Das Konzept dieses Rock-Appetizers erschließt sich dem Hörer ziemlich schnell: wuchtige, schnörkellose Drumbeats (Shannon Forrest, Chad Cromwell) treffen auf verzerrte Gitarrenriffs (Brent Mason, Adam Shoenfeld) und selbstbewusste, nicht selten laute Vocals. Für das Minimum an Country-Flair sorgt eine hektisch wie eine aufgescheuchte Wespe umherschwirrende Fiddle (John Spivey).
Man muss das schön mögen. Und linientreue Country-Jünger werden mit diesem Tonträger garantiert ihre Probleme haben. Der tolerantere Musikfreund wird dem Silberling aber wohl ein paar Hörgänge im CD-Player spendieren und dann- das darf man versprechen- nach einer Weile auch ein gewisses Hörvergnügen empfinden. Denn John Rich ist einfach ein witziger und intelligenter Typ. Ein Mann, der seit jeher in der Countrygemeinde für Reibung und Kontroverse sorgt. Der aber auch mit einem köstlichen Mutterwitz gesegnet ist, der auch vor Selbstironie nicht zurückschreckt. Alleine die Covergestaltung- ein silberner oder sogar mit Diamanten überzogener Sattel- spricht Bände. Tja, der Mann spielt virtuos mit Klischees und legt auch mal den Finger in die Wunde.
Schon der Auftakt wird dem braven Countryhörer die Zornesröte ins Stetson beschattete Gesicht treiben. "Country Done Come to Town" geht mit oben beschriebenen Zutaten kompromisslos zu Werke. Der hier mit dem Vorschlaghammer gezimmerte Shuffle-Rhythmus bildet das Fundament. Den Rest besorgt ein handfest rockendes Arrangement. Schon beim zweiten Track "You Had Me From Hell No" präsentiert der coole John den ersten Gaststar- Lil Jon. Eine prominentere Rolle bekommt im nächsten Titel "Mack Truck" der zusehends zum Country-Act mutierende Kid Rock zugesprochen.
Cowboy Troy darf sich bei dem ziemlich bekannt klingenden, dennoch als frische Eigenkomposition ausgegebenen "Texas" das Mikro mit Rich teilen. Beim finalen und vielleicht sogar besten Track "Let Somebody Else Drive" gibt Hank Williams Jr. den Duettpartner- und den mit dem Zeigefinger wedelnden Mahner. Message: nichts gegen Whiskey, aber wenn du voll bist, dann lass jemanden anderen fahren. Tja, auch das ist John Rich. Unter den schrillen Designer-Hemden pocht das Herz eines Mannes mit strengen Moralvorstellungen.
Bei drei der sechs Titel war übrigens Session-Gitarrist Adam Shoenfeld Co-Autor. Vielleicht auch ein Grund für die weit im Vordergrund sägenden Riffs.
Fazit: Eine mit sechs Tracks auf Sparflamme gekochte EP, die John Rich ganz als Rocker zeigt. Der Fiddle kommt in diesem harten Umfeld nur Alibi-Funktion zu.
Label: Warner Bros. Nashville (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 17. Mai 2011 |
Titelliste
01 | Country Done Come to Town | 08 | You Rock Me |
02 | You Had Me from Hell No (mit Lil Jon) | 09 | Texas (mit Cowboy Troy) |
03 | Mack Truck (mit Kid Rock) | 10 | Let Somebody Else Drive (mit Hank Williams, Jr.) |