Sechs junge, sympathische Menschen an Akustikgitarren, Kontrabass, Keyboards, Percussion und, man höre und staune, an der Appalachian Mountain Dulcimer sangen und spielten sich bei der Interpretation ihres Songs "Coming Home" ihre maritimen Seelen aus den Leibern. Das Sextett - fünf Männer, eine Frau - sammelte dabei aber nicht nur Sympathiepunkte, sie wussten auch musikalisch zu überzeugen: schöne Melodien, perkussiv treibender Groove, ein romantisch perlendes Piano, eine traurige Harp - und exzellente Satz- und Solo-Gesänge. Kurz: eine überzeugende Darbietung, für die am Ende immerhin Platz 23 heraus sprang. Damit ist zwar noch kein Fundament für die Weltkarriere geschaffen, aber immerhin die Basis für das erste Firelight-Album "Backdrop Of Life".
Der Ort ist für die Musik immer ein entscheidender Faktor. Country klingt in Austin anders als in Nashville oder Memphis. Rock in Paris anders als in Berlin. Und Malta ist ein ganz besonderer Ort, mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Die hat viel mit Besetzungsmächten und Eroberern zu tun. Strategisch im Mittelmeer wichtig, ließ es sich keine große Kriegsmacht entgehen, das kleine Malta zu okkupieren. Wer jemals auf dem kleinen Eiland zwischen Italien und Afrika Urlabu gemacht hat, weiß, dass hier eine gewisse Schwermut zuhause ist - zumindest im Vergleich zu dem nur 164 Kilometer entfernten Sizilien. Diese Schwermut drückt sich seit jeher auch im Schaffen der ansässigen Künstler aus. Das gilt auch für Firelight.
Wobei die erst 2013 gegründete Band um die beiden Leadsänger Richard Micallef und Michelle Mifsud natürlich nicht mit Haut und Haar dem Blues verfallen ist. Im Gegenteil: vordergründig gehört, präsentiert das dynamische Sextett sogar pure Lebensfreude - größtenteils verpackt in flott angelegten Folk- und Folklore-Klängen. Ihr Song-Contest-Beitrag "Coming Home" ist dafür ein gutes Beispiel und damit auch der ideale Opener der CD. Doch wer genauer hinhört, erkennt eine tiefe Nachdenklichkeit bei der Band. Nicht umsonst haben sie den Track den Gefallenen des 1. Weltkrieges gewidmet.
Obwohl es die Band erst seit gut einem Jahr gibt, haben sie schon so etwas wie ihren eigenen Sound erschaffen. Zu traditionellen Folk-Elementen und -Instrumenten fügen sie mit leichter Hand keltische Melodien, esoterisch anmutende Keyboard-Melodien sowie unkompliziert antreibende Rhythmen. Oft treiben sie die Viertel vor sich her, bei "Talk Dirty" geht es auch mal in schnelle, mit fidelen Geigen verzierte Polka-Gefilde. Dynamisch, auf alle Fälle. Fast schon hektisch.
Besser fallen ihrer ruhigeren Songs aus - und das gilt für die Mehrzahl der elf Titel. Songs wie die herrlich anrührenden Liebeslieder "Her Song" und "Nobod But You" zum Beispiel. Ein Highlight der CD setzt auch "A Hole Joe": zu den recht konventionellen Folk-Klängen erzählen sie die Geschichte von einem Insel-Don-Juan, selten hat man das Wort "Asshole" witziger in einem Lied gehört.
Fazit: Die Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer überzeugen mit einer originellen Mixtur aus Folk und Folklore. Schöne Melodien, starke Sänger, außergewöhnliche Songs.
Label: Artists & Acts / Depro (Universal) | VÖ: 26. September 2014 |
Titelliste
01 | Coming Home | 07 | Diesel |
02 | Her Song | 08 | A Hole Joe |
03 | Bite The Bullet | 09 | Nobody But You |
04 | Black & Blue | 10 | Busking For Your Love |
05 | Talk Dirty | 11 | Backdrop of Life |
06 | Victor |