Wie nicht zum ersten Mal bemerkt, hat das alles durchaus auch mit der Musik zu tun. Jedes Foto, jede Pose, jede sorgfältig hingegelte Haarsträhne ist ein Statement. Wer das nicht glauben will, sollte sich mal mit einem Productmanager einer großen Plattenfirma unterhalten. Wer jetzt der Meinung ist, dass ich so langsam mal über die Musik der Neuen von Rascal Flatts zu sprechen kommen sollte, hat vermutlich Recht. Doch: sooo wahnsinnig viel gibt die nicht her. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich bei so manchem Leser unbeliebt mache: Sie ist einfach langweilig.
In nicht wenigen Passagen ist "Still Feels Good" sogar richtiggehend nervig. Denn in den meisten Titeln vertrauen Gary Levox, Jay Demarcus, Joe Don Rooney und ihr Produzent Dann Huff auf ein und die selbe Herangehensweise: Leises, dezentes Intro mit Klavier, teilweise Dobro oder Akustikgitarre; verhaltene, harmonisch weich gespülte Strophe um dann in einem furiosen Refrain zu münden. Der Dynamikbereich pendelt fast in jedem Track von pianissimo bis infernal. Wer das mag, wird die CD lieben. Wem aber, wie zum Beispiel dem Autor dieser Zeilen, dieses vollgepropfte Refrain-Gewitter mit Leidenschaft suggerierenden, hysterisch gebrüllten Vocals und einem Großaufgebot an Instrumenten auf den Nerv geht, wird mit der CD seine Probleme haben.
Freilich sind die drei exzellente Sänger und haben auch als Songautoren einiges auf dem Kasten. Doch der Soundteppich, den Produzent Dann Huff hier knüpft, ist so engmaschig, so dicht und auf Dauer bedrückend, dass man über jeden Song froh ist, der diese Materialschlacht nicht aufbietet. Die hübsch altbackene Klavier-Ballade "Winner At A Losing Game" ist dafür ein gutes Beispiel und auch das in Moll gefärbte Liebeslied "Better Now", sowie das finale "It's Not Supposed To Go Like That" - eine hymnische Ode an das Leben und den frühen Tod - schlagen keine Dynamik-Purzelbäume. Das ist immerhin schon mal erfreulich.
Der Rest klingt in seiner Machart austauschbar und beliebig. Man kann das Zimmer zu Anfang der CD verlassen und 30 Minuten später wieder in den Raum gehen und hat das Gefühl, immer noch den gleichen Song zu hören. Nur vielleicht um ein paar Beats pro Minute schneller oder langsamer. Doch man kann sich darauf verlassen: der ruhigen Strophe folgt ein Refrain, dass die Wände wackeln. Auch wenn der Titeltrack nach gleicher Bauart gedrechselt ist, fahren Rascal Flatts hier wirklich sphärisch schöne Harmonien auf. Den Tiefpunkt bildet dagegen "Bob That Head". Hier ziehen die drei ihre nicht vorhandenen Hüte vor, logo, Big & Rich. Das heißt: auf Dobro folgt Metal-Gitarre, auf Fiddle Rapeinlage.
Fazit: Eine echte Enttäuschung: fast alle Songs sind nach gleicher Machart gestrickt. Und Dann Huff greift ein weiteres Mal viel zu tief in die Bombast-Arrangement-Kiste. Folge: viel Aufwand, wenig Ertrag.
Label: Lyric Street (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 25. September 2007 |
Titelliste
Links
01 | Take Me There | 08 | Every Day |
02 | Here | 09 | Secret Smile |
03 | Bob That Head | 10 | Better Now |
04 | Help Me Remember | 11 | She Goes All the Way |
05 | Still Feels Good | 12 | How Strong Are You Now |
06 | Winner at a Losing Game | 13 | It's Not Supposed To Go Like That |
07 | No Reins |