macht neugierig. "Lonesome Love List" dreht den Zeiger der Musikgeschichte zum Auftakt direkt einmal mindestens vier Jahrzehnte zurück. Während das Mitglied der "Texas Country Music Hall of Fame" inhaltlich beklagt, dass er bei einer Dame nicht die erste Wahl ist, gibt es bei der altmodischen Nummer reichlich Fiddle- und Pedal-Steel-Sounds.
Mit "What's Forever For" folgt die erste von zahlreichen Balladen, die ebenfalls fest im betagten Soundgewand der frühen 80er Jahre daherkommt. "Who's Left, Who's Right" setzt den Weg unaufgeregt und unspektakulär fort. Auch wenn der Interpret hier einen kurzen Sprech-Part inkludiert - Johnny Lee setzt ganz bewusst auf seine eigenen Wurzeln und verzichtet auf Experimente. Die wären bei der Ballade "Best Thing That Ever Happened to Me" aber vielleicht ganz hilfreich gewesen, klingt die Nummer doch nicht zuletzt durch die sehr angestrengt klingende Stimme viel zu altbacken.
Western Swing darf bei einer Reise in die Vergangenheit nicht fehlen, so hat sich Johnny Lee für "Deep Water" die Unterstützung von Asleep at the Wheel gesichert, die die Nummer 1993 schon einmal für ihr Album "Tribute to the Music of Bob Wills & the Texas Playboys" aufgenommen hatten. Zwar hat die frühere Adaption von Asleep at the Wheel noch etwas mehr Esprit, trotzdem werden Western Swing-Fans an der Neuauflage ihren Spaß haben.
"Never Been to Texas" entpuppt sich als die zu erwartende Liebeserklärung an den Lonestar-State. 2010 hatte der frühere Nashville Star-Teilnehmer Jason Meadows den Song als Single veröffentlicht. Auch diese Neuauflage kann sich gut hören lassen. Mit "Good Lovin' Woman Bad" (keine Cover-Version des Titels von Bad Company!) gönnt sich Johnny Lee nur einen echten Uptempo-Song. Der ist allerdings für einen 69-Jährigen aller Ehren wert. Lauter und rockiger wird es nur noch mal bei "Bullets First". Der politisch wenig korrekte Aufruf zur Selbstjustiz hätte aber besser ins Repertoire von Hank Williams Jr. gepasst.
Fazit: Mit Johnny Lee meldet sich einer der Stars der "Urban Cowboy"-Szene zurück. Wer mit dem damaligen Sound den Einstieg in die Country Music gefunden hat, wird an "Never Been to Texas” seinen Spaß haben. Wer es dagegen moderner mag, wird bei der bewusst altmodischen Produktion kaum Spaß haben.
Label: Johnny Lee (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 3. Juni 2016 |
01 | Lonesome Love List |
02 | What's Forever For |
03 | Who's Left, Who's Right |
04 | Deep Water (mit Asleep At The Wheel) |
05 | Never Been to Texas |
06 | FBest Thing That Ever Happened to Mereedom |
07 | Good Lovin' Woman Bad |
08 | Wish I Could Love That Way Again |
09 | Steps From the Blues |
10 | Who Did You Love |
11 | Bullets First |
12 | Worth Watching |