Für die Glätte im Bandsound ist nicht unerheblich die hohe Stimme von Leadsänger Gary LeVox verantwortlich. Der Mittvierziger aus Ohio schwingt sich auch bei den neuen 13 Titeln auf in erstaunliche Höhen. Man nehme nur den von Brian White mitkomponierten Song "Aftermath". Es würde nicht verwundern, wenn hier und da ein Sektglas bei den gebotenen Frequenzgängen zerspringen sollte.
Diese hohe Stimme im Verein mit den Harmony-Vocals von Bassist Jay DeMarcus und Gitarrist Joe Don Rooney ist das Markenzeichen des flotten Country-Pop-Dreiers. So schön ein akustisches Signet sein mag - es kann, falls überstrapaziert, auch nerven. Jedenfalls ist man froh, wenn es der blonde Gary ab und an ruhiger angehen lässt und seine Stimme nicht bis zum zwei gestrichenen C hochklettern lässt. Dann klingt die Band auch gleich rockiger. Wie zum Beispiel bei "I'm On Fire". Die strammen Gitarrenriffs und die wuchtigen Beats lassen Rascal Flatts schon fast wie eine Country-Rock-Band daherkommen. Allerdings selbst in diesen - für ihre Verhältnisse - ausgelassenen Tracks, ziehen sie die Zügel an; setzen sie auf Kontrolle denn auf Ekstase. Ihre Lederjacken haben Bügelfalten. Doch so sind sie nun mal...
Und so wie sie sind, sind sie enorm erfolgreich: Rund 50 Millionen verkaufte CDs und digitale Downloads stehen genauso zu Buche wie sechs CMA-Awards (als Gesangsgruppe des Jahres). Da ist es nur zu verständlich, dass man von seinem Erfolgsrezept nur ein bisschen abrücken möchte. Das hat wohl auch der neue Sound-Verantwortliche Howard Benson erkannt. Wie bei früheren Hit-Alben aus dem Dan-Huff-Stall lässt es auch er bei den Strophen meist ruhig und gefühlvoll angehen - um dann im Refrain volle Kanne aufzudrehen. Der mit einer spacigen Gitarrenmelodie verzierte, von Eric Paslay mitkomponierte Titeltrack ist genauso nach dem Muster gestrickt, wie "I Like The Sound of That" oder das von Brett James mitgeschriebene, ziemlich nach Pop-Wühltisch klingende "Powerful Stuff". Überhaupt: "Pop". Die allermeisten Titel lassen sich in dieser Kategorie ablegen. In nur dieser. Dass ab und zu ein Dobro zirpt, ein Steel-Guitar wimmert und ein Banjo klimpert ändert daran Null. Auch nicht, dass die Songs in Nashville in den Blackbird Studios oder im Grip aufgenommen wurden.
Zum CD-Ende gestattet sich das Trio aber dann doch noch zwei musikalische Exkursionen: Bei dem schwer schiebenden, laut aufgedrehten "Honeysuckle Lazy" machen sie auf dicke Hose - und das nicht mal schlecht. Der Neil-Trasher-Song rockt. Und gleich darauf der Kontrast: mit dem finalen "The Mechanic" präsentieren sie den ruhigsten, luftigsten und vielleicht sogar schönsten Song der CD. Hier lassen sie ihre Folk- und Country-Roots wenigstens mal erahnen.
Fazit: Gegen den bombastischen, superglatten Rascal Flatts-Sound kommt offenbar kein Produzent der Welt an - erneut eine typische CD des schmucken Dreiers.
Label: Big Machine (Universal) | VÖ: 23. Mai 2014 |
Titelliste
01 | Payback | 08 | I Like The Sound of That |
02 | Rewind | 09 | Aftermath |
03 | I Have Never Been to Memphis | 10 | I'm On Fire |
04 | DJ Tonight | 11 | Life's A Song |
05 | Powerful Stuff | 12 | Honeysuckle Lazy |
06 | Riot | 13 | The Mechanic |
07 | Night of Our Lives |