Rascal Flatts - Still Feels Good

CD Cover Rascal Flatts - Still Feels Good
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Redaktionswertung Bewertung: 3 Sterne = OK
Userwertung

Also optisch kann man kaum einen Unterschied zwischen Rascal Flatts und schon etwas älter gewordenen Boygroups wie Take That oder Backstreet Boys ausmachen. Lässig, cool mit modernen Klamotten und Frisuren versehen gucken sie auf dem Coverfoto aus irgendeiner gläsernen Villa. Auf der Coverrückseite posieren sie in ähnlicher Pose - aber mit anderen Klamotten - vor einem Pool der, so schaut es wenigstens aus, auf den Hügeln Hollywoods liegt. Zu Füßen: das Häusermeer LAs. Kann aber auch irgendeine andere amerikanische Metropole sein. Nashville aber, da würde ich wetten, ist das nicht ...

Wie nicht zum ersten Mal bemerkt, hat das alles durchaus auch mit der Musik zu tun. Jedes Foto, jede Pose, jede sorgfältig hingegelte Haarsträhne ist ein Statement. Wer das nicht glauben will, sollte sich mal mit einem Productmanager einer großen Plattenfirma unterhalten. Wer jetzt der Meinung ist, dass ich so langsam mal über die Musik der Neuen von Rascal Flatts zu sprechen kommen sollte, hat vermutlich Recht. Doch: sooo wahnsinnig viel gibt die nicht her. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich bei so manchem Leser unbeliebt mache: Sie ist einfach langweilig.

In nicht wenigen Passagen ist "Still Feels Good" sogar richtiggehend nervig. Denn in den meisten Titeln vertrauen Gary Levox, Jay Demarcus, Joe Don Rooney und ihr Produzent Dann Huff auf ein und die selbe Herangehensweise: Leises, dezentes Intro mit Klavier, teilweise Dobro oder Akustikgitarre; verhaltene, harmonisch weich gespülte Strophe um dann in einem furiosen Refrain zu münden. Der Dynamikbereich pendelt fast in jedem Track von pianissimo bis infernal. Wer das mag, wird die CD lieben. Wem aber, wie zum Beispiel dem Autor dieser Zeilen, dieses vollgepropfte Refrain-Gewitter mit Leidenschaft suggerierenden, hysterisch gebrüllten Vocals und einem Großaufgebot an Instrumenten auf den Nerv geht, wird mit der CD seine Probleme haben.

Freilich sind die drei exzellente Sänger und haben auch als Songautoren einiges auf dem Kasten. Doch der Soundteppich, den Produzent Dann Huff hier knüpft, ist so engmaschig, so dicht und auf Dauer bedrückend, dass man über jeden Song froh ist, der diese Materialschlacht nicht aufbietet. Die hübsch altbackene Klavier-Ballade "Winner At A Losing Game" ist dafür ein gutes Beispiel und auch das in Moll gefärbte Liebeslied "Better Now", sowie das finale "It's Not Supposed To Go Like That" - eine hymnische Ode an das Leben und den frühen Tod - schlagen keine Dynamik-Purzelbäume. Das ist immerhin schon mal erfreulich.

Der Rest klingt in seiner Machart austauschbar und beliebig. Man kann das Zimmer zu Anfang der CD verlassen und 30 Minuten später wieder in den Raum gehen und hat das Gefühl, immer noch den gleichen Song zu hören. Nur vielleicht um ein paar Beats pro Minute schneller oder langsamer. Doch man kann sich darauf verlassen: der ruhigen Strophe folgt ein Refrain, dass die Wände wackeln. Auch wenn der Titeltrack nach gleicher Bauart gedrechselt ist, fahren Rascal Flatts hier wirklich sphärisch schöne Harmonien auf. Den Tiefpunkt bildet dagegen "Bob That Head". Hier ziehen die drei ihre nicht vorhandenen Hüte vor, logo, Big & Rich. Das heißt: auf Dobro folgt Metal-Gitarre, auf Fiddle Rapeinlage.

Fazit: Eine echte Enttäuschung: fast alle Songs sind nach gleicher Machart gestrickt. Und Dann Huff greift ein weiteres Mal viel zu tief in die Bombast-Arrangement-Kiste. Folge: viel Aufwand, wenig Ertrag.

Label: Lyric Street (in Deutschland nicht veröffentlicht) VÖ: 25. September 2007

  • Titelliste

  • Links

01 Take Me There 08 Every Day
02 Here 09 Secret Smile
03 Bob That Head 10 Better Now
04 Help Me Remember 11 She Goes All the Way
05 Still Feels Good 12 How Strong Are You Now
06 Winner at a Losing Game 13 It's Not Supposed To Go Like That
07 No Reins


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