"Brand New Man" - das war der erste Song, mit dem sich Brooks & Dunn gleich zum Start ihrer gemeinsamen Karriere nach ganz oben in den Charts rockten. Auch wenn der lange Schlacks mit seinen heute 57 Lenzen nicht mehr ganz in die Gruppe der jungen Männer passt - musikalisch geht Brooks auf dem neuen Album seinen eigenen Weg, der - wen wundert es - trotzdem eng mit seiner musikalischen Vergangenheit verbunden ist.
Seine sehr eigene Stimme - ob man sie nun mag oder nicht - erkennt der Genrekenner binnen Sekunden - das ist auf "New to This Town" natürlich nicht anders. Zählt man die Credits der zwölf Kompositionen durch, war Kix nicht nur als Sänger fleissig, sondern schrieb dazu an neun Nummern mit. Damit der Sound stimmt, produzierte Brooks das Album bis auf einen Song zudem im Alleingang.
Prominenten Beistand organisierte sich Brooks für den Titeltrack. So steuert bei "New To This Town" Eagles-Mitglied Joe Walsh nicht nur die Klänge seiner Slide Guitar bei, sondern auch ein paar Hintergrund-Vocals. Als Co-Produzent war hier Jay DeMarcus von den Rascal Flatts mit im Studio dabei. Der Song deutet zum Auftakt der Platte schon an, dass Kix Brooks auch ohne Ronnie Dunn an seiner Seite gut mit Harmonien und Melodien hantieren kann. Kein spektakulärer Mega-Hit, aber handwerklich eben sehr solide und gefällige Countrykost. Ähnliches gilt ebenso für "Bring It On Home", das Kix mit den versierten Schreibern Rhett Akins and Dallas Davidson schrieb. Ein bisschen Outlaw-Touch gibt dazwischen es mit "Moonshine Road". Kräftige, swampy Gitarren und rauchige Vocals machen den rauhen Charakter dieser Nummer aus.
Insgesamt finden sich vor allem in der zweiten Hälfte des Albums viele schnellere Songs. Wer Brooks & Dunn einmal live gesehen hat, erinnert sich sicher noch an die Energie, die vor allem Brooks von der Bühne aus selbst in die hinterste Reihe einer Konzerthalle oder eines Stadions transportiert hat. "Complete 360" ist so eine kraftvolle Party-Nummer, die diese geballte Power garantiert. Auch wenn die schnieken Fiddle-Beiträge stark an den Sound von Garth Brooks-Hits von vor 20 Jahren erinnern; hier kommt Stimmung auf. Weitere Up-tempo-Beiträge wie "Next To That Woman" oder das groovige "My Baby's Tattoo" hätten zweifellos auf ein Brooks & Dunn-Album wie "Hillbilly Deluxe" oder "Steers & Stripes" gepasst.
Mit dem druckvollen Rocker "Let’s Do This Thing" steuert Kix Brooks, der diese Nummer zusammen mit Hit-Schreiberin Leslie Satcher verfasst hat, wohl einen der flottesten Country-Songs aller Zeiten zum Thema "Heirat" bei. Es geht um die zahlreichen Prozeduren, die man(n) bei der Hochzeit hinter sich bringen muss, bis man endlich "richtig" verheiratet ist. Eilig hat es bei der knapp dreiminütigen Nummer auch Brooks, der die Strophen im für sein Alter coolen Erzähler-Stil so schnell vor sich hin singt, als würde er selbst gerade selbst vor dem Traualtar stehen und auf das "Ja"-Wort warten, obwohl er lieber schon die Hochzeitsnacht in Angriff nehmen würde.
Relaxter geht es direkt danach bei "Closin' Time At Home", einem feinen Trinkersong in bester Western-Tradition, weiter. Der auch als Schaupieler und Radiomoderator aktive Künstler lässt das Album mit einer typischen Ballade ausklingen. "She Knew I Was A Cowboy" dürfte dabei zweifellos den Menschen gefallen, die vor Jahren schon Titel à la "When She's Gone, She's Gone" oder "I Used To Know This Song By Heart" von Brooks & Dunn ins Herz geschlossen haben.
Fazit: Auf seinem ersten Solo-Album nach der Zeit Brooks & Dunn geht Kix Brooks keine großen Risiken ein. Statt dessen gibt es rockigen und feiertauglichen Country im bekannten Stil, der sicher nicht nur Fans des ehemaligen Duos gefallen wird.
Label: Arista Nashville (Sony) | VÖ: 7. September 2012 |
Titelliste
01 | New to This Town (mit Joe Walsh) | 07 | Tattoo |
02 | Moonshine Road | 08 | In The Right Place |
03 | Bring It On Home | 09 | Next To That Woman |
04 | There's The Sun | 10 | Let's Do This Thing |
05 | Complete 360 | 11 | Closin' Time At Home |
06 | My Baby | 12 | She Knew I Was A Cowboy |