Acht lange Jahre sind ins Land gezogen, seit Ronnie Milsap sein letztes Album "My Life" veröffentlichte. Manch einer mag gedacht haben, der von Geburt an blinde Sänger würde fortan seinen wohlverdienten Ruhestand genießen, doch weit gefehlt. Dank eines brandneuen Plattenvertrags bei Legacy (Sony Music) veröffentlicht Milsap nun ein Projekt, das ihm sehr am Herzen liegt.
"Summer Number Seventeen" heißt die neue Scheibe des Mannes aus Robbinsville, North Carolina. Mit dem Titelsong befindet sich zwar nur eine neue Eigenkomposition von Milsap auf dem Tonträger, doch die CD ist trotzdem ein Leckerbissen für Fans und all jene, die gerne den unsterblichen Klängen vergangener Zeiten lauschen. In zehn Coversongs zollt Milsap jenen Legenden Tribut, die ihn auf seinem eigenen Weg maßgeblich beeinflussten. Dabei versteht es der routinierte Künstler wie kaum ein anderer, jedem Stück seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, ohne dabei für Entfremdung zu sorgen.
Los geht es jedoch mit dem brandneuen Titeltrack, den man durchaus in der Kategorie gelungen einstufen kann. Fast könnte man meinen, das Lied wäre vom Rat Pack höchstpersönlich, so swinglastig ist es. Locker, leicht und fröhlich verleiht Milsap dem Album so einen netten Auftakt.
Ähnlich geht es mit "It's All in the Game" weiter, welches Tommy Edwards 1958 berühmt machte. Milsaps sanfte und charismatische Stimme ist erstaunlich gut in Form für die eines 69-jährigen und verleiht dem Song ein angenehmes Wohlfühlflair.
Auch die folgenden Titel "Personality" und "Tears on my Pillow" führen diesen Stil konsequent fort. Dank gefälliger Arrangements mit Bläsern, Streichern und einem rollenden Bass fühlt man sich fast wie auf einer Zeitreise in die 50er und 60er Jahre.
Mit "What Becomes of the Broken Hearted" gibt es dann einen Evergreen von Jimmy Ruffin auf die Ohren, den so gut wie jeder kennen dürfte. Getreu dem Motto "Was gut ist, soll man nicht ändern" bleibt Milsap bei seiner Interpretation sehr nah am berühmten Original. Dadurch wird das Stück zum Selbstgänger, das bei wirklich jedem Hörer Anklang finden wird.
Ein wenig experimentierfreudiger wird Milsap dann bei einem weiteren Klassiker, "Georgia on my Mind", welcher 1960 durch Ray Charles weltberühmt wurde. Mit einem verspielten Gitarrenintro und einem griffigen Groove verpasst Milsap dem Titel ein modernes Gewand, bleibt aber dennoch dem legendären Flair der unsterblichen Nummer treu. Ein weiteres Highlight der CD ist "Mustang Sally", bei dem Milsap beweist, dass er trotz seines fortgeschrittenen Alters noch über ordentlich Feuer verfügt. Frech, fetzig und mit viel Leidenschaft geht der Musik-Veteran zu Werke und überzeugt dabei vollends.
"Make Up", ein Duett mit Mandy Barnett, sticht inmitten der durchweg gelungenen Songs ebenfalls hervor. Beide Künstler harmonieren stimmlich perfekt, und auch muskalisch ist das Lied hervorragend in Szene gesetzt. Den Abschluss bildet dann mit "Lost in the Fifties Tonight" ein neu aufgenommene Version eines Nummer-eins-Hit von Milsap aus dem Jahre 1985. Ein starker Abschluss nach 45 unterhaltsamen Minuten, die auch den letzten Zweifler überzeugen dürften, dass Milsap sein Handwerk immer noch glänzend versteht.
Fazit: Ronnie Milsap ist mit diesem stimmungsvollen Album ein eindrucksvolles Comeback gelungen. Mit Country Music hat "Summer Number Seventeen" zwar herzlich wenig zu tun, aber das ist absolut nebensächlich. Milsap bietet dem Zuhörer die Möglichkeit, ihn auf einem Trip in die musikalische Vergangenheit zu begleiten.
Label: Legacy (Sony) | VÖ: 21. März 2014 |
Titelliste
01 | Summer Number Seventeen | 07 | Mack The Knife |
02 | It's All In The Game | 08 | Mustang Sally |
03 | Personality | 09 | Georgia On My Mind |
04 | Tears On My Pillow | 10 | I Can't Help It (If I'm Still In Love With You) |
05 | What Becomes of The Broken Hearted | 11 | Make Up (mit Ronnie Barnett) |
06 | You Make Me Feel Brand New | 12 | Lost In The Fifties Tonight |