Kennern der Szene dürfte vor allen Dingen Ilse DeLange, die weibliche Hälfte des Duos, etwas sagen. Der Sängerin aus Almelo gelang 1998 gleich mit ihrem ersten Country-Album "World of Hurt" ein überraschend großer Erfolg. Auch wenn sich die Songwriterin letztlich nicht auf dem amerikanischen Markt behaupten konnte - in ihrer Heimat gelangen DeLange zahlreiche No.1 Hits und Alben.
Den männlichen Gegenpart bei The Common Linnets setzt Waylon, der im richtigen Leben eigentlich Willem Bijkerk heißt. Der Musiker arbeitete rund ein Jahr mit Waylon Jennings zusammen und kehrte erst nach dessen Tod von Nashville in seine niederländische Heimat zurück. Seit dem schmückt sich der Sänger mit diesem Künstlernamen. Seine Bekanntheit in unserem Nachbarland verdankt Waylon besonders seiner Teilnahme bei der Casting-Show "Holland's got Talent", bei der er den zweiten Platz erreichte.
Auch wenn beide Künstler bei ihrer musikalischen Karriere bisher primär auf Solopfaden wandelten, verbindet beide eine gemeinsame Vergangenheit, denn schon als Teenager hatten beide zusammen erste Texte geschrieben und miteinander gesungen. Nachdem DeLange mit der Veröffentlichung ihrer Greatest Hits-CD im vergangenen Jahr die Highlights ihrer bisherigen Karriere gebündelt hatte, suchte sie nach einer neuen Herausforderung. Bei der Wahl eines Duettpartners fiel ihre Wahl aus Waylton und The Common Linnets waren geboren.
Die grundsätzliche Idee hinter dem Projekt zeigt schon der Eurovision Final-Song "The Calm After The Storm" auf. Der Sound ist auf die beiden gut zueinander passenden Stimmen, zwei Gitarren und eine leise wimmernde Pedal Steel reduziert. Keine aufpolierte Produktion, sondern zurück zum Essenziellen, den Basics. Irgendwie klar, dass beim gemäßigten Tempo inhaltlich nicht eine überschwänglich positive Ode an die Liebe herauskommt, sondern eine nachdenklich stimmende Geschichte über ein Paar, bei dem eben nicht mehr alles so glatt läuft und das seinen Beziehungsstatus neu überdenkt.
Den Stempel Country als Gütezeichen darf man dem von DeLange und JB Meijers in Nashville produzierten Album gern aufdrücken, unüberhörbar sind hier aber zusätzlich Bluegrass- und Folk-Elemente - wer also mag, darf gern den Begriff Americana nutzen.
Der Abwechslungsfaktor ist hier so vielseitig wie die musikalischen Einflüsse. So drückt das Duo bei hittauglichen "Lovers & Liars" das Gaspedal auf dem Highway recht weit durch - und bringt eine stimmige und live sicherlich sehr wirkungsvolle Nummer zu Gehör, die übrigens auch ins Repertoire von Lady Antebellum passen würde. Zudem sollten das stampfende "Time Has No Mercy" sowie das folkige "Arms of Salvation" vor Publikum gut ankommen.
Träumerisch schön und zugleich verletzbar klingen die beiden Musiker dagegen bei der Ballade "Broken But Home", bei dem Waylon den Hauptteil singen darf. "Hungry Hands" ist ebenfalls eine sehnsüchtige Nummer, bei der DeLange ganz klar im Vordergrund steht und dabei mit ihrer Stimme über einen schönen Soundteppich an Pedal Steel Guitar-Klängen schwebt. Auf dem Boden landet das Duo danach wieder gemeinsam bei "Still Loving After You" - einem behutsamen Leckerli für Bluegrass-Freunde, bei dem die beiden Künstler zudem einmal mehr zeigen, wie gut ihre Stimmen miteinander harmonieren.
Fazit: Gesucht und gefunden - bei diesem nach einem Singvogel benannten Duo passt alles zusammen. Country Music, die im besten Sinne zurück zu den Wurzeln geht, und allen eine Alternative bietet, die mal wieder etwas anderes hören möchten, als den teils doch etwas einheitlichen Sound aus Nashville.
Label: The Longplay (Universal) | VÖ: 9. Mai 2014 |
Titelliste
01 | Calm After The Storm | 08 | Before Complete Surrender |
02 | Hungry Hands | 09 | Where Do I Go With Me |
03 | Arms of Salvation | 10 | Time Has No Mercy |
04 | Still Loving After You | 11 | Give Me A Reason |
05 | Sun Song | 12 | When Love Was King |
06 | Lovers & Liars | 13 | Love Goes On |
07 | Broken But Home |